Erfolg zieht Imitatoren mit sich. Das ist auch bei Minecraft nicht anders. Besagte Imitatoren wollen sich dann aber natürlich auf besondere Art von der Inspirationsquelle abgrenzen – etwas, was dem Genre langfristig natürlich helfen kann. Und genau da kommt Portal Knights ins Spiel. Das Projekt des Studios Keen Games nimmt sich die Blockbau-Grundlage von Mojangs Megahit und webt einige eigene, interessante Twists in die Formel ein. Wie das gelungen ist und ob die Switch-Umsetzung an sich etwas taugt, das kläre ich in diesem Test.
Bis zum Ende der Portal-Welt! Die Ausgangslage ist recht simpel: Die Spielwelt wurde eines unglückseligen Tages zersplittert und besteht nun nur noch aus schwebenden Inseln, die man über Portale erreichen kann. Abenteurer, die sich zwischen den Gebieten bewegen und sich den Gefahren des Unbekannten stellen, nennt man Portal-Ritter – und genau zu diesem Stand gehört auch ihr. Dazu erschafft ihr mit Hilfe eines überschaubaren Charaktereditors eure Spielfigur und legt sie auch auf eine von drei Charakterklassen fest, die eure Performance im Kampf beeinflusst. Danach generiert ihr eine Welt – euer Switch-Profil erlaubt die Sicherung von bis zu dreien gleichzeitig – und werdet umgehend auf die erste Insel befördert. Die generelle Größe der Insel lässt sich bei der Weltengenerierung übrigens als „groß“ oder „klein“ festlegen, wobei die Miniatur-Variante teilsweise fast schon klaustrophobisch klein wirkt. Trotzdem gibt es in beiden Ausgaben reichlich Baufläche für kreative Schöpfungen und wenn euch etwas nicht gefällt oder ihr durch eventuelle Updates hinzugefügte Elemente in eure bestehende Welt einbauen möchtet, könnt ihr sie auf Wunsch neu generieren lassen. Da euer Charakter separat von den Welten gesichert wird, bleibt beim Sprung zwischen den Universen sogar euer Rucksack-Inventar und euer Erfahrungslevel erhalten. Praktisch!
Moment mal, Erfahrungslevel? Jepp, Portal Knights setzt ziemlich deutlich auf RPG-Elemente, womit auch der Kampf gegen mal mehr, mal weniger gefährliche Kreaturen zum Alltag eines Portal-Ritters gehört. Dank Zielanvisierung behält man dabei, nicht unähnlich der Zelda-Reihe, seinen Gegner immer gut im Blick. Unter Standard-Einstellung geschieht dies übrigens vollautomatisch, wenn man in einen Kampf verwickelt wird, was meines Empfindens nach eher nervt als hilft. Der Auto-Fokus lässt sich jedoch glücklicherweise abschalten. Die drei Klassen mit ihren eigenen Waffen – Schwert, Bogen und Zauberstäbe – spielen sich dabei auch deutlich unterschiedlich, sonderlich komplex werden die Gefechte natürlich trotzdem so gut wie nie. Lediglich die wenigen Bosskämpfe fordern von euch etwas mehr Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen. Trotzdem sollte man sich den vielfältigen Wesen stellen, denn nicht nur gibt es für den Sieg Erfahrungspunkte für Levelaufstiege und Spezialisierungen, sondern auch Materialien.
Hier lass' ich mich nieder Das gesammelte Gut kann für allerlei Basteleien genutzt werden, von denen sich eine Vielzahl schon über Werkbänke und andere Crafting-Stationen freischalten lassen, viele andere jedoch erst über im Spielverlauf eingesackte Rezepte erlangt werden müssen. So motzt ihr nicht nur eure Ausrüstung stetig auf, sondern könnt auch Bauteile für eigene kleine Projekte zusammenstellen - etwa indem ihr eine bestimmte Insel zu eurer Schnellreise-Heimat erklärt und dort ein kleines Häuschen platziert. Das Platzieren und Entfernen von Gegenständen funktioniert dabei äußerst sauber und erfordert nicht einmal, dass ihr in direkter Nähe des Wunschortes steht. So kann man Dachdeckerarbeiten beispielsweise auch bequem vom Fußboden aus erledigen. Für enge Stellen und mehr Genauigkeit lässt sich zudem jederzeit in eine Ego-Perspektive umschalten, was den Aufbau noch eine Spur angenehmer macht.
Leider ist nicht alles grün in der Welt von Portal Knights - und das nicht nur, weil es natürlich noch andere Biome als eine Wiesenlandschaft gibt. Die fragmentierte Natur der Welt mit ihren 48 Inseln sorgt dafür, dass sich die einzelnen Bereiche gerade für fortschrittsorientierte Zocker mehr wie unsinniges Füllmaterial anfühlen. Unter anderem auch deswegen, weil das Auffinden der nächsten Portale auf größeren Inseln alles andere als einfach ausfällt. Hier schafft ein erschaffbarer Kompass zumindest etwas Abhilfe. Auch ist die Menüführung mit dem Controller nicht ganz optimal. Die ausladende Tastenbelegung sorgte bei mir sehr gerne mal zu falschen Klicks – das geht mit der Touchsteuerung im Handheld-Modus deutlich intuitiver. Zu guter Letzt hatte ich bislang nicht die Möglichkeit, die Multiplayer-Optionen auszuprobieren. Theoretisch können online oder offline bis zu vier Portal-Ritter gemeinsam durch die Welt reisen, praktisch ist der Online-Part jedoch nur auf Switch-Freunde beschränkt. Wenigstens gibt es auch einen Splitscreen-Modus an der selben Konsole, doch der scheint einigen Spielerberichten zufolge derzeit noch etwas verbuggt zu sein und gerne mal Inseln in ihren Ausgangszustand zurückzusetzen.
Immerhin kann die Technik sich trotz kleinerer Macken noch sehen lassen. So erstrahlen die blockigen Inseln in kräftigen Farbtönen und detaillierter Wildwuchs sorgt für die richtige Atmosphäre – ein starker Kontrast zum Pixeltexturen-Look von Vorbild Minecraft. Natürlich hat dies auch zur Folge, dass inmitten der saftigen Wiesen schon mal das ein oder andere Objekt etwas untergehen kann. Außerdem kann man derartigen Details in den Fällen, wo der Aufbau es zulässt, in immer noch respektabler Ferne beim Wachsen zusehen, wenn man sich darauf zubewegt. In Sachen Performance läuft Portal Knights dafür weitestgehend gut. Ruckler sind mir nur dann aufgefallen, wenn durch den Ebenenaufbau mal wirklich viele Objekte auf dem Bildschirm zu sehen sind. Beim Sprung zwischen den Inseln – gerade bei der Einstellungsstufe „groß“ - dürft ihr euch allerdings auf recht lange Ladezeiten von bis zu einer Minute gefasst machen. Vielspringer seinen an dieser Stelle also gewarnt.
Fazit: Es mag dank der aufgeteilten Welten ein wenig kleiner wirken und stilistisch mit seinen seltsam-runden Figuren womöglich etwas abschreckend wirken, doch im Kern bietet Portal Knights einen ähnlich großen Bauspaß, wie man ihn von der offensichtlichen Vorlage her kennt – wenn auch ein klein wenig eingeschränkter. Schnell erwischt man sich dabei, allerlei Materialien abzutragen und an seinem bescheidenen Eigenheim zu bauen, nur um danach durch ein Portal zu schreiten und nach neuen Abenteuern zu suchen. Die generierten Inseln wirken dank ihrer eingestreuten Großstrukturen und Mini-Dungeons zudem ziemlich abwechslungsreich, auch wenn bei größeren Gegenden dafür die Suche nach dem nächsten Portal hin und wieder etwas nervig ausfällt. Trotzdem: Wenn ihr nach einer netten, etwas farbenfroheren Alternative zu Minecraft sucht und auch etwas mehr Action braucht, dann wäre eine Karriere als Portal-Ritter eine Überlegung wert.
Reisender ohne Plan: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an 505 Games für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
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Eine bunte Minecraft-Alternative mit unterhaltsamen Eigenheiten.