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Review: Bayonetta 3

Tjark Michael Wewetzer, 15.11.2022

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Langsam aber sicher materialisieren sich alle Switch-Titel, die in frühen Lebensjahren der Konsole angekündigt waren, nur um dann eine gefühlte Ewigkeit an Funkstille folgen zu lassen. Shin Megami Tensei V versüßte uns vergangene Weihnacht, der Breath of the Wild-Nachfolger Zelda: Tears of the Kingdom macht sich für kommenden Mai bereit und Bayonetta 3 ließ sich kürzlich auch endlich blicken. Fehlt eigentlich nur noch Metroid Prime 4 und die Liste wäre komplett! Doch vorher sollten wir vielleicht einen Blick in PlatinumGames’ neuestes Werk werfen um zu schauen, ob sich das Warten überhaupt gelohnt hat und was die fesche Hexe Bayonetta sowie ihre neue Begleiterin Viola so alles zu bieten haben. Schnallt euch an, das wird wild!

Das Chaos im Getriebe
Und das nicht zuletzt, weil Bayonetta 3 mit einer Bedrohung beginnt, die sich nicht auf die Welt beschränkt, sondern gleich das ganze Multiversum zu vernichten droht. Nach einem fulminanten Prolog, im Zuge dessen eine Metropole geflutet wird und sich Bayonetta samt Kameraden in die zwischendimensionale Bar des teuflisch guten Barmanns Rodin verschanzt, wird die Ausgangslage geklärt: Ein Wesen namens Singularity zerschlägt mit einer Armee von Homunculi eine Parallelwelt nach der anderen und um das zu verhindern, muss Bayonetta ihn in seiner Heimatdimension, dem Alphaversum, konfrontieren. Das erfährt die Titelheldin von Viola, die ihrerseits ebenfalls aus einer anderen Dimension zu kommen scheint und die Hilfe der waffengewandten Hexe einholt. Um jedoch überhaupt ins Alphaversum zu kommen, muss das Duo zunächst fünf Chaos-Getriebe ausfindig machen, deren Kräfte das Tor öffnen. Also begeben sich die beiden zum beschaulichen Gebirgsgebiet Thule, von wo aus sie die Getriebe in diversen Parallelwelten ausfindig machen. Währenddessen macht sich Bayonettas alte Weggefährtin Jeanne auf, einen Dr. Sigurd aufzusuchen, dessen Hilfe ebenfalls gebraucht werde.

Klingt alles wirr? Ist es zunächst auch und wird vor allem erst dann wirklich klar, wenn man sich die Zeit nimmt, in den Charakterakten des Menüs ein wenig zu schmökern. Auch einige weitere Handlungselemente werden nur hier ausgiebig erklärt, allein auf die Cutscenes beschränkt hatte ich teilweise meine liebe Müh’, den Ereignissen zu folgen. Das liegt jedoch auch teilweise daran, dass Bayonetta 3 zwar zu Beginn eine gute Stunde Zwischensequenzen mit einigen Gameplay-Unterbrechungen bringt, danach jedoch eher auf kürzere Szenen und mehr Spielanteil setzt. Das ist weder wirklich gut noch wirklich schlecht, sondern schlichtweg eine Frage des persönlichen Geschmacks. An gewohnt überspielten Sequenzen mit irrsinnigen Manövern, die teilweise den schmalen Grat zwischen „unheimlich cool“ und „(un-)freiwillig albern“ wandern, mangelt es natürlich trotzdem nicht. Insgesamt seid ihr für einen Spieldurchmarsch ohne große Erkundungsausflüge gut 12 bis 15 Stunden beschäftigt.

Homunculus-Haue
Bayonetta 3 versteht sich zwar erneut maßgeblich als linearer Action-Trip, doch das bedeutet nicht, dass die charmante Hexe keinerlei Bewegungsfreiheit genießt. Die kurzen Intermezzos in Thule bieten bereits ein paar weitläufigere Gegenden mit versteckten Ecken, die Parallelwelten hingegen verzweigen sich nur zu gern mal, um mit zusätzlichen Schatztruhen und Herausforderungen zu locken. Die Schätze können dabei in vielen Fällen ganz normal aufgeprügelt werden, in anderen Situationen müsst ihr euch hingegen erst einem kleinen Sammelminispiel oder gar einem Kampf stellen, bevor ihr den Bonus in Empfang nehmen dürft. Die verstreuten Portale stellen euch wiederum vor unterschiedliche Kampfherausforderungen: Vom Ausschalten von Gegnern mit stark begrenzter Lebensenergie über Kombo-Challenges bis hin zu Einschränkungen eures Movesets ist einiges an Abwechslung dabei. In jedem Fall winkt bei Bestehen jedoch ein Upgrade-Gegenstand wie etwa ein Hexenherzteil oder eine Mondperlenhälfte. Es lohnt sich also, zumindest mal in die Extra-Aufgaben reinzuschauen.

Das Hauptaugenmerk liegt auch zweifelsohne auf dem Kampfanteil, von dem ihr im Laufe eurer Dimensionsreise mehr als genug zu Gesicht bekommt. Immer wieder werden Bayonetta und Viola mit magischen Barrieren in kleineren Gebieten eingeschlossen und dürfen erst weiterziehen, wenn die Homunculi oder anderweitige Gegner restlos ausgeschaltet werden. Das Standard-Moveset bietet im Prinzip bereits alles, was ihr für den einigermaßen effizienten Kampf benötigt: Schläge und Tritte lassen sich zu Kombos verketten, das Durchführen bestimmter davon resultiert in einem starken Abschlussschlag mit Bayonettas Hexenflechte. Um die Kombo weiterlaufen zu lassen, während ihr nicht nah genug an einen Feind rankommt, könnt ihr auf Projektilangriffe zurückgreifen, außerdem dürfen die Heldinnen natürlich auch hüpfen. Doch die beste Offensive nützt nichts ohne eine ordentliche Defensive, weswegen Bayonetta auf Schultertastenkommando auch ausweichen kann. Macht ihr dies im richtigen Moment, schaltet sich die altbekannte Hexenzeit ein, während derer das Geschehen in Zeitlupe verläuft und ihr schnell zum Gegenangriff ansetzen könnt. Nach minimaler Einspielzeit konnte ich bereits wieder solide Kombos zusammenstellen, die sich durch das erweiterbare Moveset zudem noch verfeinern ließen. Teil 1 war in dieser Hinsicht bedeutend strenger als das einsteigerfreundlichere dritte Spiel. Auch macht es ungemein Laune, mit den weiteren Waffen zu experimentieren, die im Spielverlauf freigeschaltet werden. Ob Killer-Yoyos, Morph-Kettensägen oder dämonische Riesenkeulen – alles wartet mit komplett eigenen Bewegungen auf, die es zu verinnerlichen und im Kampf ideal zu nutzen gilt. Aufgrund der recht großen Anzahl an Optionen ist es enorm schade, dass sich lediglich zwei von ihnen in Bayonettas aktives Arsenal packen und per Schultertastendruck wechseln lassen.

Neuzugang Viola funktioniert hingegen bedeutend anders – und ist erstaunlich schwierig zu meistern. Anders als Bayonetta kann sie nicht direkt zwischen mehreren Waffensets wechseln, sondern lediglich von einem Schwert- in einen Schlagmodus übergehen, indem sie ihr treues Katana in Feindesrichtung schleudert oder zur Beschwörung ihres Begleiterdämonen Cheshire nutzt. Ohne Klinge sind jedoch auch ihre defensiven Optionen eingeschränkt: Nur mit dem Schwert in der Hand kann sie feindliche Angriffe parieren und so ihr Hexenzeit-Äquivalent aktivieren. Da euer genaues Timing darüber entscheidet, wie lang die Zeitlupe anhält, ist einiges an Übung gefordert, bis ihr Viola optimal spielt. Hat man den Bogen jedoch erst einmal raus, machen die Kämpfe mit ihr auch Laune. Daher ist es umso bedauerlicher, dass die neue Figur lediglich in gut einem Fünftel des Spiels zum Einsatz kommt.

Die Hexe und ihr Heer
Stichwort Beschwörung: Bayonetta sammelt auf ihrer Reise durch das Multiversum nicht nur diverse Schmuckstücke für ihre Waffenkammer ein, sondern schließt auch weitere Dämonenpakte. Die dienen in Bayonetta 3 nicht bloß als Finisher für die vielfältigen Bosse: Mit ZL könnt ihr die Kreaturen der Unterwelt an eure Seite rufen und so lange direkt kontrollieren, wie ihr die Taste gedrückt haltet. Da ihr währenddessen Bayonetta selbst jedoch nicht steuern könnt, will wohlüberlegt sein, wie lange ihr die direkte Kontrolle aufrecht erhaltet. Jeder Dämon erfüllt dabei einen anderen Zweck und eröffnet diverse taktische Möglichkeiten. Madama Butterfly etwa brilliert mit schnellen Kombos gegen kleinere Einzelgegner, wohingegen Riesendrache Gomorrah ideal für weitreichende Angriffe oder größere Feinde mit mehr Wumms ist. Bis zu drei dieser Dämonen könnt ihr auf ein Schnellwahlmenü legen, in einigen Leveln wird euch sogar ein kommender Begleiter vorübergehend zur Probe zur Verfügung gestellt. Da sich zudem auch die Movelisten der Paktpartner erweitern lassen, kommt so noch einmal ein gehöriger Schuss Abwechslung ins ohnehin schon vielfältige Kampfsystem.

Auch abseits davon sorgt Bayonetta 3 dafür, dass euch eigentlich nie wirklich langweilig wird. Mal erkundet ihr die Ruinen einer Stadt samt U-Bahn-System, an anderer Stelle schwingt ihr euch mit den Kräften eines Spinnendämonens über Lavaströme, an wieder anderer Stelle gilt es kleinere Schalter- und Waage-Puzzles zu lösen. Auch geizt die Achterbahnfahrt nicht mit abwechslungsreichen Setpieces wie etwa einer Verfolgungsjagd über umgestürzte Hochhäuser. Allzu viel möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen, weil meine Worte der brachialen Action schlichtweg nicht gerecht würden. Nur die absolute Höhe des Finales vom ersten Bayonetta-Spiel, die erreicht Teil 3 leider nicht. Was angesichts des schieren Wahnwitzes besagten Endbosses jedoch auch verkraftbar und zu erwarten war.

Scharf geht anders
Nun gibt es noch einen großen Knackpunkt im Gesamtpaket und der ist die Technik. So viel vorweg: Ich habe Bayonetta 3 komplett im Handheld-Modus durchgespielt und empfand das Abenteuer als angenehm spielbar. Klar fällt der Unterschied zwischen den flüssige(re)n Spielszenen und bildratenmäßig dezent runtergeschraubten Zwischensequenzen auf und ich will auch nicht anzweifeln, dass die Framerate in den spielbaren Abschnitten variiert. Auf ein ärgerlich unspielbares Nivea ging es für mich jedoch nie runter. Die optischen Leiden fielen mir dafür umso mehr ins Auge. Statt „richtiger“ Transparenzeffekte verlässt sich der Titel in vielen Fällen auf das netzartige Dithering, was bei großen, prominenten Objekten schlichtweg unschön aussieht, und wenn viel auf dem Screen los ist, wirkt das Bild bedeutend verwaschener. Das ist schade, denn abgesehen davon können die vielfältigen Gegner und erstklassigen Animationen von Freund und Feind durchweg überzeugen. Bei den Umgebungen hatte ich mir hingegen ein wenig mehr erhofft – gerade weil Bayonetta auch dieses Mal durch diverse Paralleldimensionen wandert. Warum dann trotzdem mehrere Male auf zerstörte Großstädte zurückgegriffen wird, die relativ gleichartig wirken, ist mir schleierhaft.



Fazit:
Bayonetta 3 ist, wie auch die Vorgänger schon, eine Wucht. Vielleicht nicht mein liebstes Spiel der Reihe – da schätze ich den zweiten Teil persönlich etwas mehr – doch ohne jeden Zweifel ein spielenswertes Vergnügen. Schon vom Prolog an beginnt das neue Abenteuer mit der bildgewaltigen Zerstörung einer Metropole, während die Titelheldin die sehr schnell sehr viel größer werdenden Tutorialgegner mit zunehmend mächtigeren Mitteln auf die Matte schickt. Von da an dreht die actionreiche Achterbahnfahrt konsequent auf, bis ich mich am Ende des dritten Kapitels frage, wie sich das Spiel jetzt noch toppen will. Nach diesem richtig wilden Einstieg fängt sich PlatinumGames’ neuestes Werk ein wenig, hält das Niveau jedoch einigermaßen konstant und bietet auf der Reise durch die Parallelwelten massig fordernde sowie abwechslungsreiche Gefechte. Schade ist nur, dass sie für meinen Geschmack zu wenig aus Neuzugang Viola gemacht haben. Die ist nämlich in gefühlt zu wenigen Missionen spielbar, was aufgrund ihres ungewöhnlichen und fordernden Movesets ziemlich ernüchternd ist. Auch merkt man der technischen Umsetzung an, dass definitiv Luft nach oben besteht – sei es in Sachen Auflösung bei effektreicheren Konfrontationen oder den Umgebungstexturen. Dennoch: Wenn euch der Sinn nach fetziger Action steht und ihr entweder erneut mit Bayonetta auf Streifzug gehen möchtet oder gar das erste Mal in die Abenteuer der feschen Hexe einsteigt, seid ihr hier bestens aufgehoben.

Hoffnungslos verzaubert: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Leserwertung:

Noch keine
Deine Wertung:

-
Brachiales Action-Fest mit reichlich Abwechslung im Arsenal, mächtigen Dämonen unter eurem Kommando und einem kleinen Kätzchen, das mehr Zeit im Rampenlicht verdient hätte.

Wertung

SCHWIERIGKEIT:

9.0

TECHNIK:

6.0

ABWECHSLUNG:

9.0
85
von 100

Fetzige Gefechte

Bildgewaltige Bosse

Abwechslungsreiche Action-Abschnitte

Vielfältige Kombo-Optionen

Spaßige Waffen- und Dämonen-Moves

Stilsichere Zwischensequenzen

Viola kommt viel zu kurz

Zwei Waffenslots bei der Auswahl zu wenig

Flexible Auflösung, vor allem im Handheld-Modus

Könnte flüssiger laufen

Wie werten wir?

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1 Kommentar

profil 66 comments
[15.11.2022 - 20:14 Uhr]
pasc:
Die Bayo redet mir zuviel :p

Viola is nett. Und imo der einzige Lichtblick in Sachen Persönlichkeit neben dem Barkeeper boy.

Wäre da nicht dieses kleine NierAutomata, würde ich Bayo3 wohl sogar spielen.

PG scheint echt fähig zu sein.
Die dürfen gern mehr mit Nintendo machen.

Zelda mit Nier Kampfsystem wär sicher zum weinen gut.
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Spielname:
Bayonetta 3

Typ:
Switch-Spiel

Jetzt Bestellen:
Zum Shop
Publisher:
Nintendo

Developer:
PlatinumGames

Genre:
Action

Release:
28.10.2022 (erschienen)

Multiplayer:
nicht vorhanden

Altersfreigabe:
Frei ab 16 Jahre

eShop Preis:
59,99 €

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