Kurztest:
Jurassic World Evolution: Complete Edition
Spiele müssen nicht immer aufregend sein, um zu begeistern. Wer nur gelegentlich den Kick sucht, gehört wohl wie ich zu der Sorte Mensch, die Games vor allem zur Entschleunigung und Entspannung nutzen. Ein Genre, das sich dafür eigentlich sehr anbietet blieb mir jedoch bisher verschlossen, bis ich mich zum Test von Jurassic World Evolution: Complete Edition bereiterklärte. Gemeint sich nämlich Parksimulatoren, wie sie etwa durch die RollerCoaster Tycoon-Reihe salontauglich wurden. Unser heutiger Testkandidat trifft genau in diese Kerbe, verspricht aber statt Vergnügungsfahrten mit Loopings eher entspannte Ausblicke aus der Monorail auf die eigens gezüchteten Dinosaurier. Dass das Konzept funktioniert und gerade in der hier vorliegenden Komplettversion vor Inhalt nur so strotzt, zeigten ja die schon länger erhältlichen Versionen für andere Plattformen. Ich konzentriere mich daher in diesem Kurztest lediglich auf das Kerngameplay um auch Unwissende ins Boot zu holen, sowie die technische Umsetzung für Nintendos Hybrid-Konsole. Also alle angeschnallt, es geht Richtung Costa Rica!
Zurück in die Kindheit, zurück auf die Insel
Wer wie ich mit den ersten drei Jurassic Park-Filmen aufgewachsen ist, wird schon in den ersten paar Spielminuten in Nostalgie schwelgen. Neben der markanten Titelmelodie sind nämlich auch bekannte Sprecher und deren Figuren aus der Reihe mit von der Partie und versorgen uns teils mit Quests, oder streuen hier und da auch einfach nur ein paar Zeilen zur Geschichte ein. Als blutiger Anfänger wird man in der Hauptkampagne vorbildlich an (fast) alle Elemente des Parkmanagements herangeführt. „Fast“ deshalb, da gerade etwas versteckte Funktionen hier und da ausgelassen werden und Quests daher nur bedingt Sinn ergeben, bis man dann nach ein bisschen Herumtüftelei den Dreh raus hat. Das fällt aber glücklicherweise nicht allzu negativ auf, da das Spielkonzept generell sehr zum Experimentieren einlädt.
Die Hauptkampagne umfasst stattliche fünf Inseln eines Archipels, von denen man zunächst die Kleinste bebauen darf und dann nach und nach expandiert. Man ist also erstmal damit betraut, die grundlegende Struktur eines Dino-Parks zu errichten. Ein paar Gehege, Fossilienfunde und Forschungen später entlassen wir schon unsere ersten eigenen Tiere in die umzäunte Freiheit. Hierbei gibt es im Laufe des Spiels etliche Arten zu entdecken, mitsamt Lexikon quasi aller Spielelemente, sofern man sich für knallharte Fakten interessiert. Darüber hinaus beschäftigt man sich neben der Dinozucht auch noch mit der Zufriedenheit der Touristen, Katastrophenmagement, Landschaftsgestaltung, und und und. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig, wobei das Micromanagement meiner Meinung nicht zu nervig ausfällt. Vor allem der Beginn eines Park kann aber mangels Geldfluss auch schon mal etwas zäher ausfallen.
Wem das irgendwann nicht mehr reicht, kann sich zudem an noch mehr Sauriern, sowie drei inhaltlich recht interessanten Zusatzszenarien versuchen. So müssen wir in „Claire’s Zuflucht“ etwa etliche Tiere vor einem drohenden Vulkanausbruch auf Isla Nublar retten und umsiedeln, oder ganz klassisch im Ur-Park mit den drei Helden der Ur-Trilogie, also Alan Grant, Ellie Sattler und dem schwärmerischen Chaostheorethiker Dr. Malcolm den Parkkollaps verhindern, wie er in den Filmen erzählt wurde. Auch Skins basierend auf den neueren Jurassic World-Filmen, etliche Herausforderungen, sowie ein Sandkastenmodus sind mit im Paket. Ihr merkt schon: Wenn man will, kann sich gut und gerne hunderte Stunden mit dem Parkbau beschäftigen, was dank abwechslungsreicher Inhalte auch nicht allzu schnell langweilig wird.
Die technische Seite
Das alles bringt einem jedoch recht wenig, wenn diese Version des Spiels nur zum Teil genießbar ist. Wer gern hauptsächlich auf dem TV oder Monitor spielt darf beruhigt. Hier lief es zwar zum Launch der Switch-Version etwas holprig, dort wurde aber zum Glück mittels Patch nachgeholfen. Den TV-Modus kann man nun also mitsamt tollem Soundtrack in annehmbarer Auflösung und ziemlich stabiler Bildrate zocken. Anders sieht es da schon im Handheld-Modus aus. Wer wie ich, und vor allem solche entspannten Titel, jedoch lieber auf dem Sofa spielt und nebenbei Serien wegmacht, sollte jedoch gewarnt sein. Hier muss man sich trotz diverser Patches leider noch immer mit einer extrem verwaschenen Darstellung zufrieden geben. Zwar läuft hier (vermutlich dank dynamischer Auflösung) auch alles weitestgehend rund, doch hat das mit Genuss nicht mehr viel zu tun.
Ich bin nun beileibe kein Grafikfetischist und weiß auch Spiele zu schätzen, die ihren Fokus auf andere Aspekte als eine bombastische Grafik legen. In der mobilen Fassung von Jurassic World Evolution ist die Auflösung jedoch so gering, dass man sogar funktionelle Einschränkungen hinnehmen muss. So fällt zum ersten die Orientierung vor allem in die bebauten Parks extrem schwer, ständig ploppen überall Details in Bild, und Dinos inmitten eines Waldes zu erspähen, sollte man hier besser gar nicht erst versuchen - blöd nur wenn dieser todkrank ist und dringend Medizin von den Rangern benötigt. Apropos Ranger: Man darf sogar selbst in den Heli oder Geländewagen hüpfen, was jedoch sehr fordernd für die limitierte Leistung der Switch ist, weshalb ich solche Aufgaben, wenn nicht zwingend notwendig, von der KI erledigen ließ. Die ist allerdings teilweise so daneben, dass selbst eine leichte Steigung oder ein Wendemanöver zum absoluten Meltdown führen. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn der Park gerade aufgrund ausgebrochener Fleischfresser oder Naturkatastrophen vor die Hunde geht.
Das mag alles nicht schön sein, doch kann man sich glücklicherweise mit Fleiß und indem man auf dem Fernsehgerät spielt um die größten Schwächen der Switch-Version herumarrangieren. Dann erhält man die meiste Zeit sogar ein zwar technisch abgespeckten, aber immer noch sehr hübsches Spiel zu Gesicht. Vor allem die lebensechten Animationen und die detailreiche Darstellung der Dinosaurier haben es mir angetan.
Fazit: Jurassic World Evolution: Complete Edition ist bei weitem nicht perfekt, war es schon auf den anderen Plattformen nicht, und ist es auf der Switch auch nicht. Trotzdem handelt es hier um ein richtig gutes Spiel, in das man locker ganze Nächte versenken kann. Schon im Hauptspiel recht umfangreich, erweitert die Complete Edition den Inhalt nochmal um vier neue Dino-Pakete und neue Szenarien, die wiederum etliche Stunden beschäftigen. Trotz technischer Schwächen macht das Game auf dem TV aber einen soliden Eindruck und verzaubert mit atemberaubend idyllischen Ansichten und dem gewohnten ikonischen Soundtrack. Wer auf Sandbox-Spiele, oder spezieller sogar Vergnügungsparksimulatoren wie diesen hier steht und nur eine Switch besitzt, der oder die kann hier bedenkenlos zugreifen und bekommt viel fürs Geld. Man sollte sich aber bewusst sein, dass man im Mobilbetrieb stark eingeschränkt wird. Wer allerdings eine Last- oder Current-Gen-Konsole, oder gar einen PC besitzt, sollte definitiv zu diesen Versionen greifen, da ein hochauflösender Dinopark nochmal einiges mehr hermacht und wesentlich zur Grundstimmung beiträgt.
Wünscht sich mehr Pixel für den Seelenfrieden: Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Frontier für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Hervorragende Dinopark-Bauerei, die mit reichlich Inhalt daherkommt, jedoch vor allem unterwegs mit Problemen zu kämpfen hat. |
Wertung
Massig Content
Stetiges Fortschrittsgefühl
Lebensechte und detaillierte Dinosaurier
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Extrem verwaschen im Handheld-Modus
Menü-Navigation teils etwas träge
KI der Parkaufsicht könnte cleverer sein
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Spielname:
Jurassic World Evolution: Complete Edition
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Frontier
Developer:
Frontier
Genre:
Simulation
Release:
03.11.2020 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
eShop Preis:
59,99 €
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Screenshots:
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