Kurztest:
North
Genres in der Videospielindustrie gibt es mittlerweile viele. Eines der am missverstandensten Abteilungen ist aber immer noch der etwas nüchtern betitelte „Walking-Simulator“. Eigentlich handelt es sich dabei quasi um Unterart der klassischen Adventures, nur liegt der Fokus mehr auf der Erkundung als auf den Rätseln. Es liegt in der Natur der Sache, dass man nicht allzu viel Gameplay zu erwarten braucht, denn solche Spiele werden einzig und allein von der Spielwelt und natürlich der Geschichte, die sie erzählt, getragen. Wie das sehr kurze, aber auch sehr günstige eShop-Spiel North diese Elemente umsetzt, das erfahrt ihr im folgenden Kurztest. „Kurz“ ist in diesem Fall auch wörtlich zu nehmen, da man in etwa einer Stunde alles gesehen hat. Die Eindrücke möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten.
Wenn Erkunden zur Hürde wird
Normalerweise läuft es so ab: Der Spieler oder die Spielerin wird ohne große Umschweife in eine Umgebung geworfen, die komplett ohne Kontext dasteht. Durch Erkunden gilt es Eindrücke zu sammeln und sich Fragen, meist durch Flashbacks, Briefe oder Ähnlichem, selbst zu beantworten. Die (oder der?) Entwickler von North wandelte dies ein wenig ab. Der männliche Protagonist landet nämlich ein einer recht düsteren und bedrückenden Stadt im sagenumwobenen „Norden“, nachdem er aus persönlichen Gründen seine Schwester im rauen „Süden“ zurücklassen musste.
Während man einen sehr klein gehaltenen Teil – wir erinnern uns an die Spiellänge von etwa einer Stunde – erkundet und ein paar Aufgaben erledigt, kann man nach jedem kleinen Fortschritt einen der gleichmäßig in der Stadt verteilten Briefkästen aufsuchen, um der Schwester einen Brief zukommen zu lassen. Oft ist es also so, dass man sich erst an einer der eigentlich recht simplen Aufgaben versucht, aber rein aufgrund von Unwissen kläglich daran scheitert. Erstattet man nach dieser Niederlage jedoch Bericht, erfährt man aus den Zeilen der Postsendung allerdings einige interessante Hinweise, die freundlicherweise sogar hervorgehoben werden.
Die Fesseln der Gesellschaft
Rechnet man anschließend Eins und Eins zusammen, ist das Spiel auch recht schnell vorbei. Da der Titel so kurz ist, lasse ich die Details mal aus. Wie schon erwähnt, hat man aus Gameplay-Sicht nicht viel zu erwarten. Hinzu kommt, dass man stets das Gefühl hat, die Switch wäre gnadenlos mit der Berechnung der Grafik überfordert – die Bildrate fühlt sich nämlich durchgehend wackelig an. Dabei sieht North trotz seiner 3D-Umgebung nicht wahnsinnig fordernd aus und viele Teile der Welt sind hinter der Dunkelheit verborgen. Auch die sehr behäbige Steuerung trägt ihren Teil zum mäßigen Spieleindruck bei. Einstellungen – oder überhaupt ein Menü – gibt es keine, worauf aber auch vor Beginn des Spiels hingewiesen wird. Man soll North also wirklich in einem Stück abschließen, was nicht verkehrt ist. Aufgefallen ist jedoch, dass hier stellenweise etwas sehr lieblos gearbeitet wurde, da das Spiel nicht einmal im Log der Spielaktivitäten im Switch-Profil erfasst wird – schade.
Lehrer bringen ihren Schülern oft bei, dass man stets mit etwas Positivem abschließen soll, und Negatives habe ich ja nun schon einiges genannt. Viel Gutes konnte ich in meiner Stunde mit North nicht mitnehmen, außer dass die Atmosphäre der Umgebung ziemlich beklemmend und ist und auf ihre eigene Art und Weise wirkt. Die merkwürdig fremdartigen Bewohner der Stadt sowie die komischen Dinge die Dort vorgehen werfen Fragen auf und halten den Spieler bei der Stange. Letztlich ging es dem Autor der Software aber wohl primär darum, ein wenig künstlerisch verpackte Kritik an die heutige Gesellschaft zu richten. So werden unter anderem Themen wie staatliche Überwachung, Diskriminierung oder auch der gute alte Arbeitstrott angesprochen – durchaus löblich. Davon könnten „Walking-Simulatoren“ ruhig gern öfter Gebrauch von machen, da es nicht immer nur um Todesfälle oder Ähnliches gehen muss.
Fazit:
North ist beileibe kein Titel, den man unbedingt mal gespielt haben sollte. Eigentlich bin ich auch nur eher zufällig auf das Spiel gestoßen und fand die Spielbeschreibung und deren Bilder in Hinsicht auf den geringen Preis interessant. Ein paar Goldmünzen und eine Stunde später habe ich den kleinen Ausflug aber auch nicht wirklich bereut, sondern war eher froh auch mal solch eine Erfahrung gemacht zu haben. Auch wenn North technisch und spielerisch klare Schwächen aufzeigt, macht es dennoch Lust auf größere 3D-Adventures, die ähnlich erwachsene Themen in Angriff nehmen. Wer also ein paar Groschen übrig hat, darf also ruhig mal ein Blick wagen, denn viel Lebenszeit muss man nicht opfern.
Norden, Osten, Süden, Westen, das sind doch alles gesellschaftliche Kategorien: Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de
Technisch, sowie inhaltlich schwacher Kurztrip durch eine recht atmosphärische Spielwelt, gepaart mit subtiler Kritik an gesellschaftlichen Problemen. |
Wertung
Beklemmende Spielwelt wirkt
Subtile Gesellschaftskritik
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Extra niedrige Bildrate
Aufgaben sehr leicht
Wird nicht im Spielverlauf der Switch erkannt
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Spielname:
North
Typ:
eShop Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Sometimes You
Developer:
Outlands
Genre:
Adventure
Release:
06.03.2018 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 0 Jahre
eShop Preis:
2,99 €
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Screenshots:
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