Kurztest:
WarioWare: Get it Together!
Wario ist wieder da! Nein, werte Freunde des gepflegten Hüpfspaßes, dies nicht in Form seiner alten Plattformer-Glorie. Stattdessen wartet er mit einem neuen Paket Mikrospiele auf, das dieses Mal – anders als bei der Markenwiederbelebung zum Ende der 3DS-Ära (zum Test) wieder mit einem komplett neuen Satz Reaktionstests daherkommt. Und wie es sich für einen neuen WarioWare-Ableger gehört, ist dabei selbstredend ein brandneues Gimmick im Spiel. WarioWare: Get it Together bringt nämlich den kompletten Mitarbeiterstab rund um die raffgierige Knollennase direkt ins Geschehen und macht den Trupp somit erstmals spielbar. Ob das aufgeht und sich vor allem harmonischer spielt, als es im Angesicht der wie Fremdkörper wirkenden Figuren inmitten der Mikrospielaction wirkt, das verrate ich euch in diesem Test!
Ein fesselndes Spielerlebnis
Zu Beginn steht wieder einmal erst nur der Storymodus offen. Stein des Anstoßes ist eine neue Spielkonsole von Wario, die für ein wirklich immersives Spielgefühl sorgt – indem sie die Spieler direkt einsaugt. Auf dieses Weise gelangen Wario und seine Freunde Angestellten in die Spielewelt und müssen zur Flucht diese von Bugs befreien. Und wie geschieht das? Klare Sache: Indem sie fleißig die jeweiligen Level spielen, die von dem Trupp zusammengestellt wurden! Jeder Abschnitt behandelt dabei immer eine eigene Kurzgeschichte, die sich jedoch leider auf ein Intro beschränkt. So muss Jobberin Mona etwa das von ihren Haustieren verwüstete Zimmer wieder herrichten, während Nintendo-Fanboy 9-Volt sich an einem neuen Augmented-Reality-Spiel versucht. Überhaupt wird die Handlung verglichen mit dem Vorgänger WarioWare Gold in Form unvertonter Dialogboxen wieder bedeutend eintöniger präsentiert. Die deutsche Sprachausgabe kommt spärlich zum Einsatz und beschränkt sich weitestgehend auf die Kommandos der Mikrospiele.
Aber wer (außer mir vielleicht) spielt WarioWare schon wegen der Geschichte? Der tatsächliche Antrieb ist die gute, alte Highscore-Jagd. Habt ihr eine Stage für den Storymodus abgeschlossen, steht sie fortan fürs Endlosspiel offen, wo ihr so lange zockt, bis eure vier Leben aufgebraucht sind. Das Bewältigen von immer wieder eingestreuten Boss-Spielchen, die deutlich umfassender und gerne auch komplexer ausfallen, stellt dabei einen Versuch wieder her. Die regulären Mikrospiele dauern hingegen nur wenige Sekunden und erfordern schnelle Auffassungsgabe. Ihr seht den bildschirmgroßen Aufbau, bekommt ein Kommando wie etwa „Weg mit Albträumen!“ oder „Sie sollen knutschen!“ zugerufen und müsst anhand dessen ermitteln, was zu tun ist. Das ist anfangs natürlich noch einfach, mit steigender Punktzahl erhöht sich jedoch sowohl der Schwierigkeitsgrad als auch das Tempo der Spielchen. Dabei einen kühlen Kopf zu bewahren, ist alles andere als einfach!
So weit, so aus der Seriengeschichte bekannt. Get it Together peppt die altbekannte Gameplayschleife jedoch ein wenig auf. Vor Beginn einer Partie wählt ihr nämlich mehrere eurer freigeschalteten Charakter – oder alternativ auch gleich alle – aus, unter denen dann für jedes Mikrospiel eine aktive Figur zufällig ausgewählt wird. Warios Crew verfügt dabei über teils bedeutend unterschiedliche Merkmale: Der Raffzahn höchstpersönlich segelt frei durch die Luft und kann horizontal mit dem Schulterstoß Dinge anstupsen, während Vollblutzocker 9-Volt auf einem Skateboard automatisch über den Boden rollt und gradlinig nach oben mit einem Jo-Jo zuschlägt. Nicht alle Fähigkeiten sind gleichermaßen einfach handzuhaben und erfordern teilweise sogar gehöriges Umdenken beim Angehen der jeweiligen Aufgaben. Dank gegebenenfalls implementierter Anpassungen ist aber kein Spielchen unmöglich, egal mit wem ihr es angeht. Mir persönlich macht das absolute Chaos mit allen Charakteren enorm Freude, erfordert es doch eine gewisse Flexibilität inmitten des Mikrospielmarathons. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass bestimmte Figuren wie die sich teleportierende Mutter 5-Volt schlichtweg besser sind als andere und man mit diesen gezielter die Highscoreliste erklimmen kann.
Mit (viel zu viel) Fleiß zum Sieg
Glücklicherweise hat Nintendo an diesem Umstand tatsächlich gedacht und statt Ranglisten für alle regulären Stages einen speziellen Herausforderungsmodus mit wechselnden Online-Leaderboards bereitgestellt. Nach Abschluss der Geschichte dürft ihr euch im Wario Cup an festgelegten Challenges versuchen, die unterschiedlich ausfallen können. Zum Launch wollten etwa 34 festgelegte Mikrospiele mit 9-Volt bewältigt werden, die Woche darauf stand eine reine Survival-Partie mit fünf frei ausgewählten Charakteren an. Bei letzterer interessant: Je nachdem, wie schwer sich die jeweilige Figur spielen lässt, werden die mit ihnen erspielten Punkte modifiziert – wer mit einfacher handzuhabenden Avataren spielt, muss also im Umkehrschluss mehr spielen. Ein faires Konzept … wenn man denn die Basispunktewerte der Charaktere nicht aufwerten könnte.
Ja, richtig gelesen. Bei regulären Partien, dem Abschluss Achievement-mäßiger Bonusziele oder auch als Belohnung für das Erreichen bestimmter Rangpunkte erhaltet ihr Münzen, die sich wiederum in zufällige Geschenke für eure Truppe investieren lassen. Auf diese Weise levelt ihr die Meute auf und erhaltet so neben Bonus-Artworks und Farbvariationen für die Figur auch einen höheren Basispunktewert. Bei rund 40 Stufen beläuft sich der zwar „nur“ auf etwa 15 bis 20 Zusatzpunkte zum Startwert in Höhe von 100, doch natürlich läppert sich das dennoch. Das macht den Wario Cup auf lange Sicht zu einer nervigen Fleißarbeit, wenn man denn wirklich kompetitiv bleiben möchte. Immerhin gibt es genaue Punktzahlranglisten lediglich unter Switch-Freunden, der allgemeine Vergleich beläuft sich auf prozentuale Angabe der Spieler, die über euch stehen. Dennoch nahm mir das persönlich ziemlich schnell den Wind aus den Segeln.
Gemeinsam ins Chaos
Der Titel Get it Together legt bereits nah: Es liegt ein gewisser Fokus auf den Multiplayerkapazitäten des Spiels. So dürft ihr lobenswerterweise alle Hauptherausforderungen wahlweise im Koop-Modus angehen – entweder zu zweit an einer Konsole oder per lokalem Drahtlosspiel. Ferner gibt es ein kleines Paket multiplayerorientierter Bonusspiele, die etwa ein Volleyball-Spielchen, Tisch-Hockey oder ein Eroberungswettstreit, bei dem ihr mit Flaggen euer Gebiet eingrenzt. Diese Nebenbeschäftigungen sind zum Teil sogar mit bis zu vier Spielern bestreitbar, allerdings auch dies lediglich lokal. Abseits der Ranglisten des Wario Cups bietet Get it Together leider keine Onlinekapazitäten. Entsprechend war es mir im Rahmen dieses Testberichts auch nicht möglich, diese eigenhändig auszuprobieren.
Fazit: Nachdem mich WarioWare Gold auf dem 3DS zur Serie bekehrt hatte, ließ mich das Switch-Debüt der Knollennase irgendwie kalt. Die herumwuselnden Spielfiguren wirkten schlichtweg fehl am Platz und rissen mich beim Zuschauen irgendwie aus dem Mikrospiel-Aufbau heraus. Das alles änderte sich jedoch, als ich WarioWare: Get it Together erstmals auf meiner Konsole startete. Klar ist der Storymodus dieses Mal wieder eher mäßig präsentiert und ich vermisse die vollständige deutsche Vertonung sehr, doch als jemand, der schon beim 3DS-Vorgänger die Jongliererei mehrerer Spielstile liebte, kommen die vielen spielbaren Charaktere genau richtig. Jede Figur steuert ihren eigenen Stil und ihre persönliche Vorgehensweise ein. Eine Aufgabe, die für die herumschwebende Mona ohne Schwierigkeiten erfüllbar ist, wird mit der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit des sitzenden Ringwerfers 18-Volt zur Herausforderung. Wo Alien Orbulon mit seinem Traktorstrahl aufräumt, müssen Taxi-Piloten Dribble und Spitz ihre Maschine erst korrekt ausrichten, um Ergebnisse zu erzielen. Die Vielfalt macht die Highscore-Jagd für mich immens spannend und dank kleiner Balance-Zugeständnisse im Wario Cup sogar ranglistentauglich! Leider versemmelt sich das Spiel Letzteres durch die auflevelbaren Figuren, was wiederum mit extrem viel Fleißarbeit erreicht werden muss. Ferner kann der bunte Charakter-Mix auch für unfaire Sprünge im Schwierigkeitsgrad sorgen, wenn man inmitten einer hitzigen Partie den denkbar schlechtesten Avatar vorgesetzt bekommt. Nicht zuletzt fühlt sich der Umfang nach dem pickepackevollen WarioWare Gold eher mäßig an, sind die Bonusspiele dieses Mal doch beinahe exklusiv für lokale Multiplayer-Partien gedacht, während Solisten lediglich die regulären Herausforderungen angehen können. Dennoch: Wenn ihr Bock auf eine kurzweilige Minispielsammlung habt und das Chaos nicht scheut, kann ich euch die Switch-Ausgabe von WarioWare wärmstens ans Herz legen!
Freischaffender Debugger für WarioWare, Inc: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Auf eine andere Art einmalig: Schräger Mikrospielspaß mit einem gehörigen Schuss Abwechslung und Chaos dank zahlreicher spielbarer Charaktere. |
Wertung
Um die 200 Mikrospiele
Reichlich Vielfalt dank Figurenfähigkeiten
Spezieller Online-Rangmodus …
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Nicht alle Charaktere gleichermaßen spaßig
Relativ wenig Stoff für Solisten
… der Fleißarbeiter mit Punkteboni bevorzugt
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Spielname:
WarioWare: Get it Together!
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Nintendo
Developer:
Nintendo/Intelligent Systems
Genre:
Geschicklichkeit
Release:
10.09.2021 (erschienen)
Multiplayer:
1-4 Spieler
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
eShop Preis:
49,99 €
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Screenshots:
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