Kurztest:
Nickelodeon All-Star Brawl
Wenn es um Plattform-Fighter geht, kommt man nicht drum herum auch über Super Smash Bros. zu sprechen. Dabei gibt es mittlerweile auch auf der Switch einige Titel wie Brawlhalla, Brawlout oder Rivals of Aether, die für sich recht solide sind, aber von der Größe her nicht an Smash herankommen. Mit Nickelodeon All-Star Brawl steigt nun überraschend ein neuer Kandidat in den Plattform-Fighter-Ring, der mit Franchise-Crossovern als Hauptthema sich als direkte Smash-Konkurrenz ausgibt. Nachdem bekannt wurde, dass die Entwickler von Slap City mitmischen, war die Neugier der Smash-Community definitiv anwesend. So auch bei mir, weshalb es um einen Test nicht herumkommt.
SMASHING!
Die Kämpferriege besteht aus 20 Charakteren aus 13 Nickelodeon TV-Shows, die alle von Anfang an freigeschaltet sind und sich grundsätzlich unterschiedlich spielen. Die jeweiligen Charakter- und Attackier-Animationen sind erwartungsgemäß aus den Quellen entnommen oder neu entsprechend der Persönlichkeit und Fähigkeiten der Figur erschaffen. Manche Movesets sind einfach nachzuvollziehen, während bei anderen Kämpfern, wie Nigel Thornberry oder Ren und Stimpy, anatomische Korrektheit aus dem Fenster geworfen und voll auf einen Cartoon-Stil gesetzt wird. Diese Figuren kommen entsprechend mit eher unkonventionellen Attacken daher, die erst einmal gelernt werden müssen. Ein wenig irritiert dabei, dass keine Voice-Overs für die Kämpfer existieren und sie somit stumm kämpfen.
Kämpfe in All-Star Brawl zeichnen sich vor allen Dingen in ihrer Geschwindigkeit aus. Während Smash Bros. Ultimate noch wegen des angehobenen Tempos gelobt wurde, kommt es an den Nickelodeon-Fighter lange nicht heran. Es überzeugt auch mit neu gedachten Mechaniken wie beispielsweise für Projektile und Griffe. Geschosse lassen sich nämlich grundsätzlich mit starken Attacken unendlich oft reflektieren und sogar auch auffangen. Ähnliches gilt für gegnerische Mitspieler: Einmal gegriffen kann man sich weiter bewegen und auch mit ihnen richtung Abgrund springen. Gegner lassen sich sogar selbst aus der Luft greifen, was gerade außerhalb der Stage die Situation drehen kann. Auch neu sind sogenannte Air-Dashes mit denen sich einiges an Bewegungsmöglichkeiten eröffnen und das Gameplay noch einmal beschleunigen. Sie ermöglichen auch das berüchtigte „Wave-Dashing” und das auf eine angenehme Art, bei der man sich nicht die Finger verrenken braucht.
Die Attacken sind ähnlich wie in Smash in leichte, starke und Spezialattacken aufgeteilt, nur hier auf jeweils dedizierten Tasten, was die Steuerung meiner Meinung nach angenehmer macht. Praktischerweise lässt sich die Steuerung auch direkt in der Charakterauswahl anpassen und muss nicht in versteckten Menüs gefunden werden. Da die Steuerung vollständig auf digitalen Eingaben basiert, ist kein Stick-Sprung möglich. Manche Spieler bräuchten hier also eine gewisse Umgewöhnung. Der allgemeine Kampfstil ist sehr auf Kombos zentriert, indem Treffer die Gegner lange bewegungsunfähig lassen und oftmals in Reichweite von Folgeattacken platzieren. Das Ganze funktioniert erstaunlich intuitiv, sodass man auch ohne Zuhilfenahme des Internets ein eigenes Kombo-Repertoire im Trainingsmodus aufbauen kann. Die richtige Positionierung auf dem Schlachtfeld ist somit unsagbar wichtig, um sich nicht in einem Kombo-Strang wiederzufinden, der schnell im K.O. enden kann.
So macht man „Online” richtig
Jeder Kämpfer hat seine eigene Stage. Eine kleine Hand davon sind als Turnier-Stages vorgesehen, das heißt sie sind neutral beziehungsweise symmetrisch gestaltet und besitzen keine zufälligen oder unfairen Merkmale. Andere Stages hingegen sind für reines Chaos in Vier-Spieler-Partien aufgesetzt. Was in diesem Chaos jedoch fehlen wird, sind Items. Dafür gibt es hingegen aber den Sport-Modus in dem es darum geht, einen Ball in das Gegnerische Tor zu befördern. Definitiv eine nette Abwechslung.
Als Singleplayer-Option bietet sich der Arcade-Modus an, in dem auf sieben Abschnitten zufällig generierte Eins-Gegen-Eins-Konfrontationen gewonnen werden müssen. Als ernüchterndes Gimmick hauen die Kontrahenten jeweils zu Anfang jeder Etappe Sprüche heraus, die oft extrem generisch klingen und in denen kaum bis keine Persönlichkeit herausscheint. Gegebenenfalls liegt das auch teilweise an der Lokalisierung. Für ein Fighting-Game, welches von Anfang auf kompetitives Spiel ausgelegt wurde, ist es ein wenig verblüffend, wie kurz der Trainingsmodus gekommen ist, sodass selbst die Trainings-Optionen des originalen Super Smash Bros. auf dem N64 mehr Auswahl bereitstellten. Da aber weiterhin aktiv am Spiel entwickelt wird, ist es absehbar, dass hier in zukünftigen Updates noch nachgeholfen wird.
Was auf der anderen Hand aber strahlt, ist der Online-Modus. Dieser besitzt nämlich die hoch angepriesenen „Rollback”-Funktionalität in Eins-gegen-Eins Kämpfen, welche inzwischen zum Industriestandard gehört, da dadurch ein möglichst lag-, also verzögerungsfreies Spiel ermöglicht wird. Und das kann sich sehen lassen, denn auch auf der Switch gehen Online-Partien herrlich geschmeidig vom Tisch und machen einiges an Laune. Es gibt sogar extra Anzeigen über die Verbindungsqualität und Ping. Smash Ultimate ist dagegen im Kontrast eine Zumutung. Ein kompetitiver Versus-Modus, bei dem man Ranglistenpunkte sammeln kann und wo nur turnierlegale Stages zur Auswahl stehen, ist ebenfalls am Start. Eine Crossplay-Funktion existiert dafür allerdings nicht, wodurch es auch mal zu längeren Wartezeiten kommen kann. Ebenfalls leider nicht vorhanden, und das schmerzt mir persönlich, ist ein Foto-Modus im Pausemenü. Technisch schlägt sich der Prügler überraschend gut auf der Switch und hat in meiner gesamten Spielzeit durchgehende 60 Bilder pro Sekunde geleistet, ohne wirklich Kompromisse in der Auflösung machen zu müssen. Nur die Ladezeiten könnten kürzer sein, sind aber immer noch tolerierbar.
Fazit: Nickelodeon All-Star Brawl scheint auf den ersten Blick alles richtig machen zu wollen, was Smash Ultimate bisher falsch macht, zumindest in Hinsicht auf wettbewerbsfokussiertem Gameplay. Geboten werden hochgeschwindige und kombolastige Kämpfe innerhalb einer diversifizierten Auswahl an Charakteren, die in Zukunft per DLC auch noch wachsen soll. Der Einstieg ist simpel, während gleichzeitig enorm viel Spielraum für Profis existiert. Gleichzeitig sind die Entwickler im ständigen Austausch mit der Community und scheuen nicht davor, Mechaniken zu ändern oder hinzuzufügen. Mit einem robusten Online-Modus, der Gebrauch von Rollback-Mechaniken macht, wird genau das Thema anvisiert, bei dem in Smash der Schuh am meisten drückt. Das bedeutet aber nicht, dass der Titel in allen Aspekten die Nase vorn hat. Smash glänzt vor allen Dingen mit Feinschliff bis ins kleinste Detail. Diesen Feinschliff wird man im Nick-Fighter in diesem Ausmaß bei weitem nicht finden. Bei Animationen fehlt an einigen Stellen noch eine gewisse Dynamik, Treffer wirken wegen schwacher Effekte und fehlender Kamerawackler lau und insgesamt ist die Qualität zwischen einzelnen Kämpfern und Stages nicht ganz einheitlich. Mit dem im Hinterkopf, scheint der Preis von knapp 50 Euro nicht ganz gerechtfertigt. Leistungstechnisch kann man bei diesem Titel getrost auch zur Switchversion greifen, allerdings hat sie dafür ihre ganz eigenen Probleme was Patches und Updates betrifft. Während bereits das erste große Update vor Wochen erschien und die Entwickler schon die nächsten vorstellen, hängt die Switchversion noch immer hinterher. Wer sich das Spiel also für den Wettbewerbs-Aspekt zulegen möchte, sollte sich lieber woanders bedienen.
Fischt nach Quallen und Kombos: Andy Dück [awieandy] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Game Mill für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Vielversprechender Plattform-Fighter dessen Reise erst begonnen hat. |
Wertung
Rollback-Netcode
Frische Mechaniken
Kreative Movesets
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Kein Fotomodus
Wenig Feinschliff
Verzögerte Patches
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Spielname:
Nickelodeon All-Star Brawl
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
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Publisher:
Game Mill
Developer:
Ludosity/Fair Play Labs
Genre:
Fighting
Release:
05.10.2021 (erschienen)
Multiplayer:
vorhanden, auch online
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
eShop Preis:
49,99 €
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Screenshots:
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