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Review: Warriors Orochi 4

Tjark Michael Wewetzer, 03.11.2018

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Entwickler Omega-Force gönnt den Recken der Dynasty Warriors- und Samurai Warriors-Reihe aber auch einfach keine Ruhe. Nachdem Warriors Orochi 3 eigentlich das große Finale der Crossover-Saga sein sollte, wurde der Fall mit einer erweiterten Neuauflage neu aufgerollt und nun offiziell in Warriors Orochi 4 fortgesetzt – und das alles nur, weil ein gewisser griechischer Gott das Gemetzel augenscheinlich dermaßen klasse fand, dass er direkt mitmischen möchte. Ein Rezept, das mit rekordverdächtigen, ja tatsächlich sogar rekordzertifizierten 170 (!) spielbaren Charaktere garniert wird. Doch hat man bei all der Masse auch brav an die Klasse gedacht oder ist bei dem Rekordversuch der Spielspaß auf der Strecke geblieben? Da hilft nur eins: Auf in die Schlacht!

Griechische Gottheiten, wie man sie kennt
Der Story-Happen in der Einleitung war übrigens nur leicht überspitzt formuliert. Die Ereignisse von Warriors Orochi 4 finden tatsächlich primär deswegen statt, weil der griechische Göttervater Zeus sich von den Schlachten der Krieger der chinesischen Drei Reiche und die der japanischen Sengoku-Ära sichtlich begeistert zeigte. Da setzt er direkt zur erneuten Verschmelzung der Welten und Zeitebenen an, um sich das alles Untertan zu machen! Unter den Sterblichen sorgt dieser Zug leider nur für Verwirrung, die man zunächst in der Rolle des Samurai Warriors-Speerkämpfers Namoasa Ii, dessen Mentor Tadakatsu Honda sowie Mutter Naotora Ii erlebt. Unbekannte Kämpfer mit mysteriösen Fähigkeiten, ungewohnte Gegenden… Das bereitet Sorgen! Glücklicherweise sind nicht alle Krieger feindlich gesinnt und so schart sich recht schnell eine kleine Allianz um das Trio, die ihr im Zuge der umfassenden Kampagne stetig erweitert. Die leider nur in englischen Texten mit japanischer Sprachausgabe verfügbare Geschichte ist nur blöderweise so alles andere als interessant und zieht sich wie Kaugummi. Klar, irgendwie müssen die zahlreichen Charaktere schrittweise rekrutiert werden, ohne den Spieler direkt mit einem riesigen Auswahlmenü zu überwältigen, dennoch hat man stellenweise schlichtweg das Gefühl, dass es einfach nicht voran geht. Schade, denn mit der Hatz um magische Artefakte und einem Zwist zwischen Sterblichen, Göttern und Dämonen ist zumindest etwas Potenzial gegeben. Übrigens knüpft die Handlung zwar an die Ereignisse von Warriors Orochi 3 Ultimate an, da die herbeigerufenen Helden ohnehin bis auf wenige Ausnahmen ihr Gedächtnis verloren haben, sind Vorkenntnisse nicht notwendig.

Das Streckungsgefühl macht sich leider auch in so mancher Schlacht bemerkbar, gerade wenn man fleißig mit den zahlreichen Streitern experimentiert und somit nur wenige stetig hochlevelt. Generell sind die Gefechte serientypisch eher simpel gehalten und fordern von euch das gezielte Ausschalten von Kernfiguren oder Erreichen von Schlüsselpositionen. Vorprogrammierte Ereignisse halten euch dabei nicht selten auf Trab und erfordern, dass ihr schnell mal zu einer anderen Stelle hetzen müsst – in der Regel ist hierbei dennoch ein recht guter Fluss gewahrt. Bei der Gegnerstärke hakt es hierbei allerdings gehörig in der Balance. So bleibt die Stufe im zweiten Kapitel relativ gleichförmig, bevor sie ab dem dritten plötzlich regelrecht hochschießt und man somit spürbar hinterherhinkt, sofern man sich nicht auf ein Kern-Team oder zumindest ein paar Stamm-Kämpfer eingeschossen hat. Klar sind alle Stufen selbst mit einem Levelnachteil von 20 oder höher machbar, nur verfügen die gegnerischen Offiziere – die einzigen wichtigen Figuren unter den hunderten Soldaten – über dermaßen viel Ausdauer, dass man sich an manchen regelrecht einen Wolf prügelt. Das nagt gewaltig am Tempo, das Spieler der Warriors-Spinoffs ohnehin schon als vergleichsweise gemächlich auffassen würden. Und das Erledigen der drei optionalen Sondermissionen, die es in jeder Schlacht gibt, kann man sich so beim ersten Anlauf ohnehin häufig in die Haare schmieren.

Das Beste zweier Welten
In Sachen Gameplay orientiert sich Warriors Orochi 4 deutlich an Dynasty Warriors 8 und dessen methodischeren Stil, würzt dieses Konzept jedoch mit wenigen Elementen aus Samurai Warriors 4 sowie ein paar eigenen Nettigkeiten. Ihr schickt Gegner also serientypisch scharenweise mit simplen Tastenkombinationen auf die Matte, wobei Dynasty Warriors-Helden über besondere, starke Angriffe verfügen. Samurai Warriors-Recken können hingegen mit ihren schnellen Hyper-Attacken besonders gut größere Ansammlungen von Fußsoldaten unter Kontrolle behalten. Löblich: Jeder Charakter kommt mit seinem Moveset aus den genannten Heimatspielen, womit tatsächlich eine stattliche Anzahl einzigartiger Kampfstile zustande kommt. Und falls das nicht ausreicht, verfügt jeder Kämpfer auch noch über einen heiligen Schatz, der ihm magische Kräfte verleiht. Derer gibt es leider nicht ganz so viele wie Köpfe in der Charakterauswahl, doch eindrucksvoll sind sie nichtsdestotrotz. Von flammenden Fesseln über einen verzauberten Bogen bis hin zu verfluchten Artefakten finden sich allerlei Werkzeuge, mit denen die Streiter kreativ umgehen können. So lassen sich heraufbeschworene Wasserfluten des Dreizacks einfach mal als gegnerspülende Welle missbrauchen oder man ruft einen Eber an seine Seite, der mit einem Feuerschnäuzer Feinde in Brand steckt. Und alles ist einfach über eine kurze Tastenkombination abrufbar, sofern die sich stets regenerierende Zauber-Anzeige ausreichend gefüllt ist. So schön die effektvollen Magie-Angriffe auch anzusehen sind, machen sie leider einige der Standard-Moves auch gewissermaßen obsolet. Gerade die sonst kraftvollen Musou-Angriffe leiden darunter, kosten sie doch doppelt so viel wie der bei einem hohen Kombozähler sogar noch verstärkte, einzigartige Zauberschlag, über den jeder Kämpfer verfügt. Auf der anderen Seite macht es jedoch auch ungemein Laune, mit einem Effektfeuerwerk durch die Feindesscharen zu mähen.

Die stetig freigeschalteten Charaktere sind übrigens grob in die drei Klassen Kraft, Technik und Tempo eingeteilt, was über die Auswahl ihrer Fertigkeiten entscheidet. Durch Levelaufstiege erhaltene Fertigkeitspunkte können dann etwa in höhere Angriffskraft, spezielle Schadensboni oder Magie-Schübe investiert werden. Wirklich tiefgründig ist diese Skillerei jedoch nicht, da sich die Freischaltung abseits der so erhaltbaren Kombos kaum auf die Kämpfer auszuwirken fühlt. Viel wichtiger ist schon das Schmieden einer geeigneten Waffe, deren Skill-Slots durch gesammelte Kristalle mit hilfreichen Attributen gefüttert werden können. Praktisch: Gefundene Kampfwerkzeuge, die ihr nicht benötigt, lassen sich direkt in passende Kristalle einschmelzen, sollten sie über die entsprechenden Fähigkeiten verfügen. So kann man mit vergleichsweise wenig Aufwand und Würfelglück schnell seine Traumwaffe zusammenstellen – bis man sie gegen ein höherstufiges Modell auszutauschen hat. Auch sonst bietet das Camp-Menü einige Annehmlichkeiten, die im Spielverlauf freigelegt werden: Bis zu vier inaktive Streiter lassen sich als Unterstützer an eure Hauptgruppe binden und drei Teams mit je drei Leuten könne zudem in einer Trainingshalle zur Ausbildung verdonnert werden, damit ihr die 170 Kämpfer nicht manuell von Level 1 auf hochziehen müsst. So werden zumindest einige mühselige Tätigkeiten etwas aufgewogen.

Leider hat man es bei alldem irgendwie verpasst, großartige Bonus-Modi in Warriors Orochi 4 einzubauen. Es ist lediglich ein Multiplayer-Kampfmodus von Haus aus verfügbar, der während meiner Spielphase in den Wochen nach Launch bereits klinisch tot war. Doch dies wundert mich, ganz offen gestanden, überhaupt nicht. Hier gilt es nämlich schlichtweg, mit Dreier-Teams Kontrollpunkte auf einer Karte zu erobern – und das ist schon mit KI-Gegnern eher mäßig unterhaltsam. Ansonsten bleiben euch ohne den Willen, für Herausforderungs-DLCs Geld im eShop zu lassen, wirklich nur die 70 Schlachten im Story-Modus, die sich in mehreren Schwierigkeitsstufen bewältigen lassen. Und so nett speziell die teils deutlich humorvoller aufgezogenen Nebengeschichten sind, wünscht man sich doch etwas mehr als all diese normalen, in der Regel zudem relativ einfachen Schlachten.

Göttliche Tristesse
In Sachen Performance hat sich Omega-Force hier auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert – man merkt recht schnell, dass PS4 und Xbox One den Ton angegeben haben. So sieht die Switch-Version vergleichsweise trist aus und neigt zu Framerate-Einbrüchen. Speziell im Handheld-Modus müsst ihr mit häufigen Rucklern und einer allgemein niedrigeren Bildrate leben. Wer mit den Warriors-Erzeugnissen auf der Vita vertraut ist, weiß ungefähr, was ihn hier erwartet, auch wenn es nie so unspielbar wird wie die teils extremen Stotter-Orgien von Dynasty Warriors 8 Empires auf Sonys Hosentaschen-Maschine. Dafür rennen immerhin reichlich Gegner über den Bildschirm, die sich beherzt herumschleudern lassen. Dies ist sogar im Splitscreen-Multiplayer der Fall, was mich persönlich nach den „Glanzleistungen“ bei Hyrule Warriors und Fire Emblem Warriors positiv überraschte. In musikalischer Hinsicht werden euch maßgeblich rockige Klänge mit einer Techno-Note geboten, die neben Eigenkreationen auch Remixes bekannter Dynasty Warriors- beziehungsweise Samurai Warriors-Tracks beinhalten. Treibende Klänge für fetzige Schlachten, auch wenn sie im Soundeffekt-Gewimmel teils gerne mal untergehen. Die Sprachausgabe gibt es, wie bereits erwähnt, nur in der japanischen Geschmacksrichtung, was leider das Verfolgen des Schlachtengeschnatters ohne entsprechende Sprachkenntnisse ungemein erschwert. Schade, denn gerade die Interaktionen der Charaktere verschiedener Herkunft machen einen großen Reiz des Crossover-Titels aus.



Fazit:
Warriors Orochi 4 war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Erst empfand ich es als okay, aber dank des an Dynasty Warriors 8 orientierten, langsameren Gameplay nicht gerade übermäßig toll. Dann schaltete ich die Magie-Moves frei und hatte meine helle Freude daran, die Gegnerscharen mit übermächtigen Zaubern ins Nirvana zu schicken. Nur hielt sich dieser Spaß schlussendlich nicht auf Dauer, da sich die Kampagne – der einzige richtige Spielmodus – unschön gestreckt anfühlt. Lange Zeit erzielt man praktisch keine Fortschritte, es wird viel Potenzial verschenkt und der allgemein recht niedrige Schwierigkeitsgrad, der bei niedrigem Charakterlevel die Gefechte nur länger dauern lässt, motiviert auch nicht gerade. Erst als ich mich auf ein Kern-Team bestehend aus dreien meiner Lieblinge geeinigt hatte und diese ordentlich hochzüchtete, kam sowas wie ein ordentlicher Spielfluss zustande. Nur frage ich mich dann unweigerlich, warum ich bis zu 170 Figuren zur Auswahl habe, wenn ich beim Experimentieren mit zähen Kämpfen zu leben habe. Versteht mich nicht falsch: Unter der technisch mittelprächtigen Oberfläche, die den Switch-Port leider eher mäßig überstanden hat, steckt durchaus noch der unbeschwerte Spaß, der die Warriors-Titel auszeichnet. Allein die Zaubertricks bringen den Schwung ins Spiel, den die DW8-Mechaniken sonst vermissen ließen. Und wenn die Charaktere mal in Nebenmissionen anständig interagieren dürfen, geht mir als jemand, der gerade die Titel rund Samurai Warriors 4 geliebt hat, das Herz auf. Gemessen an Spinoffs wie dem deutlich geschliffeneren Fire Emblem Warriors oder dem effektgeladenen Umfangsmonster Hyrule Warriors wirkt Warriors Orochi 4 dennoch leider wie ein biederes Abbild, das primär durch sein gewaltiges Kämpferfeld auffällt und viele Chancen verschenkt.

Auch nur ein Mensch: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Leserwertung:

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Deine Wertung:

-
Halbgöttliches Schlachtengetümmel, das die bekannte Formel mit spaßigen, neuen Elementen auflockert, dafür jedoch ungemein langgestreckt wirkt und auf der Switch technisch spürbar einstecken musste.

Wertung

ABWECHSLUNG:

6.0

UMFANG:

6.0

STORY:

4.0
60
von 100

Reichlich Story-Missionen…

170 Figuren mit tatsächlich einzigartigen Kampfstilen und Kombos

Effektvolle, spaßige Magie-Attacken

Teils unterhaltsame Charakter-Gespräche

…deren Handlung sich unnötig gestreckt anfühlt

Vergleichsweise gemächliches Spieltempo

Abgesehen von toter Multiplayer-Komponente keine Extra-Modi

Technisch mäßig mit Framerate-Einbrüchen (besonders im Handheld-Modus)

Keine deutsche Übersetzung

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1 Kommentar

profil 842 comments
[04.11.2018 - 12:40 Uhr]
Regnat:
Hm, das klingt wirklich nach einem Hin und Her, was den Eindruck angeht. Ich mag die Warriors-Spiele und ich werde das hier weiterhin im Auge behalten, aber vielleicht warte ich noch ab, bis es entweder günstiger zu haben ist oder Koei Tecmo vielleicht irgendwann ein Warriors Orochi 4 Ultimate ankündigt.
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Spielname:
Warriors Orochi 4

Typ:
Switch-Spiel

Jetzt Bestellen:
Zum Shop
Publisher:
Koei Tecmo

Developer:
Omega-Force

Genre:
Action

Release:
19.10.2018 (erschienen)

Multiplayer:
1-2 Spieler, auch online

Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre

eShop Preis:
69,99 €

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