Review:
New Super Mario Bros. U Deluxe
Man könnte jetzt natürlich stundenlang darüber herziehen, dass die New Super Mario Bros.-Reihe dem New im Namen nun noch viel weniger gerecht wird, ist der neueste Teil doch eine Neuauflage eines sechs Jahre alten Wii U-Titels. Doch diese Herangehensweise ignoriert den unbestreitbaren Erfolg der 2D-Plattformer, die trotz gewisser Ermüdungserscheinungen – etwas, das nach gerade mal vier Spielen innerhalb von sechs Jahren eine beachtliche Leistung ist – immer noch mit unbeschwertem Hüpfspaß zu begeistern wissen. Was liegt also näher, als ebenjenes Erlebnis auf die Switch zu hieven und mit ein paar Extras auszustatten? Willkommen bei New Super Mario Bros. U Deluxe, das ich mir für diesen Test in aller Ausführlichkeit vorgenommen habe!
Raus aus meinem Haus!
Stein des Anstoßes dieser Reise ist wieder einmal der gute, alte Koopa-König Bowser, der mit seiner Streitmacht ins Schloss von Prinzessin Peach eingefallen ist und sich das Gemäuer mal eben so unter den Nagel gerissen hat. Toadette, Toad, Luigi und Mario, die gerade zu einer kleinen Party am Hofe gastieren, werden dabei unsanft rausgeschmissen und schlagen weitab der Burg in einen Eichenbaum ein – einer, der ein brandneues Power-Up birgt, auf das ich später noch einmal zurückkomme. Für die Mario-Truppe ist die Mission jedenfalls klar: Sie müssen schnellstmöglich zurück zum Schloss und Bowser in die Schranken weisen! Ein Vorhaben, das durch die nun quer über die Weltkarte verteilten Häscher der Stachelpanzer-Riesenechse natürlich dezent erschwert wird. Die acht Haupt-Welten, von denen eine aufgrund einer Abzweigung freiwillig ist, erstrecken sich dabei als zusammenhängende Karte, durch die ihr euch von Level zu Level hangelt. Geheime Pfade öffnen gelegentlich alternative Wege und manchmal dürft ihr auch entscheiden, welche von zwei Stufen ihr zum Fortschritt angehen möchtet, doch wer wirklich alles aus dem Spiel rausholen möchte, macht natürlich alles ordnungsgemäß durch! Andernfalls endet das Hüpfabenteuer nämlich schon nach guten sechs Stunden, wenn man bereits etwas Erfahrung mit Marios Eskapaden hat.
Wer so durchrauscht, verpasst jedoch so einiges! In Sachen Leveldesign haben die Macher nämlich einige spannende Herausforderungen untergebracht, durch welche die Plattformerei nie langweilig wird. Zugegeben, für meinen Geschmack sind gerade die ersten beiden Welten recht einfalls- und anspruchslos, doch ab der Schneewelt entfaltete sich langsam wieder der Spielspaß, den ich mit der Super Mario-Reihe verbinde. Dann kommen kreative Stufenstücke und interessante Mechaniken ins Spiel, die gerne mal zum Umdenken anregen. Ob rotierende Riesensternplattformen, Giftflussfahrten auf dem Rücken einer Riesenraupe oder gar die teils teuflisch vertrackten Geisterhäuser – für Abwechslung ist auf jeden Fall gesorgt. Leider finden sich durch dieses Sammelsurium an Gimmicks auch viele Einweg-Mechaniken, die kurz für eine Stufe eingeführt und prompt wieder vergessen werden. Immerhin bleibt dabei stets das grobe Weltendesign einheitlich, sodass sich die Bausteine in der Regel gut ins Gesamtkonstrukt einfügen. Eine Ausnahme stellen dabei die Halbzeit- und Endpunkte einer jeden Welt dar: Die Burgen. Trotz einiger netter Einfälle fühlen sie sich in der Regel recht gleichströmig an und die jeweiligen Endbosse holen auch nicht so viel raus. Ganz für die 2D-Super Mario-Spiele üblich, lassen sich die vielen Varianten von Bumm-Bumm und den Koopalingen mit recht simplen Taktiken in Schach halten und sogar häufig ohne große Gegenwehr ausschalten.
Für jede Situation gewappnet
Das gilt gerade dann, wenn man das richtige Power-Up in der Tasche hat. Auch in New Super Mario Bros. U gibt es reichlich derartige Helfer, die sich aus Fragezeichenblöcken befreien lassen. So sind der klassische Superpilz und die Feuerblume ebenso an Bord wie die Eisblume oder die damals neue Super-Eichel. Letztere macht Mario und Co. zum Flughörnchen und lässt die Truppe durch die Lüfte gleiten sowie an Wänden klammern – immens praktisch bei haarigen Plattformer-Passagen! Neu in der Deluxe-Version ist zudem die Superkrone, die lediglich vom ebenfalls neuen spielbaren Charakter Toadette nutzbar ist. Während Mario, Luigi und Toad den Kopfschmuck schlichtweg liegenlassen, verwandelt sich Toadette so in Peachette und genießt auf diese Weise neue, praktische Fähigkeiten. Mit dem Gleitflug, einem noch höheren Drehsprung sowie einem Sicherheitshüpfer beim Fall in Abgründe hat man auf jeden Fall deutlich mehr Spielraum für Fehler und kann so manche Abkürzung einfacher erreichen. Entsprechend eignet sich Toadette damit auch eher für weniger erfahrene Zocker, die gerne etwas mehr Schützenhilfe genießen. Wer es sich noch einfacher machen möchte, wählt den nun ebenfalls in der Haupt-Kampagne spielbaren Raubhasen Mopsie aus, welcher diverse Eigenschaften mit Toadette teilt, allerdings keine Power-Ups nutzen kann und im Austausch dafür schlichtweg unverwundbar ist. Mit Mopsie gelöste Level werden jedoch entsprechend auf der Oberwelt markiert – und das dauerhaft für den Spielstand, auf dem diese Leistung erzielt wurde. Da hier übrigens bis zu vier Spieler zugleich im lokalen Multiplayer an der selben Konsole einsteigen können und nur drei wirklich gleichwerige Charaktere zur Verfügung stehen, muss in solchen Fällen übrigens einer zwangsweise mit den digitalen Stützrädern spielen. Doch offen gestanden ist mir Toadette lieber als ein zweiter, andersfarbiger Toad wie im Original. Selbst mit den kleinen Hilfen spielt sich die Pilzdame immer noch ähnlich genug wie ihre Kollegen vom Hauptkader, um die haarigeren Hüpfpassagen nicht komplett zu trivialisieren.
Wo ich vorhin bei Mopsie war: Der ursprünglich als DLC veröffentlichte Zusatz New Super Luigi U, woraus die spielbare Version des raffgierigen Karnickels eigentlich stammt, ist bei New Super Mario Bros. U Deluxe natürlich ebenfalls mit an Bord und direkt vom Start weg aus dem Hauptmenü aus anwählbar. Es gibt sogar drei komplett separate Spielstände für den Extra-Modus. Hier ist Mario höchstpersönlich zwar nicht spielbar, dafür funktionieren die übrigen Figuren nach der traditionellen Luigi-Physik. Soll heißen: Alle springen höher, sind jedoch auch etwas schlittriger unterwegs. Diesen Umstand haben die Macher genutzt, um ein paar teuflische Jump-'n'-Run-Herausforderungen auf die Beine zu stellen. Zwar sind die wiederverwerteten Level hier nun allesamt kürzer und müssen unter Standardbedingungen unter einem sehr strikten Zeitlimit gelöst werden, doch auf der anderen Seite sollten eure Sprünge wirklich genau sitzen, wenn ihr Bowser am Ende der Reise ins Bockshorn jagen möchtet. Der ideale Spielplatz für diejenigen, die eine Herausforderung suchen und denen die ebenfalls verfügbaren Missions-Modi mit ihren kurzen Aufgaben zum Halse heraushängen.
Wah! Wah!
In optischer Hinsicht hat sich zumindest für den ungeschulten Blick nichts seit dem Wii U-Debüt getan. Und warum auch? Zumindest qualitativ weiß die HD-Kulisse immer noch zu überzeugen, gerade in den visuell opulenteren Abschnitten wie dem vielzitierten Riesenstern-Schneelevel oder der gemäldehaften Geisterwelt. Leider sind diese erfrischenden Szenarien glorreiche Ausnahmen der sonst eher gewöhnlichen Grafiken, die man nach nur vier New Super Mario Bros.-Titeln gefühlt schon zu oft gesehen hat. Hier eine klassische Hügellandschaft, dort die typische Wüste, an anderer Stelle die übliche Berggegend und immer und immer wieder dieselben vermaledeiten Schlösser mit ihren Magma-Becken. New geht anders. Selbiges gilt für die Musik, die zwar an und für sich nett und fröhlich ist, auf der anderen Seite jedoch furchtbar generisch und zu großen Teilen schlichtweg schon zu oft wiederverwertet wirkt. Auch wenn die Melodien immer noch ins Ohr gehen, man wünscht sich einfach mehr neues Material.
Fazit: Mit der New Super Mario Bros.-Reihe fährt Nintendo schon seit geraumer Zeit auf der sicheren Schiene und wagt eher zaghafte Experimente, die sich eher wie Gimmicks anstelle von wirklich spielbereichernden Elementen anfühlen. Mit New Super Mario Bros. U Deluxe verlor dieser Teil dann auch noch seine plattformeigene Eigenschaft – den touchscreengebundenen Boost-Modus – und liefert im Austausch dafür wenigstens richtige Extras. Toadette als neuer, spielbarer Charakter fügt sich auf jeden Fall wunderbar ins Spiel ein und mit ihrer exklusiven Superkrone erweist sie sich auch als enorme Hilfe, die gerade Einsteiger ein wenig an die Hand nimmt, ohne ihnen gleich komplette Unverwundbarkeit aufzudrücken. Leider bleibt damit unterm Strich trotzdem ein recht gewöhnlicher 2D-Hüpfer im Mario-Gewand, der zumindest durch gewohnt gelungenes Leveldesign besticht und beinahe durch die Bank weg Laune macht. Eine interessante Idee jagt die nächste und kaum ein Level spielt sich wirklich wie ein anderer. Gerade mit bis zu drei Kameraden kommt dann auch noch der übliche, schöne Chaosfaktor ins Spiel – oder man versucht sich daran, alle versteckten Sternenmünzen zu finden und Geheimnisse aufzudecken. Wenn man mich jetzt aber fragen würde, wieviel davon wirklich hängen geblieben ist, müsste ich passen. Klar gibt es hier und da ein paar wenige denkwürdige Stellen, doch insgesamt fühlt New Super Mario Bros. U wie klassische Hausmannskost an: Sie sorgt für ein wohliges Gefühl und macht auch satt, aber man denkt hinterher kaum noch darüber nach. Wer wirklich wahnwitzige, einmalige Plattformer-Action der Wii U-Ära sucht, ist mit Ubisofts Rayman Legends immer noch besser beraten. Wenn es jedoch einfach mal ein gemütlicher Hüpfspielabend mit gewohnt rundem Gameplay und vertrauten Elementen sein soll, dann lohnt auch ein Blick in Marios aktuellstes 2D-Abenteuer.
Hat nur noch Pilze im Kopf: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Gewohnt solide 2D-Mario-Hausmannskost mit netten, wenn auch wenigen Extras im Switch-Port, die sich jedoch unterm Strich erschreckend gewöhnlich anfühlt. |
Wertung
LEVELDESIGN:
8.0
SCHWIERIGKEIT:
7.0
ABWECHSLUNG:
8.0
78 von 100
Einsteigerfreundlicher, unbeschwerter Spielspaß
Toadette als gelungene Ergänzung des Charakter-Aufgebots
Gewohnt gutes Leveldesign mit vielen versteckten Ecken
Komplett im kooperativen Multiplayer spielbar
Inklusive New Super Luigi U-DLC
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Wirkte selbst damals schon so, als wäre alles schon mal dagewesen
Keine wirklich bedeutenden Extras
Wenig denkwürdige Level
Nach wie vor kein Online-Multiplayer
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Wie werten wir?
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Spielname:
New Super Mario Bros. U Deluxe
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Nintendo
Developer:
Nintendo
Genre:
Jump 'n' Run
Release:
11.01.2019 (erschienen)
Multiplayer:
1-4 Spieler
Altersfreigabe:
Frei ab 0 Jahre
eShop Preis:
59,99 €
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Screenshots:
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