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Review: Daemon X Machina

Sebastian Mauch, 15.10.2019

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Mech-Spiele sind eine Nische, die heutzutage nicht mehr allzu häufig anzutreffen ist. Nach der vor einiger Zeit veröffentlichten Demo-Version von Daemon X Machina war aber zumindest meine Neugier geweckt, weshalb ich mir einen Blick auf die Vollversion nicht nehmen ließ. Mit der Demo wollten die Entwickler vor allem Feedback zur Performance, Grafik und den Missionsdesigns aufnehmen und in das Endprodukt einfließen lassen. Einiges davon wurde umgesetzt, anderes scheinbar aber kaum bis gar nicht. Daemon X Machina wurde von Nintendo veröffentlicht und beworben, ist letztlich jedoch im Medienrummel ziemlich untergegangen. Ob die Mech-Ballerei aus dem Hause Marvelous trotzdem empfehlenswert ist, oder sich dahinter gar eine Spiele-Perle versteckt, das erfahrt ihr im Folgenden Test.

Auf die Arsenals, fertig, los!
Die bemannten Kampfroboter sind hier weder ferngesteuert noch autark unterwegs. Stattdessen machen es sich ausgebildete Kämpfer und Kämpferinnen namens Outer in den „Arsenals“ genannten Mech-Anzügen bequem. Diese sind Söldner, die fast immer einer speziellen Söldnergruppe unterstehen, welche wiederum ihre Aufträge aus einem Zusammenschluss verschiedener Institutionen zur Wahrung der Menschheit beziehen. Letztere wird nämlich ganz Terminator-mäßig von einer hochentwickelten, künstlichen Schwarmintelligenz bedroht, die sich selbstständig gemacht hat und sämtlichen Menschen feindlich gesinnt ist. Besonders originell ist der Plot schon mal nicht, wenngleich ein gewisses Potenzial gegeben ist. Auch die vielen Söldner und deren Vertonungen und Designs sind durchaus sehr gut gelungen und durch die Bank weg glaubhaft. Doch leider hat Marvelous es nicht geschafft die Geschichte besonders spannend aufzuziehen. Auch eine Charakterentwicklung lässt sich kaum bis gar nicht feststellen.

Dementsprechend öde wird das Spiel nach der anfänglichen Euphorie. Mission für Mission bewirft das Spiel den Spieler mit immer wieder anderen Persönlichkeiten, die dann mal kurz mitkämpfen oder später als Unterstützung rekrutiert werden können. Das war es dann aber auch schon. Aufgebaut ist der Titel hier ganz ähnlich zu Spielen wie die der Monster Hunter-Serie von Capcom. Man spielt sich ausschließlich durch diverse Missionsränge, lootet Gegner und passt seine Ausrüstung immer wieder in einem Hub den nachfolgenden Situationen an. Dreh- und Angelpunkt ist hier ein großer Hangar, der langweiliger wirklich nicht hätte ausfallen können. Das Highlight ist im Prinzip schon der Arsenal, der mächtig auf einem Podest präsentiert wird. NPCs sind zwar hier und da am Herumwanders, wirklich zum Plausch aufgelegt sind diese aber nicht. Auch ein Maskottchen in Form eines Hundes schwirrt umher, kann in Zeiten des beliebten Twitter-Accounts @CanYouPetTheDog aber nicht (!) gestreichelt werden – Chance verpasst…

Darüber hinaus findet sich noch ein Terminal, von dem aus man neue Mission startet und seine Ausrüstung anpasst. Im Laufe des Spiels schaltet man immerhin andere, nennen wir es mal „Garagen“, frei. Eine davon ist beispielsweise ein Labor, in dem man seinen Söldner verändern darf. Dahinter versteckt sich letztlich ein Skilltree, nur dass man Perks mit Ingame-Währung kaufen muss. Diese sind Baum-artig aufgebaut und lassen Spezialisierungen sowohl des Outers (der Mensch im Mech), als auch des Arsenals (des Mechs selbst) zu. Leider sind die Effekte mehrfach eher marginal und wirken sich kaum spürbar aufs Geschehen aus. Apropos kaum spürbar: Auch in der sogenannten „Eisdiele“ trifft das zu. Hier können sich Auftragskämpfer vor den Missionen mit einem leckeren Eis stärken. Aus verschiedenen Gefäßen (Waffel, Becher) und Eissorten kann man sich so verschiedene temporäre Statusboni kaufen. Hier geht allerdings nur um „Boni“ wie „1% mehr Schaden“ oder Ähnliches, was wohl kaum nennenswert ist und schon gar nicht im Verhältnis zum Preis steht. Keine Ahnung, ob das im Endgame noch mehr Auswirkungen hat, doch das dürften wohl ohnehin die wenigsten Spieler erreichen.

Ausgestorbene Städte, gähnende Leere: Willkommen in der Apokalypse!
Der Endgegner taucht nämlich schon in den ersten fünf Stunden auf: die berühmt berüchtigte Monotonie. Erstmal wird das Spiel mit etlichen Fachbegriffen um sich und bildet ein Konstrukt eines an sich vielleicht ganz interessanten Spiele-Universums, bei dem Nicht-Fans allerdings recht schnell abschalten – zumindest erging es mir im Test so. Dementsprechend belanglos kommen einem die Dialoge in den Briefings vor jeder Story-Mission auch vor. Diese spielen sich übrigens fast immer in verwüsteten Stadtgebieten ab, die nicht wirklich was fürs Auge bieten, obwohl der Artstyle des Spiels durchaus seinen Charme hat. Mehr als eine leblose Arena ist das allerdings nicht. Ein Problem, mit dem auch die ebenfalls postapokalyptisch angehauchte Reihe God Eater zu kämpfen hat.

Die einzige Rettung wäre nun ein unvergleichliches Gameplay-Erlebnis, das einen die Umgebung glatt vergessen lässt. Nun, eingängig ist die Grundsteuerung durchaus, bietet allerdings auch einige Feinheiten die nur wenig erklärt werden und daher unter Umständen Stolpersteine darstellen könnten. Zum Beispiel die Femto-Mechanik: Femto ist eine Energieform die man in gewissen Gebieten verstärkt mit dem Arsenal aufnehmen kann, oder langsam über Zeit regeneriert. Hiermit kann der Mech-Anzug auf verschiedene Weise zeitweilig gestärkt werden, etwa für mehr Wucht im Nahkampf oder mehr Abwehr. Die Modi durchzuschalten ist denkbar einfach, doch welcher von den Modi tut nun was? Das muss man sich aus den Menüs leider selbst herauslesen, denn im HUD selbst sieht man nur kryptische Symbole. Auch ist es etwas nervig, dass der Arsenal stets dazu neigt herunterzufallen, weshalb man immer wieder „springen“ oder in Richtung Himmel boosten muss. Ein reiner Flugmodus wäre hier wesentlicher bequemer gewesen und hätte vor allem auch das Zielen erleichtert. Immerhin unterstützt der Mech hier allerdings mit einer automatischen Zielerfassung, wodurch man auch beim schnellen Ausweichen recht gut den Gegner einseifen kann. Im Großen und Ganzen ist die Steuerung ziemlich gelungen und macht Spaß, wäre da nicht die allgemeine Langeweile.

Die entsteht eigentlich hauptsächlich durch die stets sehr ähnlichen Missionsdesigns. Hier muss man wahrscheinlich einfach Fan von Mechs und der Postapokalypse sein, um hier nicht einzuschlafen. Ich als alter Monster Hunter-Hase weiß durchaus, was „Grind“ bedeutet und wie es sich anfühlt, immer wieder dieselben Abläufe zu wiederholen. Daemon X Machina konnte mich also trotz meiner stark ausgeprägten Grind-Resistenz nicht abholen und länger als eine halbe Stunde motivieren. Immer wieder heißt es: „Schalte alle feindlichen KIs aus!“, „Beschütze Gebiet X“ und so weiter und so fort. Die Gegner und das eigentliche Gameplay laufen dabei jedoch stets gleich ab, was sich extrem schnell abnutzen kann. Die wenigen Highlights sind dann eher die Kämpfe gegen gigantische Riesen-Roboter, wobei sich auch die immer im selben Schema bewegen und reine Kugelschwämme sind. Taktisches Geschick oder gar ein Strategiewechsel ist hier in den allermeisten Fällen nicht vonnöten.

Das Grundgerüst passt
Auch wenn es so klingen mag, ein Totalausfall ist Daemon X Machina keinesfalls. Wie bereits erwähnt ist der markante Grafikstil durchaus sehr ansprechend und hübsch. Das Geschehen bleibt dabei trotz der rasanten Action überwiegend stabil, was in der Demo noch ein Problem war. Auch die musikalische Untermalung und das allgemeine Design des Spiels haben mich überzeugt. Einzig die Gesichter der Reclaimer genannten Söldner könnten hier und da etwas aus dem Uncanny Valley herauskriechen. Da man jedoch eh meistens in einer Maschine steckt, ist das wohl kaum ein großes Problem. Auch einen Online-Modus bietet das Spiel, in dem man online kooperativ mit Fremden oder Freunden Missionen angehen darf. Aufgrund der allgemein eher geringen Beliebtheit und der granularen Missionsaufteilung, war es mir jedoch selbst Wochen nach dem Release unmöglich eine Spielgruppe zu finden. Hat man jedoch Freunde, die nicht gerade um die Ecke wohnen, dann kann man hier immer recht bequem ein paar Missionen zusammen absolvieren. Über die Stabilität und Abbrüche kann ich mangels Mitspieler aber wie gesagt keine fundierten Aussagen treffen.

Fazit:
Daemon X Machina ist wahrlich ein zweischneidiges Schwert. Nachdem mich schon die Demo nicht abholen konnte, wollte ich zumindest Prüfen ob man die Missionsabläufe spannender gestalten und die Performance verbessern konnte. Zumindest letzteres hat Marvelous erfolgreich angepackt. So spaßig und actionreich das Gameplay an sich auch ist, so langweilig sind die Schauplätze, Missionen und Dialoge. Wer mit Mechs und sich wiederholendem Gameplay nicht klar kommt, sollte um diesen Titel dringend eine Biege machen. Empfehlen kann ich Daemon X Machina daher leider nur für absolute Fans des Mech-Subgenres, die sich am monotonen Ablauf nicht stören und es lieben, Arsenal und Outer bis in kleinste Prozent zu optimieren. Die Unzulänglichkeiten in der Zugänglichkeit und der Mangel an Abwechslung wiegen – für mich persönlich – jedoch zu schwer, obwohl der grandiose Soundtrack und die hübsche Optik anfangs noch Lust auf mehr machten. Den Vollpreis sehe ich aufgrund dieser kruden Mischung daher als nicht sonderlich gerechtfertigt an, auch wenn sich dahinter für leidensfähige Spieler mit Sicherheit eine Menge Spielzeit verbergen mag.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes

Der mit dem Mech tanzt: Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de

Leserwertung:

Noch keine
Deine Wertung:

-
Ansehnliches Spektakel für Fans der Mech-Ballerei, etwas mehr Tiefgang und Abwechslung hätte jedoch nicht geschadet.

Wertung

ABWECHSUNG:

4.0

TECHNIK:

8.0

STEUERUNG:

7.0
63
von 100

Hübsche Optik…

…mit überwiegend flüssiger Darstellung

Charaktere und allgemeines Design recht ansprechend…

Brauchbare Steuerung

Stimmige Vertonung der Charaktere

Hubwelt hätte langweiliger nicht sein können

Story kaum nennenswert und anfangs quasi nicht-existent

…Charaktere bleiben jedoch zumeist ohne Substanz

Monotone Missionsabläufe

Defizite in Sachen Zugänglichkeit

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Spielname:
Daemon X Machina

Typ:
Switch-Spiel

Jetzt Bestellen:
Zum Shop
Publisher:
Nintendo

Developer:
Marvelous

Genre:
Action

Release:
13.09.2019 (erschienen)

Multiplayer:
1-4 Spieler, auch online

Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre

eShop Preis:
59,99 €

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