Review:
Layton's Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre Deluxe
Nach sechs großen Videospielabenteuern und einem Spielfilm gönnt das Team von Level-5 dem Archäologie-Professor und Knobelmeister Hershel Layton endlich eine verdiente Auszeit. Doch da die Show irgendwie weitergehen muss, wird eben die liebe Familie herangezogen. Sein Sohn Alfendi brachte bereits in Layton Brothers: Mystery Room für Smartphones die Köpfe zum Rauchen und vor zwei Jahren folgte Töchterlein Katrielle mit ihrem eigenen Spiel für Smart-Geräte und den 3DS (zum Test) – und das obwohl man mit der bereits veröffentlichten Switch ja irgendwie insgeheim auf einen Titel für die neue Konsole gehofft hat. Als Kompromisslösung liegt nun Layton's Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre Deluxe vor, eine erweiterte – oder eigentlich vielmehr umgebaute – Neuauflage des 2017er Rätselabenteuers rund um Katrielle und ihre Detektei. Gerade nach The World Ends with You und dessen, sagen wir mal, unkonventionellem Kontroll-Schema (zum Test) fragt man sich natürlich unweigerlich, wie der Sprung von größtenteils reiner Touch-Kontrolle auf ein Gamepad gelungen ist – und auch ob der kleine Hype, den man damals zum Erstrelease verspürt haben mag, nach den zwei Jahren immer noch gerechtfertigt ist.
Wir lösen jedes Rätsel!
Anders als die vorherigen Professor Layton-Titel erzählt Layton's Mystery Journey keine große, mehrere Kapitel umspannende Geschichte. Stattdessen verfolgt ihr in diversen Episoden unterschiedliche Fälle, mit denen Katrielle in ihrer beschaulichen Detektei konfrontiert wird. Der erste davon ist zumindest schon mal ein dickerer Brocken: Ein Zeiger des Uhrenturms um den Big Ben ist nämlich entwendet worden. Auch andere Diebstahls-Delikte oder Suchaufgaben stehen auf dem Ermittlungsplan von Katrielle und sorgen so zumindest für abwechslungsreiche Szenarien. Leider bringt dieses Episoden-Format aber zwei bedeutende Nachteile mit sich. Zum einen laufen die Fälle so ziemlich komplett voneinander isoliert hab. Eine große, spielumspannende Rahmenhandlung gibt es trotz einiger Andeutungen im Prolog nicht. Das wäre aber prinzipiell nicht verkehrt, wenn die jeweiligen Episoden wenigstens anständig ausgearbeitet wären. Je nachdem, wie schnell ihr auf die Rätsellösungen kommt, könnt ihr die Kapitel bereits nach jeweils rund einer Stunde bewältigen. Dadurch, dass die Kurzgeschichten so schnell enden wie sie begonnen haben, stellt sich nie ein wirklich zufriedenstellendes Spielgefühl ein, wie es bei der Lösung einer größeren Kopfnuss der Fall sein sollte. Dass man zudem mit ein wenig Auffassungsgabe in vielen Fällen bereits auf halbem Weg auf die Lösung kommen kann, macht die Sache nicht viel besser.
Innerhalb der Folgen bekommt ihr es immerhin mit der klassischen Professor Layton-Formel zu tun. Ihr erkundet diverse Schauplätze, plaudert mit anwesenden Leuten und macht euch an die über 150 Puzzles ran, die euch entweder im Story-Verlauf vorgeworfen werden oder die ihr in der Umgebung aufspürt. Jedes Gebiet hat nämlich beinahe Wimmelbildcharakter: Auffällige Fenster, Spitzen oder Straßenlaternen bergen gerne mal versteckte Dinge. Das können rein dekorative Sammelobjekte sein, die ihr in einer Galerie im Spielmenü betrachtet, oder auch Hinweis- beziehungsweise Modemünzen. Erstere dienen dazu, euch bei der großen Gehirnakrobatik mit hilfreichen Denkanstößen zu versorgen, während ihr letztere in rein kosmetische Zusatzoutfits für Katrielle und ihren sprechenden Hund Sherl investiert. Dabei sind übrigens auch die einstigen Bezahl-DLC-Kostüme des 3DS-Gegenstückes ab Werk mit an Bord.
Aber wie schon angemerkt, können auch Puzzles in der Umgebung verborgen sein. Hier verlässt sich Layton's Mystery Journey auf ein umfassendes Kontingent an Logik-Aufgaben, die in der Regel weitestgehend unabhängig von der tatsächlichen Spielsituation auftreten – beispielsweise wenn Katrielle sich bei Betrachtung einer Uhr an ein entsprechendes Zeit-Puzzle erinnert. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei insgesamt eher niedrig gehalten, sodass gerade Layton-Veteranen beunruhigend schnell die Aufgaben abhaken können. Das liegt mitunter daran, dass sich Katrielles Abenteuer ziemlich stark auf zwei Rätselgattungen verlässt: Trickfragen und Verschiebe- beziehungsweise Platzierungspuzzles. Die meisten Tricks sind dabei leider sehr einfach durchschaubar und selbst wenn dem mal nicht so sein sollte, reicht häufig einer der insgesamt vier mit Hinweismünzen freischaltbaren Tipps pro Aufgabe aus, um einen auf die richtige Spur zu bringen. In vielen anderen Fällen lässt euch Layton's Mystery Journey sogar ungestraft herumprobieren. Normalerweise werden euch nämlich für falsche Antworten Punkte abgezogen, die ihr für die Lösung des Rätsels erhalten würdet – besagte Punkte sind notwendig, um am Ende ein paar kleine Extras freizuschalten. Eine erschreckend große Anzahl der Rätsel bietet solche Strafen jedoch nicht, was in vielen Fällen unweigerlich zum wilden Herumraten führt.
Schuldzuweisungen
Ferner kommen mir die Aufgaben nicht ganz so gut verfasst vor, wie es bei den vorherigen Spielen der Fall war. Klar gehört zur Layton-Erfahrung auch die ein oder andere falsche Fährte, gerade bei den Trickrätseln. Ein paar der Aufgabenstellungen sind jedoch dermaßen unklar formuliert, dass ich beizeiten gar nicht wusste, was das Spiel überhaupt von mir möchte. Selbst waschechte Fehler finden sich hier und da in den Texten, was sich auch mal auf die Hinweise beziehen kann. Eines der neuen Verschieberätsel der Switch-Version ist beispielsweise nach der Schritt-für-Schritt-Anleitung im Tipp-Katalog gar nicht lösbar, weil die dort beschriebene Lage schlichtweg nicht existiert. Dank dieser Patzer bekam ich bei tatsächlich fairen Stolpersteinen daher immer wieder Zweifel darüber, ob ich nun etwas übersehen habe oder sich das Spiel wieder einen Fehler erlaubt hat. Und wo ich gerade schon die neuen Puzzles angeschnitten habe: Die Switch-Fassung bietet über 40 neue Knobeleien, denen ihr euch stellen könnt. Diese sind jedoch nicht zusätzlich zu dem aus 3DS und Mobile bekannten Kontingent implementiert worden, sondern haben schlichtweg bereits bestehende Aufgaben ersetzt. Nett gemeint, aber dadurch bekommt man leider nicht das Gefühl einer ultimativen Ausgabe des Spiels, zumal einige dieser Ersatzpuzzles nicht einmal wirklich gut sind. Herunterladbare tägliche Puzzles sowie eine solide Auswahl an Extra-Aufgaben gibt es übrigens auch in dieser Spielausgabe wieder.
Womit ich zur eingangs angeschnittenen Umsetzung der Steuerung komme. Ganz wie die 3DS- und Smartphone-Versionen lässt sich Layton's Mystery Journey komplett mit dem Touchscreen spielen, wenn man denn möchte. Für den TV-Betrieb gibt es jedoch zwei Controller-Alternativen, die zumindest ihren Zweck erfüllen. So lässt sich der Lupen-Cursor optional mit dem Analogstick bewegen, um beispielsweise Umgebungen nach Hinweismünzen abzufahren oder Verschiebe-Puzzles zu lösen, während das Steuerkreuz dazu verwendet wird, ansprechbare Personen oder Menüpunkte schnell durchzuklicken. Leider ist die Sensitivität des Sticks etwas seltsam konfiguriert, wodurch der Cursor bei Erkundungen unterschiedlich schnell auf der horizontalen und vertikalen Achse über den Bildschirm huscht – das macht das Absuchen der Areale leicht frustrierend. Angenehmer ist da die Joy-Con-Variante: Bei gedrückt gehaltener ZL- oder ZR-Taste könnt ihr den Zeiger per Bewegungssteuerung verschieben. Das funktioniert erstaunlich gut und sorgt für ein deutlich angenehmeres Gefühl bei der Schauplatz-Durchsuchung. Trotzdem fällt das Verschieben von Objekten so immer noch etwas mühseliger aus, als es mit dem Touchscreen der Fall ist.
Malerisches London
Mit der Umsetzung für die Switch wurde natürlich an der Optik ein wenig gefeilt. Alle Aufgaben wurden nun so umgebaut, dass sie auf einem einzelnen Breitbild-Display Platz haben – auch wenn dies in der Regel schlichtweg bedeutet, dass es zwei kleinere Bilder für die zwei 3DS-Screens zu sehen gibt und die entstandenen Lücken für den Aufgabentext und die Lösungseingabe genutzt werden. Nichts weltbewegendes, aber es funktioniert. Die Umgebungen können sich im HD-Gewand aber definitiv ebenso sehen lassen, wie die verspielt gestalteten, gestochen scharfen Charaktermodelle. Leider wurde bei dem Upgrade die Audio-Abteilung ein wenig vernachlässigt. Natürlich erklingt die wunderschöne Orchestermusik klar aus den Lautsprechern des TVs oder der Switch, doch der deutschen Sprachausgabe hört man die für den 3DS-Release notwendige und auch im Smartphone-Release vorhandene Komprimierung immer noch an. Schade, denn zumindest von der Darbietung her ist die lokalisierte Tonspur eigentlich recht ordentlich, wenn auch nicht sonderlich überragend. Die Sprache der Stimmen ist übrigens an die Sprache des Spiels gebunden. Separat englische Sprecher zu deutschen Texten einzustellen ist nicht möglich und die japanische Version fehlt in der europäischen Ausgabe entsprechend komplett.
Fazit: Auch wenn Level-5 mit Layton's Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre Deluxe eine Neuausrichtung der Marke wagen möchte, muss es sich unweigerlich mit den Vorgängertiteln messen – und da lässt das Knobelabenteuer von Katrielle leider einiges vermissen. Die weitestgehend eigenständigen Episoden sind viel zu kurz, als dass man sich wirklich in die Geschichte einleben und bei den Fällen miträtseln kann, zumal bei einigen von ihnen die Lösung schon auf halbem Wege offensichtlich ist. Ein übergeordnetes Mysterium, das alle Ereignisse miteinander verschweißt, fehlt leider ebenso, weswegen sich das plötzliche Ende schlichtweg unbefriedigend anfühlt, einfach weil es das Ende einer weitere Mini-Episode ist. Auch die Rätsel erreichen bedauernswerterweise so gut wie nie das Niveau der Professor Layton-Saga. Stattdessen verlässt sich Mystery Journey maßgeblich auf schnell durchschaubare Trickrätsel und Schiebepuzzles, bei denen man mit planlosem Rumprobieren erstaunlich oft viel erreichen kann. Und diese Schwachpunkte sind gerade deshalb schade, weil eine gute Basis durchaus vorhanden ist. Klar, an die eher exzentrischen Eigenheiten von Katrielles Gruppe muss man sich erst einmal gewöhnen, doch sobald sie diese in weiteren Episoden zurückfahren und sich tatsächlich mehr auf die Ermittlungen konzentrieren, wächst einem das Team langsam ans Herz. Auch hält das Spiel das hohe Präsentationsniveau der DS-Anfänge und bietet malerische, detaillierte Umgebungen mit verspielten Charakteren und gelegentlichen Anime-Zwischensequenzen. Aber leider nützt das alles wenig, wenn man sich als Rätsel-Veteran schlichtweg über weite Strecken hinweg langweilt. Und die Switch-Version bietet zudem trotz neuer eingestreuter Puzzles eigentlich nicht wirklich ausreichend Mehrwert, um den Neukauf für Besitzer der alten Fassungen zu rechtfertigen. Dennoch: Wer einen einsteigerfreundlichen Vertreter der Layton-Reihe sucht, findet hier trotz allem zumindest ein solides, wenn auch leider alles andere als überragendes Knobelspiel für Freunde von Trick-Aufgaben. Nur einen würdigen Erben der zwei vorangegangenen Trilogien sollte man hier nicht erwarten.
Fragt sich nun, was er mit all den Hinweismünzen anstellen soll: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Im Kern grundsolides Knobel-Adventure, das jedoch aufgrund seiner Episoden-Struktur, einfach durchschaubaren Aufgaben und diverser kleiner Fehler einiges vermissen lässt. |
Wertung
STORY:
4.0
ANSPRUCH:
6.0
ATMOSPHÄRE:
8.0
60 von 100
Reichlich Knobelaufgaben zum Aufstöbern und Knacken
Inklusive neuer Rätsel und DLC
Grundsolide Steuerung, auch mit Controller…
Atmosphärische, detaillierte Umgebungen
Einmalige Orchestermusik
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Arg kurze, zusammenhangslose Episoden ohne großen Gehalt
Größtenteils anspruchslose Rätsel
…auch wenn die Analogstick-Kalibrierung beim Erkunden seltsam anmutet
Gelegentliche Textfehler in Aufgaben und Hinweisen
Mäßig komprimiert klingende Sprachausgabe
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Wie werten wir?
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Spielname:
Layton's Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre Deluxe
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Nintendo
Developer:
Level-5
Genre:
Adventure
Release:
08.11.2019 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
eShop Preis:
39,99 €
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Screenshots:
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