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Pokémon Schwert/Schild

Review: Pokémon Schwert/Schild

Tjark Michael Wewetzer, 22.11.2019

2

Test mögen: Weitersagen:

Selten sorgt ein neues Pokémon-Spiel für eine derartig gemischte Stimmung, wie Pokémon Schwert und Schild es im Vorfeld des Releases taten. Statt praktsich wöchentlicher News-Schnipsel, die im Vorfeld von Sonne und Mond damals für den 3DS genüsslich verschlungen wurden, überschattete allem voran die Aussage, dass nicht alle der mittlerweile knapp 900 Pokémon auch tatsächlich in die neuen Editionen transferierbar seien, den Hype – und sorgte für ein meiner Ansicht nach fast schon lächerliches Maß an Erbsenzählerei. Und das sage ich als jemand, der zu Zeiten von Pokémon X und Y selbst ziemlich aufdringlich seinen Missmut über den 3DS-Einstand der Taschenmonster kundgetan hat (zur Kolumne)! Doch an berechtigter Kritik ist an sich natürlich nichts auszusetzen, zumal es bei der ersten, neuen Pokémon-Generation für die Switch nach dem letztjährigen Let's Go-Zwischenspiel durchaus einiges zu beanstanden gibt. Doch nach wenigen Stunden war selbst mir als jemand, der zwischenzeitlich ein wenig die Liebe an der Reihe verlor, klar: Pokémon Schwert und Schild mögen zwar nicht der absolute Überhammer sein, doch sie sind immer noch gut und spielenswert!

Here Comes A New Challenger!
Storymäßig gibt sich das Abenteuer in der von Großbritannien inspirierten Galar-Region wieder simpel: Als aufstrebender Trainer im beschaulichen Furlongham sucht ihr gemeinsam mit eurem Kindheitsfreund und Rivalen Hop den amtierenden Liga-Champion Delion auf, um euer erstes Pokémon und ein Empfehlungsschreiben für die Arena-Challenge zu erhalten. In Galar läuft die Liga nämlich eindeutig saisonal und ohne die entsprechenden Formalitäten ist keine Teilnahme drin! Habt ihr aus dem üblichen Starter-Trio – das Pflanzen-Äffchen Chimpep, der Feuer-Hase Hopplo oder die Wasserechse Memmeon – euren Liebling ausgewählt, dürft ihr zunächst noch die nähere Umgebung eures Start-Areals erkunden, erste Pokémon für euer Team einfangen und natürlich auch den Pokédex in Empfang nehmen. Erst danach geht es nach Engine City, wo die Eröffnungszeremonie der Arena-Challenge abgehalten und euer Hauptziel für den Großteil des Spiels festgemacht wird: Ihr sollt die hiesigen Arenen in einer festen Reihenfolge ablaufen, um euch so für das Finalturnier mit Aussicht auf ein Duell mit dem Champ zu qualifizieren. Tatsächlich merkt man nach einiger Zeit, dass im Hintergrund noch andere Ereignisse am Laufen sind, doch aus denen halten euch Pokémon Schwert und Schild bewusst raus. Schließlich spielt ihr auch dieses Mal wieder Kinder und die Erwachsenen drehen zur Abwechslung mal nicht nur Däumchen, um den Jungspunden das Feld zu überlassen. Stattdessen messt ihr euch maßgeblich mit euren drei Rivalen – neben dem freundlich-aufgedrehten Hop kreuzen sich eure Wege häufig noch mit der ruhigen Mary und dem arroganten Betys – sowie den Arenaleitern.

Das bedeutet umegekehrt allerdings auch, dass Schwert und Schild bedeutend linearer verlaufen, als man es von Pokémon sonst gewohnt ist – nicht einmal ein Anschein von Erkundungsfreiheit wird gewahrt. Viele Gebiete setzen sich aus relativ unkomplizierten Pfaden zusammen, die hier und da über eine Sackgasse mit auflesbarem Item verfügen. Versperrte Wege, für die ihr erst später zurückkehren müsst, gibt es in der Regel jedoch nicht. Selbst die in den Vorgängerspielen stets gemischt aufgefassten VM-Manöver oder etwaige Äquivalente fehlen komplett. Es gibt keine Büsche zu zerhäckseln, Steine zu verschieben oder Puzzles zu knacken. Wasserflächen werden ab einer bestimmten Stelle im Spiel mit dem Fahrrad überquert und die Schnellreise zwischen den Städten praktischerweise direkt in den Kartenbildschirm integriert. Selbst die Arenen lassen Knobeleien vermissen und setzen sich in der Regel aus einem kompakten Minispiel oder einer kurzen Kampfherausforderung vor dem Hauptgang zusammen. Immerhin bekommt ihr auf dem Weg einiges zu sehen, denn allein das Gebietsdesign weiß zu begeistern. Galar bietet beispielsweise friedliche Weidendörfer, von funkelnden Edelsteinen gesäumte Minen, imposante Schloss-Städte und verträumte Wälder, die im unheimlichen Lichte leuchtender Pilze scheinen. Der Charakter der Region wird schnell ersichtlich und die Sightseeing-Tour nie langweilig. Enttäuschend ist dabei höchstens, dass einige Gebiete arg kompakt ausfallen und man sich beizeiten fragt, ob das wirklich schon alles war.

Natur pur
Doch nur weil man schnell überall durchmarschieren kann, hat man dabei noch lange nicht alles gesehen! Schließlich verbergen sich in den Höhlen und Gräsern Galars massenweise Pokémon. Zufallskämpfe gibt es erfreulicherweise im Prinzip keine. Alle potenziellen Fangziele sind direkt auf der Oberwelt sichtbar und können bei Bedarf umgangen werden. Wer jedoch durch die Grasflächen rennt, schreckt womöglich ein verstecktes Pokémon auf und wird so versehentlich in einen Kampf verwickelt – wer auf Nummer sicher gehen möchte, schleicht hier also. Hier kommt übrigens auch direkt der einmalige Charme zum Einsatz, der die Pokémon-Spiele auszeichnet: Viele der Kreaturen reagieren unterschiedlich auf vorbeilaufende Trainer. Manche, wie beispielsweise der putzige Elektro-Corgi Voldi, trappelt freudestrahlend an euch heran und bettelt um Aufmerksamkeit, während andere wie die eher territorialen Kosturso-Bären aktiv Jagd auf euch machen, sobald sie euch erspähen. Dadurch wirken die Pokémon direkt, als wären sie wirklich Teil einer lebendigen Spielwelt – auch wenn sie natürlich weiterhin maßgeblich an vorgegebenen Punkten unter teils bestimmten Wetterbedingungen erscheinen.

Ob nun aber gegen Pokémon in freier Wildbahn oder im Duell mit einem der unzähligen Trainer Galars, irgendwann kommt es unausweichlich zum Kampf! Und hier geben sich Pokémon Schwert und Schild gewohnt routiniert: Die Scharmützel laufen strikt rundenbasiert, wobei beide Seiten gleichzeitig ihre Moves auswählen und der Initiative-Wert der Taschenmonster über die tatsächliche Aktionsreihenfolge entscheidet. Jedes Pokémon kann dabei über bis zu vier Attacken verfügen, die entweder durch Levelaufstiege oder besondere Items erlernt werden. Wichtig ist, für ein möglichst ausgewogenes Team zu sorgen, um für alle Situationen bereit zu sein. Jedes Pokémon ist nämlich bis zu zwei Typen zugeordnet, die über unterschiedliche Stärken und Schwächen verfügen. So machen zum Beispiel Feen-Attacken aus Drachen-Pokémon Kleinholz, richten bei stählernen Monstern jedoch vergleichsweise wenig Schaden an. Dankenswerterweise führt das Spiel über solche Schwächenverhältnisse Buch und informiert euch – ganz wie in den vorherigen Spielen ab Pokémon Sonne und Mond – in der Attackauswahl über die Effektivität eurer Manöver, vorausgesetzt ihr habt das gegnerische Pokémon bereits im Spiel gesehen. Durch all diese Elemente kommt ein spannendes Wechselspiel zustande, das gerade im Endgame und im Duell mit anderen Spielern für mitreißende Gefechte sorgen kann. Interessanterweise wurden in Schwert und Schild übrigens diverse Kampfvarianten über Bord geworfen. Reihum- oder Dreierkämpfe sucht ihr beispielsweise vergebens und sogar die Mega-Entwicklungen sowie die Z-Attacken aus Pokémon X und Y beziehungsweise Sonne und Mond glänzen durch Abwesenheit. Maßgeblich stehen schnörkellose Einzel- und Doppelkämpfe auf dem Programm.

Auf die Größe kommt es an
Ganz ohne Eigenheiten kommen aber auch die neuen Editionen nicht aus. Dynamax nennt sich das Kern-Feature der aktuellen Generation, das euch – ganz simpel ausgedrückt – ein beliebiges Pokémon eures Teams auf Hochhausgröße aufpumpen lässt. Entsprechend werden die Attacken des vergößerten Taschenmonsters durch gehörig verstärkte typabhängige Varianten ausgetauscht. Leider ist die Dynamaximierung mit einigen Haken verbunden: So könnt ihr die Vergrößerung nicht jederzeit durchführen, sondern nur in den Boss-Fights und bei Raid-Kämpfen – auf letztere komme ich gleich noch einmal zurück. Auch hält der Zustand nur drei Runden an und ist auf einen Einsatz pro Kampf beschränkt, nicht unähnlich der Mega-Entwicklung vorheriger Generationen. Auch wenn jedes beliebige Pokémon dynamaximiert werden kann, fühlt sich dieses Feature dadurch wesentlich situationsabhängiger an. Trotzdem kann ich nicht abstreiten, dass gerade die Arena-Kämpfe durch die Giganten ungemein spektakulärer ausfallen. Und das nicht zuletzt deswegen, weil das Publikum im rappelvollen Stadion anfängt, lauthalts zu gröhlen, sobald der Arenaleiter sein letztes Pokémon im Bunde vergrößert.

Die wohl bedeutend größere Neuerung von Schwert und Schild dürfte jedoch die Naturzone sein. Bereits recht früh – noch bevor in Engine City der Startschuss für die Arena-Challenge fällt – dürft ihr dieses kleine Stück Open World nahezu vollständig erkunden und euer Team gehörig aufstocken. In den diversen Sektionen des insgesamt doch recht kompakten Gebiets finden sich nämlich Unmengen von Pokémon, die ihr anderswo in Galar gar nicht oder nur selten antreffen könnt. Da fällt es schwer, sich nicht von Beginn an der Jagd zu verschreiben, doch ohne ausreichend Arena-Orden wird dies nichts. Clevererweise dürft ihr nämlich je nach Challenge-Fortschritt nur Pokémon bis zu einem bestimmten Level fangen, damit ihr nicht mit einem Stufe-60-Glücksfang alle Arenen problemlos leerfegt. Sind diese Ketten jedoch erst einmal abgelegt, entfaltet die Hatz ihren kompletten Reiz und motiviert regelrecht zur Pokédex-Vervollständigung – gäbe es da nur nicht ein paar bedeutende Haken.

Ruckelnd durch die Wildnis
So sieht die Naturzone zwar insgesamt immer noch stimmig aus, wirkt im Vergleich zu den anderen Arealen Galars etwas schmucklos. Auch der Detailreichtum lässt stellenweise zu wünschen übrig und bestimmte Objekte wie Beerenbäume ploppen gerne mal unvermittelt ins Bild. Klar fallen solche Weitsicht-Defizite auch mal außerhalb der Naturzone auf, doch tatsächlich sind sie dort eher die Ausnahme als die Regel. Auch das von Sektor zu Sektor unterschiedliche Wetter wirkt gerne mal befremdlich: Im ersten Moment radelt man im strahlenden Sonnenschein, nur um kurz darauf durch einen Schneesturm zu marschieren. Eine ganze Schippe schlimmer wird es jedoch, wenn ihr euch entscheidet, online zu spielen. So cool das Konzept auch klingen mag, andere Spieler in der Naturzone herumtollen sehen und sie für ein paar Items ansprechen zu können, funktioniert dies schlichtweg nicht technisch zufriedenstellend. Ständig tauchen andere Trainer auf, nur um kurz darauf wieder unvermittelt zu verschwinden. Dieses stetige Nachladen scheint enorm auf die Framerate zu drücken, denn Ruckler treten hier bei aktiver Internetverbindung verstärkt auf.

Und das ist schade, denn für die in der Naturzone befindlichen Raid-Kämpfe möchte man idealerweise mit dem Internet verbunden sein. Überall in dem Open-World-Areal verstreut liegen rot leuchtende Pokémon-Nester, die gelegentlich ein dynamaximiertes Pokémon beherbergen. Dann sucht ihr euch entweder online oder im lokalen Drahtlosspiel bis zu drei Gefährten, um es in einem Team-Kampf in die Knie zu zwingen. Bei einem Sieg winkt nicht nur die Chance, das Pokémon zu eurer Sammlung hinzuzufügen, sondern auch ein Beutel Gegenstände – darunter auch Bonbons, die euren Taschenmonstern Erfahrungspunkte spendieren. Kurzum: Man kann über die Raids erstaunlich gut seine Truppe trainieren. Eine schöne Ergänzung, auch wenn selbst das reguläre Training aufgrund der automatisch gleichmäßigen EP-Verteilung unter euren Team-Pokémon dezent vereinfacht wurde. Leider laufen die Raid-Kämpfe allerdings unterm Strich recht langsam ab und können somit auf lange Sicht ziemlich schlauchen. Oh, und falls ihr aufgrund der EP-Aufteilung jetzt befürchtet, dass ihr nicht mehr gezielt an den Werten eurer Kampfpartner schrauben könnt: Diese Aufgabe wurde auf die PokéJobs übertragen. Hier könnt ihr ab einem gewissen Punkt im Spiel eure Kameraden entsenden, um beispielsweise die Basiswerte der Pokémon zu verbessern oder schlichtweg Erfahrungspunkte zu sammeln. Dies alles läuft ganz ohne euer weiteres Zutun ab und kann beispielsweise eingerichtet werden, während ihr über Nacht oder zu Schul- beziehungsweise Arbeitszeiten Spielpausen einlegt. Dadurch wird der Aufbauprozess natürlich immer noch langwierig, aber ihr könnt euch wenigstens zwischenzeitlich anderen Dingen widmen – etwa der Pokédex-Komplettierung. Zudem gibt es weiterhin die Möglichkeit, über Gegenstände wie etwa Proteine ebenfalls die Basiswerte auf ihr Maximum zu bringen.

Bitte melde dich!
Damit übrigens die Multiplayer-Raids überhaupt reibungslos laufen, muss man natürlich erst einmal Mitstreiter finden – und das ist unschönerweiser alles andere als einfach. Die Online-Komponente von Pokémon Schwert und Schild fällt nämlich auch abseits der Performance-Einbußen in der Naturzone eher dürftig aus. Theoretisch könnt ihr euch über das per Y-Taste erreichbare Ypsi-Com-Menü einloggen und so beispielsweise Tausch- und Kampf-Anfragen versenden oder an Raid-Kämpfen teilnehmen. Praktisch verrät euch das Spiel nicht, wie genau der Prozess überhaupt funktioniert und ohne eingeschaltete Filter wirkt der stetige Info-Feed mit Fangnachrichten oder Wundertausch-Meldungen anderer Spieler, auf die ihr nicht einmal reagieren könnt, regelrecht nutzlos. Nicht zuletzt ist das Menü nicht einmal einheitlich designt: So könnt ihr Raid-Kämpfen nur über das Ypsi-Com-Menü selbst beitreten, müsst euch beim Tauschen oder Kämpfen mit anderen Spielern aber auf die automatische Zuweisung verlassen. Im Praxis-Test haben mein Bruder und ich es selbst beim lokalen Drahtlosspiel nicht geschafft, unsere zwei Spielexemplare über die reguläre Suche miteinander zu verbinden. Wir mussten stattdessen jeweils separat einen passwortgeschützten Raum aufmachen, bevor unsere Konsolen sich fanden – über das Ypsi-Com-Menü einem Raum beizutreten, ist nicht möglich. Wenn man bedenkt, dass die DS- und 3DS-Ableger trotz ihrer jeweiligen Kinderkrankheiten durchaus solide Online-Komponenten an Bord hatten, wirkt diese halbgare Umsetzung beinahe wie ein schlechter Witz. Selbst die austauschbaren Ligakarten – ein anpassbares Spielerprofil – müssen stets manuell aktualisiert werden und behalten dabei nicht einmal den zuvor erhaltenen Online-Kartencode. Wer seine Karte mit anderen teilen möchte, sollte also idealerweise vorher sicherstellen, dass sie final ist.

Statische Kämpfer, lebhafte Camper
Unfreiwillig komisch können übrigens auch bezeiten die Kampfanimationen wirken. Klar ist es kein Pappenstiel, für über 400 Pokémon mit jeweils 20 aufwärts möglichen Attacken in jeder Situation passende Animationen auf die Beine zu stellen, doch wenn beispielsweise das mit prächtigen Hörnern ausgestattete Zwollock für die Kopfnuss seine Beine zu Rate zieht, fragt man sich, ob das weiterentwickelte Schäflein das Konzept der Kopfnuss überhaupt verstanden hat. Auch sehen die Kämpfe insgesamt noch immer recht statisch aus, was aufgrund des verstärkten Fokus auf Pokémon-Wettkämpfe umso seltsamer wirkt – immerhin werden die richtig großen Duelle in ausverkauften Stadien ausgefochten! Dennoch muss ich für mich gestehen, dass mich die teils altbackenen Animationen nicht großartig gestört haben und selbst diese über eine außerordentliche Wucht verfügen können, die man beim Zusehen spürt. Ferner bedeutet dies nicht, dass insgesamt an lebhaften Animationen gespart wurde. Im Gegenteil: Nicht nur auf der Oberwelt erscheinen die Pokémon lebendiger denn je, auch die Camping-Pausen, wo man seine Begleiter Bälle apportieren lassen kann oder für sie Curry kocht, sind liebevoll und geradezu herzerweichend niedlich animiert. Ferner können die neuen Editionen auf musikalischer Ebene überzeugen. Jedes Areal wird von einer passenden, stimmungsvollen Melodie begleitet und speziell bei den Duellen mit Arenaleitern wird dank der aufbrausenden Musikuntermalung das Blut in Wallung gebracht – allein für das Abschluss-Lied beim letzten verbleibenden Pokémon der Prüfer habe ich stets den Sound meiner Switch aufgedreht, so mitreißend ist das Gegröhle.

Bleibt nur noch eine abschließende Frage: Welche Edition soll es nun sein? Tatsächlich fallen die Unterschiede in dieser Ausgabe wieder enorm überschaubar aus. Maßgeblich sind natürlich unterschiedliche Pokémon in Schwert und Schild dabei: Das schnittige Galar-Porenta samt dazugehöriger Weiterentwicklung bietet euch beispielsweise nur Pokémon Schwert, wohingegen sich Spieler von Pokémon Schild das schaurige Galar-Corasonn schnappen können. Wollt ihr es in der anderen Version, müsst ihr es per Tausch erwerben. Abseits davon sind diverse Raid-Pokémon unterschiedlich häufig in den Editionen am Start und es gibt zwei exklusive Arenaleiter pro Fassung. Schwert-Besitzer dürfen sich mit der Kampf-Trainerin Saida und dem Gesteins-Leiter Mac duellieren, während auf Schild-Spieler der Geisterjunge Nio und die Eis-Meisterin Mel warten. Wohlgemerkt liegt hier jedoch die Betonung auf exklusive Arenaleiter, nicht Arenen! Die dazugehörigen Minigames sind nämlich in beiden Editionen spielerisch identisch und unterscheiden sich nur in der visuellen Aufmachung.

Fazit:
So viel sollte mittlerweile klar sein: Nein, Pokémon Schwert und Schild sind keine Vollkatastrophen geworden. Das Editions-Duo ist überhaupt weit davon entfernt, wirklich schlecht zu sein. Denn die entschlackte Reise durch die Galar-Region begeistert dank ihrer malerischen Gegenden und verspielten Pokémon schlichtweg ungemein. Klar gibt es weitaus weniger Gebiete abseits der Hauptpfade zu erkunden, doch dafür hält man sich zumindest im Laufe der unkomplizierten Hauptgeschichte nicht mit allerlei Kleinkram auf. Man gibt sich ganz dem Arena-Spektakel hin, das dank der Riesen-Pokémon und dem lautstark mitfieberndem Publikum noch wuchtiger rüberkommt, als es je in der Reihe der Fall war. Nie zuvor hatte ein Pokémon-Spiel das Gefühl spannender Liga-Kämpfe so einmalig vermitteln können! Dank der neuen und zudem auch früh erreichbaren Naturzone hat man zudem noch vor dem ersten Orden die Gelegenheit, sein Team direkt vielfältig aufzubauen oder mit verschiedenen Pokémon-Kombinationen zu expermentieren und sowie im fortschreitenden Spiel immer stärkere Begleiter in der Miniatur-Open-World einzufangen. Leider ist besagte Naturzone in anderer Hinsicht auch der Hauptschwachpunkt von Schwert und Schild: Sie wirkt vergleichsweise karg, an die plötzlichen Wetterumschwünge konnte ich mich nicht gewöhnen und wenn man mit aktiver Online-Verbindung herumrennt, leidet die Framerate unter den ständig ins Bild geladenen Spielern enorm. Man hat das Gefühl, die Naturzone dient vielmehr als Testlauf für ein vollständiges Pokémon-Spiel in diesem Stil. Auch ist die Online-Komponente mit dem Ypsi-Com allgemein ziemlich dürftig umgesetzt worden und so bildgewaltig die Dynamax-Pokémon auch wirken mögen, kommen sie mir aufgrund ihrer stark eingeschränkten Nutzbarkeit insgesamt eher überflüssig vor. Dennoch haben diese Schwachpunkte mich nicht daran gehindert, meine Reise durch die Galar-Region in vollen Zügen zu genießen. Seien es die vielfältigen neuen und altbekannten Pokémon auf meiner Reise, die vielen verspielten Details oder der pure Adrenalinrausch beim Arenakampf: Gelangweilt habe ich mich nie. Es mag kein Quantensprung der Pokémon-Reihe und „nur“ ein routiniert gutes Rollenspielabenteuer für alle Altersklassen sein, doch auch in dieser Form wissen die kunterbunten Taschenmonster immer noch zu begeistern.

Erobert mit Mauzinger (BEARDYCAT) und Bellektro (Sparky) die Pokémon-Liga: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Leserwertung:

Ok
Deine Wertung:

-
Die Naturzone wirkt ungeschliffen und der Online-Teil enttäuscht, doch im Kern steckt hier immer noch der gute, alte Pokémon-Charme, der unweigerlich vor den Bildschirm fesselt.

Wertung

STORY:

7.0

ATMOSPHÄRE:

9.0

TECHNIK:

7.0
79
von 100

Einfallsreiche neue Pokémon-Designs

Früher Zugriff auf vielfältige Pokémon-Arten

Praktisch keine Zufallskämpfe

Stimmungsvolle Spielwelt…

…mit reichlich liebevollen Details

Waschechte Stadion-Atmosphäre bei Arenakämpfen

Entschlackte Kampfoptionen, die sich größtenteils auf das Wesentliche konzentrieren

Kleines Open-World-Areal zum Austoben

Bei Online-Verbindung deutliche Performance-Leiden in der Naturzone

Allgemein dürftige und unnötig kryptische Online-Features

Stellenweise auffällige Pop-Ins von Charakteren

Nach wie vor eher statische Kämpfe

Um die Hälfte aller rund 900 Pokémon nicht nutzbar

Aufgesetzt wirkendes Dynamax-Feature

Wie werten wir?

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2 Kommentare

profil 98 comments
[26.11.2019 - 06:44 Uhr]
LaNoir:
Ich habe mir bisher noch keine Version geholt, aber eure Erfahrungen decken sich mit denen meiner Freunde. Gerade die Online-Features scheinen echt Probleme zu machen, die Kämpfe sind zu einfach und das Fangen von Pokémon die auch nur ein Level höher sind quasi unmöglich. Die Grafik finde ich auch recht enttäuschend für einen Switch-Titel. :/ Auch wenn das Spiel jetzt doch als Verkaufserfolg gefeiert wird, mich können die Teile leider nicht überzeugen...
profil 323 comments
[26.11.2019 - 11:31 Uhr]
Lemon:
Ich sehe das Spiel auch im 70er-Bereich, obwohl ich es direkt ab Erscheinungsdatum sehr ausgiebig und mit Spaß dabei gespielt habe.
Die mangelhaften Online-Features, die uninspirierte Story, die fehlenden Pokémon und die mittelmäßige Grafik erlauben keine bessere Wertung. Ich hoffe, dass man sich nicht auf den guten Verkaufszahlen ausruhen wird und bis zum nächsten Spiel einiges nachbessert. Meinetwegen können auch immer zwei bis drei Jahre zwischen den Pokémon-Spielen liegen, wenn die Qualität dann steigt.
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Spielname:
Pokémon Schwert/Schild

Typ:
Switch-Spiel

Jetzt Bestellen:
Zum Shop
Publisher:
Nintendo

Developer:
Game Freak

Genre:
Rollenspiel

Release:
15.11.2019 (erschienen)

Multiplayer:
1-8 Spieler, auch online

Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre

eShop Preis:
59,99 €

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