Kurztest:
Atomicrops
Wenn eine nukleare Apokalypse die Welt verwüstet, braucht es irgendjemanden, der die letzten Reste der Zivilisation mit Nahrung versorgt. Ein Fall für abgehärtete Landwirte, die inmitten der lebensfeindlichen Umgebung mit mutierten Tieren und anderen merkwürdigen Wesen dafür sorgen, dass ihre Feldfrüchte auch stetig wachsen. Atomicrops aus dem Hause Bird Bath Games versetzt euch in genau dieses Szenario und komprimiert die Erfahrung, die man sonst aus Story of Season und Konsorten kennt, in ein schnörkelloses Roguelite-Konzept, das nach etwas Eingewöhnungszeit auch tatsächlich Laune macht. Was genau euch der actionreiche Bauernhofurlaub bringt, verrate ich euch in diesem Test.
Die Landluft war aber auch schon mal besser…
Ein kompaktes Tutorial zu Zeiten vor der atomaren Zerstörung führt euch schnell in den generellen Spielablauf ein: Jede der vier Jahreszeiten eines Jahres ist in drei Tage aufgeteilt, während derer ihr euch um eurer zentrales Feld kümmern müsst. Mit ZL wird Unkraut beseitigt, Ackerland gepflügt und Saatgut ausgestreut, danach reicht es, mit gefüllter Gießkanne grob in der Nähe zu stehen, um die heranwachsenden Pflänzchen zu bewässern. Geerntet wird hierbei schon nach wenigen Minuten per B-Taste, der moderne Bauer setzt nämlich auf zeiteffektive Landarbeit. Wollt ihr die Qualität eurer Erzeugnisse verbessern und damit auch mehr Geldmittel einnehmen, könnt ihr die Feldfrüchte zudem in der Wachstumsphase mit Monsterüberresten düngen. Allerdings ist alles in dieser schrägen Zukunft nie wirklich so einfach, weswegen sich auch ständig Monster in eure Gärten verirren, die nachts in mehreren Wellen sogar eure Pflanzen selbst wegfuttern. Um die Plage unter Kontrolle zu kriegen, nimmt man sie mit dem rechten Analogstick und der ZR-Taste aufs Korn. Das Grundprinzip ist schnell verinnerlicht und unterhält nach etwas Übung gut.
Leider geht einem nach einer Hand voll Startpäckchen in der Regel das Saatgut aus, in das nahegelegene Dorf geht es erst nach Abschluss des Tages und selbst dort sind die Nutzpflanzen recht teuer. Wie kommt man also an weiteres Gewächs ran? Klarer Fall: Ab in die Wildnis! In den vier Himmelsrichtungen um euren Hof herum befinden sich nämlich vier Biome mit unterschiedlichen erbeutbaren Samen – und diversen Monstern, die alle Eindringlinge liebend gerne unter die Erde bringen. Die kleinen von Kreaturen bevölkerten Lager beherbergen allerdings nicht nur das künftige Erntegut: Auch diverse, bei jedem Neuanfang zufällig verteilte Upgrades und Werkzeuge lassen sich hier einsacken. Von Nutztieren, die euch bei euer Landarbeit unterstützen, über Tauben mit Einweg-Phänomenen wie Regenwolken bis hin zu nach einer gewissen Aufladezeit wiederverwendbaren Traktoren ist alles dabei, was sich der postapokalyptische Bauer wünschen könnte. Einige Dinge lassen sich übrigens auch im Dorf erwerben, kosten dabei aber entweder eine gewaltige Schippe Geld oder die deutlich selteneren Rosen, die ihr erst mit gefundenem Saatgut selber anbauen müsst. Letztere werden übrigens auch in ein seichtes Beziehungssystem eingebaut: Jeden Abend erscheinen zwei zufällige Junggesellen im Dorf, die euch im Tausch gegen Rosen Upgrades anbieten. Habt ihr ausreichend mit ihnen geflirtet, dürft ihr sie sogar ehelichen, woraufhin sie euch permanent auf der Farm unterstützen. Wirklich tiefgründig mag die Romanze dabei nicht sein, aber hey, in schweren Zeiten ist jedes bisschen emotionale und praktikable Hilfe mehr als willkommen!
Alles hat ein Ende
Und besagte Hilfe ist bitter nötig, denn nach bester Roguelite-Manier zieht der Schwierigkeitsgrad von Atomicrops sehr scharf an. Müsst ihr zu Beginn noch um relativ wenige Monster herumtanzen, nehmen die Zahlen ab dem ersten Sommer bereits drastisch zu – und da der Schar auch ein entsprechender Kugelhagel einhergeht, verliert man gerade bei den Bosskämpfen auf dem heimischen Hof gerne mal den Überblick. Richtig knifflig wird es, wenn man parallel noch versucht, seine Landwirtschaft am Laufen zu halten. Mit etwas Geschick und Beuteglück lässt sich jede Herausforderung tatsächlich auch meistern, trotzdem kann es aufgrund des genreüblichen Permadeath-Features sowie der recht sparsamen Ausschüttung von lebenkraftspendenden Herzrüben gerne mal zu Frustmomenten kommen. Segnet man dann tatsächlich das Zeitliche, kann man höchstens noch seinen erzielten Punktestand an den (in meiner Testphase noch nicht verfügbaren) Ranglistenserver schicken und dann von vorn beginnen. Freischaltbare Charaktere mit anderen Startfähigkeiten sowie eine Hand voll Ingame-Achievements sollen jedoch zu wiederholten Anläufen motivieren.
Präsentationstechnisch fällt Atomicrops maßgeblich mit seinem schrägen Cartoon-Stil auf, der auch durch den nicht minder merkwürdigen, aber auch erstklassig passenden Soundtrack gestützt wird. Die pixeligen Feldfrüchte springen munter grinsend in ihren Erdflecken herum, pinke Kaninchen mit diversen Bewaffnungen machen euch das Leben schwer und speziell die Jahreszeit-Endbosse sind wunderbar abgedreht gestaltet worden. Leider fällt inmitten dieser pixeligen Animationspracht häufiger auch mal auf, dass das Spiel zumindest im von mir hauptsächlich gespielten Handheld-Modus bei mächtig Trubel auf dem Schirm zu unschönen Rucklern neigt. Unschön, da man natürlich genau in solchen Situationen gerne mal in eine herumschwirrende Kugel rennt.
Fazit: Story of Seasons mal ganz anders: Dass das bewährte Farmsimulationskonzept so gut als Roguelite funktionieren würde, hatte ich mir, offen gestanden, nie vorstellen können. Und auch wenn Roguelites nach wie vor nicht so wirklich mein Genre sind, kann ich Atomicrops seine Qualitäten nicht absprechen. Es hat zugegebenermaßen mehrere Anläufe gebraucht, bis ich überhaupt den ersten Sommer gesehen habe, schlichtweg weil ich im Angesicht der Vielzahl an Feinden um die Farm herum und bei dem hektischen Bosskampf am Ende der ersten drei Tage dezent überfordert war. Doch sobald ich mich erst einmal in die Arbeit auf dem Lande hereingefuchst hatte und ein Gefühl für die vielfältigen Upgrades in der Wildnis und im Dorf bekam, lief jede Folgepartie merklich runder. Dank der relativen Kürze der Arbeitstage habe ich zudem öfter mal deutlich längere Runden gespielt, als ich zunächst wollte – dermaßen fesselnd ist der kurzweilige Mix aus hektischen Feuergefechten und klassischer Landwirtschaft. Die schräge Pixeloptik und der stimmungsvolle Soundtrack wissen ebenfalls zu überzeugen, allein der verspielten Animationen der Feldfrüchte wegen. Wenn euch Story of Seasons dezent zu ruhig ist und ihr einen kompakten, aber nicht minder fesselnden Zeitvertreib in einem ungewöhnlichen Szenario sucht, kann ich den postapokalyptischen Urlaub auf dem Lande nur empfehlen!
Verstrahlter Altbauer: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Raw Fury für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Das (un)ruhige Landleben: Abgedrehtes und forderndes Roguelite, bei dem ihr sowohl euer Geschick in der Pflanzenzucht als auch bei der Ungeziefervertreibung unter Beweis stellen müsst. |
Wertung
Fesselndes Grundkonzept
Vielfältige Upgrade-Optionen
Irrwitziger Grafikstil
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Steile Lernkurve
Übersichtsprobleme und gelegentliche Ruckler bei größeren Monsterscharen
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Spielname:
Atomicrops
Typ:
eShop Spiel
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Publisher:
Raw Fury
Developer:
Bird Bath Games
Genre:
Action
Release:
28.05.2020 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 16 Jahre
eShop Preis:
14,99 €
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Screenshots:
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