Kurztest:
Railway Empire
Aufgepasst am Bahnsteig 3! Der Zug in Richtung Testbericht zu Railway Empire fährt ein! Die Ursprungsversion dieser Portierung erschien am 26. Januar 2018 auf Steam unter dem Publisher Kalypso Media und will die Tradition der altehrwürdigen Eisenbahn-Tycoons Transport Gigant sowie Sid Meier's Railroads! fortsetzen, wie es schon die Fever-Reihe mit Train Fever und Transport Fever äußerst erfolgreich vorführte. Vorsicht an den Türen, der Zug fährt nun ab.
Ab ins Land der Freiheit und unendlichen Weiten
Die Kampagne des Spiels verschlägt mich in die Zeit des Wilden Westens, in dem es noch keine Eisenbahnverbindung zwischen dem Westen und dem Osten des neu erschlossenen Kontinents Amerika gibt. Mein Auftrag klingt simpel: Eben dieses Projekt der transkontinentalen Zugstrecke vollenden um den Pazifik mit dem Atlantik zu verbinden! Während mich die erste Mission schon kurz vor Abschluss des Projekts verschlägt, befördert mich die zweite per Zeitsprung zurück zu den Anfängen, in denen sich noch mühevoll von Ost nach West durchgearbeitet wurde. Meine Reise durch die fünf Kapitel kreuzt sich immer wieder mit bekannten Figuren wie Thomas Clark Durant oder Cornelius Vanderbilt, die mich bei diesem Jahrhundertprojekt begleiten und neben dem ein oder anderen hilfreichen Tipp auch stets einen Auftrag parat haben. Genau die müssen bis zu einem bestimmten Datum erfüllt werden und je schneller ich diese erledige, desto besser wird die Endnote für den jeweiligen Abschnitt der Story. Die Aufgaben gleichen meist der Art „Liefere x Güter an Stadt Y“ oder „Hilf der Stadt z die Einwohnerzahl n zu erreichen“.
Und jetzt komme ich auch endlich zum Kern des Gameplays, welches sehr stark am Klassiker Sid Meier's Railroads! angelehnt ist: Die Transportwege werden in diesem Titel alle über den Einsatz der Eisenbahn umgesetzt, das heißt das Vieh von der Ranch wird über ein Schienennetz direkt in die Stadt mit der Fleischindustrie geschafft, wodurch einerseits die beiden Betriebe sowie die Einwohner profitieren, aber auch meine Eisenbahngesellschaft ordentlich mitverdienen kann. Hierfür muss ich aber erst einen Bahnhof neben dem Start- und Zielort bauen und diese anschließend durch Schienen verbinden. Am Ende wird eine neue Linie geplant und noch eine Lokomotive zugewiesen um den Transport zu starten. Und schon rollt die Dampflok von einer Station zur nächsten und spült bei jeder Lieferung Geld in die Kassen. Doch die Warenkreisläufe können noch komplexer werden: So müssen erst Baumstämme zum Sägewerk und die entstandenen geschnittenen Bretter zur Möbelfabrik gebracht werden, denn sobald die Nachfrage einer Stadt nach Gütern gedeckt ist, steigt diese auf und bietet einen neuen Platz für Industrie, die ich dann geschickt für die Weiterverarbeitung einplanen kann. Mit etwas Pech lässt sich aber auch die Konkurrenz in der Stadt nieder und so kann es sein, dass plötzlich eine Siedlung oder ein Betrieb mehrere Bahnhöfe hat. Da die KI-Mitspieler allerdings nur ihre eigenen Strecken nutzen, kommt es schnell dazu, dass die besonders begehrten ebenen Landstücke schnell mit den Gleisen der Gegner zugepflastert sind und ich auf das Hügel und Umwege ausweichen muss, die dann durch Tunnel und Brücken unheimlich teuer werden. Aber nicht nur beim Planen der Linien stellt sich der Computergegner alles andere als dumm und langsam an, bei dem Einsatz von Lokomotiven wird es fast kriminell: Abhängig von der Voreinstellung der Karte muss ich nämlich Ausweichsgleise einrichten um mehrere Züge auf einer (Teil-)Strecke fahren zu lassen und geschickt Signale platzieren um lange Wartezeiten zu verhindern. Die KI spart sich diese Komplexität und rattert einfach durch langsamere oder entgegenkommende Eisenbahnen durch.
Der Teufel steckt im Detail
Besagte Konkurrenz kann auch schnell nervig werden, denn sie kommentieren nicht nur ständig meine Aktionen, sondern hetzen Spione, Saboteure oder gar die Presse auf mich um meinen Fortschritt zu behindern. Glücklicherweise stehen mir die gleichen Mittel ebenfalls zur Verfügung, sodass ich schnell Rache üben und mich im besten Fall von den Mitspielern absetzen kann. Aber richtig los bekomme ich den Gegner allerdings erst, wenn ich mir sein komplettes Unternehmen einverleibe, sprich alle Aktien an seiner Firma aufkaufe und dann über seine Bauten, Züge und Angestellten verfügen kann. Und beim Thema Mitarbeiter haben sich die Entwickler eine ganz neue Idee einfallen lassen: Für die einzelnen Züge lässt sich Personal einstellen, das dann, eingesetzt auf einer Lok, die Zuverlässigkeit erhöht oder den Passagieren mehr Geld entlockt. Im besten Fall lässt sich durch die individuellen Vor- und Nachteile der Personen ein Powerteam zusammenstellen, das die Rentabilität der Bahn nochmal ordentlich steigert. Abseits der Gleise agieren ebenfalls noch Büroangestellten mit passiven Boni sowie freie Mitarbeiter, die einmalige Fähigkeiten einsetzen können um beispielsweise Arbeiter der Konkurrenz abzuwerben. Das Thema Forschung läuft ebenfalls etwas anders ab als gewohnt, denn einerseits gibt es regelmäßig Innovationspunkte, die dann in einem umfangreichen Technologiebaum für neue Loks investiert werden können oder in Wertsteigerungen, um zum Beispiel die Transportvergütung pro Waggon um einen Prozentsatz zu erhöhen. Andererseits finden von Zeit zu Zeit Versteigerungen einzelner Erfindungen, Industrien in Städten oder Erzeugerbetrieben statt. Hier können also ich und meine heißgeliebten Konkurrenten um die Wette bieten um das jeweilige Angebot zu ergattern. Aber wer sagt, dass ich nicht auch die Erzfeinde durch geschicktes Hochbieten um einen stolzen Betrag erleichtern kann, nur dass dann anschließend der Computergegner über eine Farm am Ende der Map verfügt?
Fazit: Mit Railway Empire wählen die Entwickler von Gaming Minds Studios den altbewährten Ansatz der Eisenbahnbauerei wie man ihn noch von Sid Meiers Klassiker kennt: Ein sehr rudimentärer Streckenbau mit dem man fix Linien zwischen Produktionsstätten und Siedlungen hochzieht und sich anschließend durch den entstandenen stetigen Geldfluss in den Feinheiten austobt. Diese Details sind in diesem Titel vor allem die umfangreiche Forschung, die Individualisierung der Bahnen und der Kampf mit der leidigen Konkurrenz, die dank Audiokommentare immer zu allen Angelegenheiten ihren Senf dazugibt. Am Ende stört allerdings der etwas schwächelnde Umfang mit fünf Storymissionen und einigen Szenarien, der sich dank kostenpflichtiger DLCs zumindest etwas aufbessern lässt, sowie die Beschränkung auf das 19. Jahrhundert und nur kleinen Ausflügen darüber hinaus. Gerne wäre ich auch bei modernen Loks in der Egoperspektive mitgefahren, so wie ich es selbst schon aus dem aktuellen Spiel Transport Fever 2 kenne. Stattdessen lerne ich intensiv die Geschichte der Eisenbahn in Amerika kennen, die ebenfalls ihren Reiz hat. Besonders erwähnenswert ist noch die durchweg gute Performance - selbst große Streckennetze stemmt diese Version. Leider gab es dafür einige Abstriche beim Thema Grafik, wobei auch das Original an dieser Stelle nicht unbedingt glänzt. Insgesamt darf sich jeder Eisenbahnfreund hier auf eine gelungene Switchumsetzung freuen, die wie immer auch eine Cross-Savegame Funktionalität über Kalypsos eigene Plattform vertragen hätte, was dem Besitz von PC- und Switchversion einen Sinn geben würde. So bleibt es bei einer guten Wertung für das Spiel, das sich zwar sehen lassen kann, aber stellenweise hinter dem Potential zurückbleibt.
Entstaubt beim nächsten Besuch bei den Eltern die Modelleisenbahn: Nicola Hahn [501.legion] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Kalypso Media für die freundliche Bereitstellung des Reviewcode.
Tolle Switch-Umsetzung einer gelungenen Railroads!-Adaption |
Wertung
Einfache Grundmechaniken, kombiniert mit komplexem Micromanagement
Durchweg stabile Performance
Umfangreicher Technologiebaum und Wirtschaftsmöglichkeiten
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Etwas wenig Inhalt für einen Vollpreistitel
Gewöhnungsbedürftige Steuerung
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Spielname:
Railway Empire: Nintendo Switch Edition
Typ:
Switch-Spiel
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Publisher:
Kalypso Media
Developer:
Gaming Minds Studios
Genre:
Simulation
Release:
19.06.2020 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 0 Jahre
eShop Preis:
39,99 €
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Screenshots:
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