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Paper Mario: The Origami King

Review: Paper Mario: The Origami King

Tjark Michael Wewetzer, 26.07.2020

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Auch wenn die letzten beiden Spiele eher für gemischte Gefühle als Freudensprünge gesorgt haben, behalten viele Paper Mario-Fans dennoch ein Fünkchen Hoffnung in ihrem Herzen. Die Hoffnung, dass mit dem nächsten Titel vielleicht endlich wieder auf die Formel zurückgegriffen wird, die aus dem N64-Debüttitel und dessen GameCube-Nachfolger gefeierte Rollenspielerlebnisse machten. Paper Mario: The Origami King erfüllt diesen Wunsch auf jeden Fall nicht. Wieder einmal versucht Intelligent Systems den Papierklempner neu zu erfinden und bietet nur ansatzweise spielerische Elemente, die man aus den Ursprüngen der Reihe kennt. Dass das nicht unbedingt schlecht sein muss, bewies Super Paper Mario schon damals auf der Wii. Das neue Switch-Abenteuer jedoch? Dies erweist sich abermals als gemischtes Erlebnis, welches trotz unbestreitbarer Qualitäten einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

Ein Knick im Königreich
Der Handlungsrahmen ist Super Mario-typisch schnell erklärt: Origami-Figur und König Olly faltet die Toads des Pilzkönigreichs sowie die Schergen von Bowser zusammen und erobert im Handumdrehen das Schloss von Prinzessin Peach. Nun in komische Luftschlangen gewickelt, muss Mario gemeinsam mit seiner neuen Begleiterin – einer freundlich gesinnten Origami-Dame namens Olivia – losziehen, um die farbenfrohen Bänder aufzulösen und sich so Zutritt zum Schloss zu verschaffen. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, sind doch die jeweils anderen Enden der Luftschlangen an entlegenen Winkeln des Königreichs versteckt und selbstverständlich von Schurken bewacht. Aber Mario hat auch schon so einige Abenteuer hinter sich, von daher nimmt er diese um die 30 Stunden umfassende Reise liebend gern auf sich. Trotz der eher simplen Prämisse verfügt die Handlung durchaus über interessante Wendungen und erzählerische Highlights, die mich während meiner Spielzeit gut bei Laune hielten. Dazu tragen auch die Charaktere bei, auch wenn Olivia – Marios einzige konstante Begleitung und dementsprechend die präsenteste Figur mit Sprechrolle – mir mit ihrer kindlichen Freude über den Abenteuerausflug erst ans Herz zu wachsen begann, nachdem sie nicht alle Nase lang den Spielfluss mit irgendwelchen Tutorials unterbrach. Entsprechend zäh spielen sich dann auch übrigens die ersten paar Stunden.

Statt einer klassischen Kapitelstruktur oder kurioser Oberwelt im Stile der Plattformer erwartet euch hier übrigens eine komplett zusammenhängende Welt, die ihr in ziemlich linearer Manier auf den Kopf stellt. Ziele werden euch in der Regel klar vorgegeben und auf dem Weg zu einer Luftschlange stolpert ihr häufig sogar direkt über (zunächst natürlich versperrte) Pfade zum jeweils nächsten Areal. Auf diese Weise steht man zumindest nie wirklich ratlos da. Viel mehr als den Weg nach vorne gibt es hier jedoch nicht. So sind zwar in allen Gebieten diverse Sammelobjekte verstreut – seien es mit aufgesammeltem Konfetti zu verstopfende Löcher oder Hunderte von Toads – doch handfeste Sidequests könnt ihr lange suchen. Zumal empfand ich persönlich speziell die Toad-Suche schnell als ermüdend und nervtötend, da bereits das erste recht überschaubare Areal auf dem Weg zur ersten Luftschlange über 30 von ihnen auf engen Raum quetscht. Da kann man sich keine fünf Meter bewegen, ohne einen versteckten Pilzkopf aufzulesen, seine ein, zwei Textboxen zu lesen und dann weiter zum nächsten zu marschieren. Die Toad-Dichte lässt später zum Glück wieder etwas nach, unnötig bremsend wirkt die Sammelei trotzdem. Und komplett optional ist sie leider ebenfalls nicht, da manche der menschenähnlichen Pilze über wichtige Gegenstände verfügen und sie alle als Notfall-Helfer in den Kämpfen einspringen können, sofern ihr sie gebührend entlohnt.

Immerhin habt ihr auf eurem Marsch durch die farbenfrohen Gegenden des Pilzkönigreichs auch reichlich zu tun. Nicht selten wird euer Vorankommen nämlich mit kleineren Rätsel und Aufgaben aufgelockert, die zwar selten richtig fordern, dafür trotzdem unterhaltsam zu lösen sind. Mal wollen Super Mario-typische Sprungpassagen überwunden werden, an einer anderen Stelle steht eine Kette von Tauschhandeln an. Mario hat sich dank Olivia zudem Origami-Faltarme angeeignet, kann diese praktischen Greifer aber leider nur an vorgegebenen Stellen nutzen. Gleiches gilt für später aufgelesene Origami-Kräfte, die zudem – anders als die per Bewegungssteuerung oder mit dem Analogstick bedienbaren Arme – lediglich in kurzen Zwischensequenzen zum Einsatz kommen. Ebenfalls bemerkenswert: Größere Feinde, sogenannte Pappmachos, werden im direkten Echtzeitkampf aufs Korn genommen – ihr müsst lediglich direkt auf die Schwachstelle zulaufen und sie dann mit dem Hammer malträtieren. Sogar diverse Minibosse wollen so geschlagen werden. Eine willkommene Abwechslung, bei der man sich unweigerlich fragt, warum nicht mehr Gefechte so laufen.

Arena-Drehwurm
Denn The Origami King will ja auch seine Wurzeln als rundenbasiertes Rollenspiel nicht vergessen. Die umherstreifenden Klein-Gegner – hier im stilechten Origami-Look – lassen sich in vielen Fällen bei Bedarf natürlich auch umgehen, um ein paar Intermezzos kommt ihr jedoch nicht herum. Dann dürft ihr euch am unkonventionellen Kampfsystem versuchen. Die abseits von Bossen stets mindestens in Vierergruppen auftretenden Gegner stellen sich dann kreisum um Mario herum und ihr müsst sie in der ersten Phase durch Drehen und Verschieben der Bodenplatten aufreihen – Linien für Sprungkombos, Kastenformationen für Hammerschläge. Gelingt euch dies, könnt ihr die Teams nicht nur komplett mit einem Kommando attackieren, sondern erhaltet auch noch einen Stärkebonus. Gerade zu Beginn haben die Fights dadurch eher Puzzle-Charakter, da ihr die frechen Faltfeinde bei erfolgreich gelöstem Schieberätsel mit einem Schlag ausschalten könnt. Spätere Konfrontationen erfordern eventuell etwas zusätzlichen Aufwand, der kann jedoch häufig schlichtweg durch aktuelle Ausrüstung wettgemacht werden. Stellenweise mischen übrigens auch diverse von der Story vorgegebene Partner-Charaktere im Kampf mit, diese unterstehen jedoch nicht eurem Kommando. Eine schwache Umsetzung einer beliebten Spielmechanik aus den ersten Paper Mario-Teilen.

Lediglich auf dem Papier ein Ärgernis: Sprung- und Hammer-Upgrades verfügen über eine begrenzte Haltbarkeit und müssen bei häufiger Benutzung regelmäßig ausgewechselt werden. Da ihr pro Kategorie jedoch drei Slots zur Verfügung habt und die Ausrüstungs-Items im Vergleich zur extrem spendablen Münzausschüttung spottbillig sind, wiegt die Zerbrechlichkeit nicht schwer. Andere Upgrade-Möglichkeiten gibt es übrigens nur in Form von regelmäßig im Handlungsverlauf einkassierbaren und teils auch versteckten Herzpunkte-Containern, die auch Marios Stärke erhöhen. Erfahrungspunkte sind leider Mangelware, weswegen die normalen Kämpfe teils ziemlich überflüssig wirken. Ähnlich witzlos wirken die aus den Vorgängerspielen übernommenen Erstschläge: Sofern ihr nicht stark genug seid, um den Kampf so komplett umgehen zu können, fügt ihr mit einem aus der Oberwelt eingeleiteten Initiativangriff lediglich einem von mindestens vier Gegnern Schaden zu. Da das ganze Kampfsystem sich jedoch um Gruppen-Konfrontationen dreht, bringt einem dies herzlich wenig.

Alles andere als witz- und sinnlos sind wiederum die Bosse, von denen The Origami King mehr als reichlich bietet. Hier wird die gesamte Kampfmechanik praktisch auf den Kopf gestellt: Der Obermotz steht in der Spielfeldmitte und Mario muss ihn irgendwie erreichen. Zu diesem Zweck läuft er automatisch über die Ringfelder wie auf einem Spielbrett, wobei Pfeile die Marschrichtung angeben. Dabei kann er Stärke-Booster, Tipps oder Schatzkisten auflesen, die Reise endet jedoch sobald Mario auf einem Aktionsfeld landet – sei es eines für normale Attacken oder eines, das mächtigere Spezialmanöver erlaubt. Entsprechend gilt es, am Anfang einer jeden Runde die Ringe so auszurichten, dass man direkt auf die jeweiligen Schwachpunkte der Bosse einwirken kann. Das ist natürlich im Angesicht des Zeitlimits für die Ringbewegung einfacher gesagt als getan, machte mir jedoch enorm Laune. Trotz Marios eingeschränkten Aktionsspielraums, da er immer noch nur springen, hämmern und auf Spezialfeldern Origami-Moves nutzen kann, kommen hier dank der trickreichen Bossmanöver interessante Knobeleien zustande, die gekonnt die Spannung aufrecht erhalten.

Eine Traumwelt aus Pappe und Kreppapier
Doch egal, wie unkonventionell die spielerische Komponente von Paper Mario ausfallen mag, zumindest ein Element bleibt in der Reihe konstant: Die erstklassige Umsetzung des Grafikstils. The Origami King bietet schlichtweg atemberaubend gestaltete Umgebungen, die wie tatsächlich aus Papier, Pappe und Pappmaché gebastelte Schauplätze wirken. Speziell die dank König Ollys Treiben überall auftretenden Löcher in der Gegend, welche Drahtgestelle preisgeben, stützen diese Illusion ungemein. Erstklassige Animationen für Freund und Feind hauchen dem Abenteuer ebenfalls gekonnt Leben ein. Auch die musikalische Komponente überzeugt auf ganzer Linie und weist beispielsweise für jedes Gebiet eine eigene Kampfmusik vor – so wird zumindest euren Ohren bei den regulären Konfrontationen nicht langweilig.

Fazit:
Langsam muss man sich wohl damit abfinden, dass Paper Mario nie mehr zu dem zurückkehrt, was die Reihe auf dem N64 und GameCube überhaupt erst so beliebt gemacht hat. Das muss natürlich nicht unbedingt schlecht sein, doch Paper Mario: The Origami King patzt leider bei der Umsetzung auf einigen Ebenen. Nach dem für Mario-Rollenspiele typisch-zähen Tutorial nervte mich bereits in den ersten richtigen Gebieten die absurde Anzahl an versteckten Toads, die gefühlt die Power-Monde aus Super Mario Odyssey in den Schatten stellen. Spätere, weitläufigere Gebiete, die man auf der Suche nach wichtigen Objekten gründlich auf den Kopf zu stellen hat, raubten mir ebenfalls mehrfach die Motivation. Nicht zuletzt wären da die Kämpfe, deren Puzzle-Aspekt ich prinzipiell nicht verkehrt finde, sie sich aber mangels anständiger Entlohnung sehr nach Zeitverschwendung anfühlen und innerhalb eines Gebietes sich schnell die immer selben Aufgaben-Muster abzeichnen. Diese markanten Schwächen schmerzen mir umso mehr, da The Origami King durchaus qualitativ hochwertige Elemente beinhaltet. Seien es die spaßigen Boss-Kämpfe, der (zugegebenermaßen etwas übermäßig stark auf Falt- und Papierwortspiele setzende) Humor und die großartigen Charaktere, auch wenn die Anzahl dieser leider eher überschaubar ausfällt. Nicht zuletzt ist das Papier-Pilzkönigreich bildhübsch anzusehen. Nur motiviert mich dies leider nicht ausreichend, um das zähe Gameplay durchzustehen. Wer ein lockeres, humorvolles Abenteuer mit Nintendos Papierklempner sucht und viel Geduld und Ausdauer mitbringt, kann natürlich trotzdem seine helle Freude am Kampf gegen den Origami-König haben. Wer jedoch etwas auf dem Niveau der Serienursprünge erwartet, wird – wieder einmal – gnadenlos enttäuscht.

Toad-Sammler: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Leserwertung:

Noch keine
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-
Stilistisch einmaliges Abenteuer mit tollem Humor und liebenswürdigen Charakteren, das sich jedoch ziemlich zäh spielt und dessen RPG-Elemente fehl am Platz wirken.

Wertung

STORY:

7.0

SPIELWELT:

8.0

ABWECHSLUNG:

6.0
60
von 100

Locker-flockige Story

Humorvolle Texte…

Spaßige Bosskämpfe

Viele versteckte Sammelobjekte…

Bildhübscher Grafikstil

Sinnlos wirkende, eintönige Normalkämpfe

…die es mit den Papierwortspielen beizeiten etwas übertreiben

…mit einer übermäßigen Anzahl an Toads

Zähes Einstiegsszenario

Viel Hin- und Hergelaufe im Mittelteil

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Spielname:
Paper Mario: The Origami King

Typ:
Switch-Spiel

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Zum Shop
Publisher:
Nintendo

Developer:
Intelligent Systems

Genre:
Rollenspiel

Release:
17.07.2020 (erschienen)

Multiplayer:
nicht vorhanden

Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre

eShop Preis:
59,99 €

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