Kurztest:
Pokémon Schwert/Schild - Erweiterungspass (DLC)
Statt eine sonst wie für die Hauptreihe übliche überarbeitete Ausgabe eines Editionspaares zu veröffentlichen, geht Game Freak bei Pokémon Schwert und Schild mit der Zeit und belässt es bei einem Erweiterungspass. In gleich zwei Schüben sollten neue Inhalte nachgereicht werden, die allem voran das im Hauptspiel (zum Test) zu zaghaft verwendete Konzept der Naturzone ausweiten sollten. Nun sind sowohl die Insel der Rüstung als auch die Schneelande der Krone bereisbar und ich habe mich erneut nach Galar begeben, um mich in den neuen Gebieten umzuschauen. Meine Eindrücke teile ich in diesem Reisebericht mit euch.
Unfreiwilliges Körpertraining: Die Insel der Rüstung
Teil 1 des Pakets entführt mich auf ein kleines Eiland östlich von Galar, wo weite Meeresgebiete, ein beschauliches Waldstück und eine Hand voll Höhlen auf Entdecker warten. Viel wichtiger für mich ist jedoch der Besuch im örtlichen Dojo, in dessen Trainings-Regiment ich aufgrund einer Verwechslung mit hineingezogen werde. Aber hey, wer die Prüfungen besteht, soll am Ende eine wertvolle Rüstung erhalten. Klingt nach einem angemessenen Lohn! Allzu lang nimmt die ganze Ausbildung auch nicht in Anspruch: Nach weniger als fünf Stunden soll man – je nachdem, wie man sich bereits über Raids mit Erfahrungslevel-Boostern eingedeckt hat – alle örtlichen Einrichtungen freigeschaltet haben und sich voll und ganz der Pokémon-Jagd widmen können.
Leider war ich beim Raiden eher nachlässig, da mich die Mechanik schon im Hauptspiel aufgrund elendig langer Wartezeiten und überhaupt mittelprächtiger Online-Funktionalität überhaupt nicht reizen konnte. Entsprechend sah ich mich zweimal während meines Inselausflugs dazu gezwungen, eine fortschrittsstörende Erfahrungssammelpartie einzulegen. Denn das Dakuma, das man im Zuge dieses DLCs erhält, startet unabhängig vom Spielfortschritt auf Level 10, während die Gegner entsprechend der Ordensanzahl hochskaliert werden. Mit meinem Champion-Titel sah ich mich also schnell mit Level-70-Kontrahenten konfrontiert. Das frustriert, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.
Auch sonst bietet die Insel der Rüstung leider erschreckend wenig. Die kurze Trainigs-Story ist schnell durchgepaukt und kommt mit wenigen Highlights daher, die dazugehörigen Einrichtungen wie die Dynamax-Suppe (schaltet Gigadynamax-Formen bei kompatiblen Pokémon frei) oder der Urglmator (lässt euch Items zu neuen Gegenständen kombinieren) sind schnell verfügbar. Immerhin weiß das Design des Gebiets an sich zu gefallen, setzt es sich doch nicht aus gefühlt wild zusammengewürfelt wirkenden Biomen zusammen. Auch laden 151 versteckte Alola-Digdas zum ausgiebigen Erkunden ein – durch das Aufspüren der haarigen Buddler lassen sich verschiedene Alola-Formen von Pokémon einsacken. Trotzdem kann ich nicht leugnen, nach Abschluss aller für mich interessanten Stationen eher enttäuscht in den Zug zurück ins zentrale Galar gestiegen zu sein. Vielleicht bietet der Ausflug ins eisige Gebirge ja mehr.
Der Legende auf der Spur: Die Schneelande der Krone
Die südliche Region Galars ist Schauplatz dieses Entdeckerausflugs, in den ich kurz nach Ankunft am örtlichen Bahnhof hineingezogen werde. Flugs vom munteren Peony, der eine erstaunliche Ähnlichkeit zum Liga-Vorstand Rose vorweist, rekrutiert, soll ich mich mit drei großen Legenden der Schneelande beschäftigen. Eine dreht sich um verschlossene Tempel, die nächste um mysteriöse Vogel-Pokémon, die letzte um die lokale Gottheit der Ernte. In welcher Reihenfolge ich den Mythen auf den Grund gehe, ist dabei freundlicherweise mir überlassen. Eine richtige Handlung bietet davon allerdings nur eine: Die um das neue Pokémon Coronospa gestrickte Sage vom Erntegott. Und selbst hier bleibt die Geschichte insgesamt eher flach und uninteressant – schade, wobei ihr in den wenigen Stunden Spielzeit aber auch nicht großer Spielraum zur Entfaltung gegönnt ist.
Bei den anderen beiden Aufgaben handelt es sich im Prinzip um nichts weiter als die klassische Pokémon-Suchen. Sowohl die Galar-Formen von Kantos legendären Vögeln als auch die Regi-Pokémon aus Hoenn können ohne allzu großen Aufwand aufgespürt und einkassiert werden. Auf dem Weg zu ihren jeweiligen Fundorten dürft ihr aber zumindest die ganzen Schneelande abklappern und so jeden Winkel der Gegend sehen. Außerdem sind die jeweiligen Puzzles um die Pokémon nett aufgezogen: Die Regis verlangen von euch – ganz wie zu Zeiten von Pokémon Rubin und Saphir – dass ihr vor Betreten ihrer Ruhestätte bestimmte, an der Pforte genannte Bedingungen erfüllt. Zapdos, Arktos und Lavados werden hingegen auf der Oberwelt gejagt – und das nicht nur in den Schneelanden, sondern auch auf der Rüstungsinsel und in der zentralen Naturzone Galars. Je nach Fanggeschick sind die Legenden damit nur leider auch enttäuschend schnell wieder abgehakt. Selbst der darauf folgende Abschluss von Peonys Geschichte lässt ein zufriedenstellendes Finale vermissen.
Was lässt sich dann noch angehen? Klar kann man sich wieder der Vervollständigung des lokalen Pokédex hingeben, der wieder einmal eine Hand voll neue alte Taschenmonster mitbringt – beispielsweise die kurioserweise bislang vermisste Zubat-Familie. Anstelle von Alola-Digdas gibt es zudem 150 Fußspuren zu entdecken, die euch auf die Spur bestimmter legendärer Pokémon führen. Überhaupt sind die Schneelande sehr auf die besonderen Taschenmonster fokussiert. In den neuen Dynamax-Expeditionen dürft ihr nämlich diverse mächtige Pokémon vergangener Generationen fangen, sofern ihr euch mit wenigen Leih-Pokémon und bis zu drei Mitspielern durch eine Hand voll Raid-Kämpfe schlagen könnt.
Nicht zuletzt wäre da noch das Galar-Star-Turnier, das technisch gesehen mit zum zweiten DLC-Paket gehört, praktisch jedoch als Abschluss des Erweiterungspasses fungiert und entsprechend voraussetzt, dass ihr die beiden obigen Ausflüge gemeistert habt. Hier dürft ihr euch an der Seite mit freischaltbaren NPC-Trainern von Rang und Namen durch ein zufällig durchgemischtes Turnier schlagen, bei dem die sonst praktisch nicht in Schwert und Schild auftretenden Doppelkämpfe im Fokus stehen. Ohne Zweifel eine nette Idee und auch ein angenehmes Finale des DLCs, allerdings auch nur etwas für hartgesottene Kämpfer, die auch die Geduld zum Freischalten aller potenziellen Partner mitbringen.
Fazit: Es ist gleichermaßen mutig wie löblich, dass Game Freak mit dem Erweiterungspass für Pokémon Schwert und Schild mehr aus der Naturzone gemacht hat – immerhin war diese eines der technisch schwächsten Elemente des Basisspiels, zugleich aber auch ein interessanter Blick auf das, was aus der Reihe werden kann. Speziell die Schneelande der Krone, die deutlich stimmiger aufgebaut sind und nicht so weit offen und leer wirken, wie es die zentrale Naturzone und auch die Rüstungsinsel tun, gefiel mir sehr. Da spielte sicherlich auch die offenere Missionsstruktur mit rein, denn nach eigenem Gutdünken drei, vier Zielen nachzugehen und dabei Schritt für Schritt eine neue Region mit ihren herumtollenden Pokémon zu erkunden, faszinierte mich ungemein. Leider sind die Hauptaktivitäten in beiden neuen Arealen recht schnell abgearbeitet und dann bleibt im Prinzip nur wieder die serientypische Pokémon-Hatz zur Komplettierung der lokalen Pokédex-Einträge. In Sachen Story und Charaktere bietet leider keines der beiden Gebiete etwas, was mit den Geschehnissen des Hauptspiels mithalten kann. Immerhin: Wer auf Raid-Kämpfe steht, wird vor allem in den neuen Dynamax-Expeditionen der Schneelande bestens bedient und sollte auf der Rüstungsinsel auch nicht in die spielflussstörenden Probleme rennen, mit denen ich zu kämpfen hatte. Dennoch bleibt der Erweiterungspass unterm Strich eine eher durchschnittliche Erfahrung, die zwar gut unterhält, allerdings auch weit davon entfernt ist, Pflichtprogramm für Galar-Trainer zu sein.
Verlegt seinen Wohnsitz in die Schneelande: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Mittelmäßiges Legenden-Training: Zwei spannende neue Naturzonen mit reichlich zusätzlichen Pokémon, aber auch überschaubaren Aktivitäten und schwacher Geschichten. |
Wertung
Zwei stimmige Naturzonen zum Erkunden
Freie Missionsstruktur (Schneelande)
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Wenig zu tun fürs Geld
Je nach Ordenanzahl potenziell stockender Spielfluss (Rüstungsinsel)
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Spielname:
Pokémon Schwert/Schild
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Nintendo
Developer:
Game Freak
Genre:
Rollenspiel
Release:
15.11.2019 (erschienen)
Multiplayer:
1-8 Spieler, auch online
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
eShop Preis:
59,99 €
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Screenshots:
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