Kurztest:
Hellpoint
Soulslike – diesen Begriff haben einige sicher schon mal irgendwo gehört. Gemeint sind Spiele, die sich am Urgestein Demon's Souls oder dem mittlerweiler fast schon bekannteren Dark Souls aus dem Hause From Software orientieren. Diese Art von Spielen wird vor allem geprägt durch ein etwas schwerfälliges Gameplay, bei dem vor allem die Ausdauer des Charakters eine wichtige Rolle spielt. Fehler werden hier dank der mächtigen Gegner oft sofort zum Verhängnis, dementsprechend richten sich „Soulslikes“ auch eher an Freunde hartnäckiger Spiele. Unser heutiger Testkandidat Hellpoint ordnet sich auch in dieses Subgenre ein und will vor allem mit einer befremdlichen Weltraum-Atmosphäre punkten. Ob der Plan aufging und ob Hellpoint an das geistige Vorbild herankommt, das erfahrt ihr im folgenden Test.
Die Botschaft mit ohne Botschaften
Alles beginnt in der sogenannten „Botschaft“, also eine Einrichtung in der sich normalerweise Regierungen anderer Länder lokal niederlassen. In diesem Startgebiet scheint vieles jedoch etwas anders zu sein. Unser Protagonist erwacht nämlich allein und ohne Kontext als humanoider Klon in eben dieser Einrichtung und soll wieder Ordnung in die Spielwelt bringen, indem man die „kosmischen Götter“ beseitigt. Das war’s dann auch schon mit dem roten Faden. Alles weitere erfährt der Spieler dann über Textschnipsel während man in der großen Station voranschreitet.
Auch Tutorials werden über kleine Nachrichten angezeigt und vermitteln zumindest schon mal ein grobes Bild vom Spielgeschehen. Viel zu viel, etwa Charakterwerte und wie die vom Spiel gebotenen Mechanismen funktionieren, wird einfach totgeschwiegen und rückt somit irgendwie in den Hintergrund. Dafür saugt Hellpoint einen direkt mit seiner mysteriös-beklemmenden Atmosphäre ein. Alles wirkt irgendwie eigenartig und befremdlich und wird für einen Indie-Titel erstaunlich passend musikalisch untermalt. Sei es im Kampf oder beim Erkunden, das Visuelle wird so gut wie immer durch die geniale Klangkulisse verstärkt, und genau so sollte es sein.
Gameplay aus der Hölle?
Nun, wenn es so wäre würde es zumindest zum Titel passen. Es ist aber gar nicht so wild wie es zunächst klingen mag. Wie für Spiele dieser Art typisch, bewegt sich unsere Spielfigur zwar recht flott, ist aber vor allem im Kampf durch wuchtige Schlaganimationen limitiert. Daher gilt es, sich bestmöglich damit zu arrangieren. Hierfür stehen einem auch Block- und Ausweichmanöver zur Verfügung. Richtig eingesetzt fühlt man sich also durchaus sehr mächtig, was das „Dark Souls-Feeling“ eigentlich recht gut rüberbringt. Vieles ist aber auch einfach einen Tick zu holzig und führt nicht selten zum Tod. Gemeint ist vor allem die Sprunganimation. Mal springt man aus dem Sprint sehr weit, mal bleibt man aber auch gefühlt in der Luft hängen.
Besonders ärgerlich wird es dann, wenn das eher mäßige und dröge Leveldesign einem noch zusätzliche Hürden stellt. Zwar sind so gut wie in jeder Ecke Geheimnisse versteckt die zum Erkunden anregen, doch muss man eben auch oft mal kleine Plattformer-Einlagen darbieten um besagte Stellen zu erreichen. Oder es ist schlicht und einfach ein Loch im Boden und man stürzt ganz ohne eigenes Mitwirken in den Tod. Passiert dies, und es wird mehr als nur einmal passieren, respawnt man am letzten Checkpoint, ähnlich den Lagerfeuern der Vorlage. Von dort aus, muss man sich auf die immergleichen Korridore und Gegner einstellen, die respawnen nämlich allesamt mit, weshalb sich das „säubern“ von Arealen zur eigenen Sicherheit wie die reinste Zeitverschwendung anfühlt. Zumindest ein Respawn-Timer wäre hier ganz nett gewesen (wenn auch nur optional), um auch Einsteigern etwas Fortschritt zu gewähren. Am Todespunkt kann man dann theoretisch seine Upgradepunkte zurückgewinnen, muss aber logischerweise mit den gleichen Hürden wie davor fertigwerden, plus einem Geist des vorherigen Körpers der einem zusätzlich auf den Leim geht. Nach 50 Toden und etlichen Onehit-Bossen im Startgebiet, Toden durch Bodenluken oder Physik, hatte ich dann schlicht keine Nerven mehr, noch ernsthaft weiterzuspielen. Das ist traurig, da Trailer und Testberichte erfahrenerer Spieler zeigen, was das Spiel noch an Potenzial birgt. Das bringt einem nur nichts, wenn man auf dem Weg dahin durch etliche fragwürdige Designentscheidungen demotiviert wird. Zu allem Überdruss läuft man auch noch ohne Kartenfunktion oder gar eine Minimap umher, Alternativrouten zu finden und neue Gebiete zu erschließen ist so zwar immer noch möglich, aber eben auch wieder ein dickes Stück frustrierender. Das man von den am Anfang auftauchenden Bösewichten so gut wie gar kein hilfreichen Loot erhält, macht das Ganze nicht besser.
Und die technische Seite?
Nun, ich würde echt gerne zumindest hier etwas Positiven loswerden, doch bis auf die recht stimmige Optik ist hier leider nicht viel zu verbuchen. Switch-typisch musste natürlich einiges an Details und Texturendetails runtergeschraubt werden, soweit verkraftbar, doch sollte man dann zumindest stabile 30 Bilder pro Sekunde erwarten dürfen, was in einem timingbasierten Spiel besonders wichtig ist. Doch sobald mal mehr als zwei Staubkörner auftauchen finden wird uns eher im niedrigen 20er Bereich wieder - nicht gut. Auch der Fakt dass Texte extrem schlecht skalieren und nahezu unlesbar angezeigt werden, hilft nicht unbedingt, wenn die Geschichte größtenteils so erzählt wird. Der wunderbare Soundtrack bleibt also eine der wenigen Stärken von Hellpoint.
Fazit: Hellpoint hat mir echt mächtige Kopfschmerzen beim Testen bereitet, da will ich ganz ehrlich mit euch sein. Ich hatte vorher nahezu keine Erfahrung mit Soulslikes und haben mich daher mal an Hellpoint herangewagt. Nach etlichen Neustarts und mehreren Strategieänderungen war ich nicht wirklich in der Lage, signifikant im Spiel voranzuschreiten. Um das Spiel aber dennoch fair vergleichen zu können, warf ich auch mal einen Blick auf Dark Souls, und fand mich dort wenig überraschend besser zurecht. Ich will den Entwickler auch gar nicht vorwerfen, dass sie das Spiel zu schwer gemacht haben. Es soll schwere Spiele geben, das brauchen manche Naturen einfach, die Herausforderung. Doch hätte ein paar optionale Stellschrauben für Einsteiger nicht geschadet, rein im Sinne der Zugänglichkeit. Aber auch ein paar Optimierungen in Sachen Gameplay oder Performance könnten Hellpoint wesentlich spielbarer machen. Für Neulinge im Soulslike-Abgrund würde ich daher sagen: Finger weg! Wer auf deftige Herausforderungen steht und sich gern immer und immer wieder selbst optimiert um den Gegnerhorden Herr zu werden, der bekommt hier auch (scheinbar) ein gutes Bündel Spielstunden geliefert. Der Sound sorgt für eine einmalige Kulisse, auch wenn das Visuelle aufgrund der Switch-Performance etwas leiden musste.
Für immer Soulslike-geschädigt: Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an tinyBuild für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Bockschweres Soulslike mit tückischem Gameplay, unnötig künstlichem Schwierigkeitsgrad und mieser Performance, das aber zumindest für Genrekenner einiges an Potenzial birgt. |
Wertung
Befremdliche Atmosphäre
Coole Gegnerdesigns
Düsterer Soundtrack
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Für Einsteiger extrem demotivierend
Sperriges Gameplay abseits der „Souls-Trägheit“
Grottige Performance
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Spielname:
Hellpoint
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
tinyBuild Games
Developer:
Cradle Games
Genre:
Action Adventure
Release:
25.02.2021 (erschienen)
Multiplayer:
1-2 Spieler, online
Altersfreigabe:
Frei ab 16 Jahre
eShop Preis:
34,99 €
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Screenshots:
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