Kurztest:
Lost Words: Beyond the Page
Das Leben schreibt bekanntlich die schönsten Geschichten, doch beeinflusst es somit auch unsere Kreativität und ermuntert zum Verfassen eigener. Der Indie-Titel Lost Words: Beyond the Page begibt sich genau auf diese Schaffensebene und zeigt, wie ein junges Mädchen eine Geschichte entwirft – und wie sich dessen reales Leben auf den Handlungsverlauf auswirkt. Was der storylastige Plattformer mit leichten Geschicklichkeitseinlagen drauf hat, verrate ich euch in diesem Test.
Lichter der Hoffnung
Protagonistinnen gibt es hier gleich zwei: Die Schreiberin Isabelle Barbara Cooke (auch Izzy genannt) und ihre Schöpfung, deren Namen ihr aus drei Vorgaben wählen dürft – der Einfachheit halber (und mit meinem Spieldurchgang deckend) nenne ich letztere hier Robyn. Robyn lebt im malerischen Fantasy-Reich Estoria und wird eines schönen Tages zur neuen Hüterin der Glühwürmchen ihres Heimatdorfes ernannt. Nach einem schweren Schicksalsschlag verschwinden die kleinen Freunde jedoch und es liegt an der jungen Heldin, die verlorenen Lichter zurückzubringen und sich dem zu stellen, das für das Verschwinden verantwortlich ist. Kleinere Eckpunkte der Reise, wie beispielsweise der tiefere Beweggrund für Robyns Reise oder auch einfach nur die Farbe ihres Outfits, dürft ihr dabei an gewissen Punkten selbst aus stets drei Auswahlmöglichkeiten herauspicken. Diese Optionen wirken sich zwar nicht bemerkenswert auf den rund fünf Stunden umfassenden Handlungsverlauf aus, geben eurem Spieldurchgang jedoch zumindest eine etwas persönlichere Note.
Als Hüterin der Glühwürmchen wurde Robyn zudem ein magisches Buch vermacht, welches ihr Wortmagie erlaubt. Ins Spielmechanische übersetzt bedeutet dies, dass ihr bis zu sechs im Spielverlauf aufgelesene Begriffe auf bestimmte Umgebungsobjekte anwenden und euren weitestgehend linearen Weg fortsetzen könnt. So werden Plattformen mit der Schwebe-Phrase angehoben, während ihr mit dem Bruch-Befehl Hindernisse beiseiteschafft. Ungemütlicherweise muss dafür der rechte Analogstick bemüht werden, mit dem ihr einen Cursor über den Bildschirm scheucht und so die Worte aus dem per Schultertaste aufrufbaren Zauberbuch herauszieht. Weder wird der Touchscreen der Switch unterstützt, noch gibt es eine Zeiger-Steuerung über die Bewegungssensoren der Joy-Cons. Speziell in den Schwimmabschnitten eines Kapitels, wo man zum Auftauchen den Schwebe-Begriff auf Robyn halten muss, fühlte sich die Bedienung für mich einfach krampfig an. Wirklich tiefgründig oder fordernd sind die Rätsel zudem nie, weswegen sie zwar einerseits das sonst sehr lauflastige Gameplay ein wenig auflockern, andererseits jedoch aufgesetzt und weit hinter ihren Möglichkeiten zurückstehend wirken.
Skizzen des Lebens
Zwischen den Kapiteln erlebt ihr in Form von Tagebucheinträgen immer wieder Ausschnitte aus dem Leben der Autorin Izzy, in denen ihr ebenfalls spielerisch aktiv werdet. Nur indem ihr über markierte Wörter lauft oder bestimmte Sätze zusammenbaut, geht die Realwelt-Erzählung weiter. Begleitet wird dies von herzallerliebsten Zeichnungen und diversen Effekten, durch welche die umfassenden Erzählungen optisch aufgepeppt werden und gekonnt die jeweilige Stimmung unterstrichen wird. Überhaupt stellt das Tagebuch so ziemlich das größte visuelle Highlight dar, einfach weil es andersartig wirkt. Zwar bietet auch die Welt von Estoria stilistisch stimmige Schauplätze, dank der teils für die Switchumsetzung heruntergefahrenen Details sowie gelegentlicher Ruckler glänzen diese jedoch nicht ganz so sehr.
Fazit: Fairerweise muss ich gestehen, dass ich für eine Geschichte wie die von Lost Words: Beyond the Page nicht unbedingt in Stimmung war. Keine Bange, die Erzählung bleibt stets kindgerecht, doch durchgehend fröhlich ist sie bei weitem nicht. Auf der narrativen Seite macht das Spiel dafür reichlich aus seiner Prämisse und bietet aufmerksamen Spielerinnen und Spielern einen Einblick darin, wie das Leben uns prägt und wie es unsere Kunst des Geschichtenerzählens beeinflusst. Immer wieder erwischte ich mich dabei, die Abenteuer von Robyn anhand der einleitenden Tagebucheinträge zu analysieren. Damit wiegt Lost Words die vergleichsweise schwache spielerische Komponente auch gut aus. Die Knobeleien und Sprungpassagen fallen nämlich leider sehr simpel aus und der ständige Cursor-Einsatz mit dem rechten Analogstick fühlte sich ähnlich unkomfortabel wie bei schnörkellosen Point-and-Click-Adventure-Portierungen an. Dass zumindest keine Bewegungssteuerungs- oder Touchscreen-Option angeboten wird, enttäuscht mich daher. Dennoch: Wer eine bewegende Kurzgeschichte sucht, deren Gameplay zwar nichts Weltbewegendes bietet, dafür aber den Spielfluss ein wenig auflockert, macht mit Lost Words wenig verkehrt.
Kritzelt seine Hefte auch immer voll: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Modus Games für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Bewegender Adventure-Plattformer, der zwar spielerisch schwächelt, erzählerisch jedoch verborgene Tiefe bietet. |
Wertung
Locker-flockige Erzählung
Visuell interessante Tagebuch-Abschnitte
|
Unkomfortable Wortmagie-Steuerung
Verschenktes Puzzle-Potenzial
|
|

Spielname:
Lost Words: Beyond the Page
Typ:
eShop Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
|
Publisher:
Modus Games
Developer:
Sketchbook Games
Genre:
Jump 'n' Run
Release:
06.04.2021 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 6 Jahre
eShop Preis:
14,99 €
|
Screenshots:
ANZEIGE:
|