Kurztest:
Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung - Erweiterungspass (DLC)
Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung landete vor einem Jahr auf der Switch, war in Ordnung (zum Test) und präsentierte strukturell eigentlich keine großen Angriffspunkte für potenzielle Download-Zusätze. Klar, es gab unter den Charakteren ein paar, die ich persönlich am liebsten spielbar gesehen hätte, aber sonst war das Gesamtpaket erfüllend – wenn nicht sogar dezent überwältigend – genug. Aber Koei Tecmo wäre nicht Koei Tecmo, wenn es keinen DLC-Fahrplan gäbe und Nintendo ist dem Konzept gegenüber dieser Tage bekanntlich auch alles andere als abgeneigt. In zwei großen Schüben schaufelte das Entwicklerteam von Omega-Force neue Inhalte nach, die einige versäumte Chancen tatsächlich aufgreifen, auf anderer Seite aber auch dezent undurchdacht wirken. Was die zwei als Erweiterungspass erhältlichen Pakete bieten, verrate ich euch im folgenden Test.
Runde 1: Fleißarbeit im Namen der Forschung
Antike Lebenszeichen, die erste DLC-Runde, dreht sich um ein Forschungsprojekt des exzentrischen Pärchens Purah und Robelo. Die beiden sind nämlich über ein interessantes Subjekt gestolpert und brauchen nun eure Hilfe, um der Sache auf den Grund zu gehen. Für euch bedeutet dies, eine ganze Reihe an Sammelaufgaben zu erfüllen. Passend dazu gibt es eine Palette neuer EX-Aufträge zu bewältigen, nur sind die unsinnigerweise in der Missionsliste mit unter die levelspezifischen Listen gemischt. Soll heißen: Wollt ihr sie gezielt aus dem Menü herauspicken, sucht ihr euch einen Wolf. Nervig! Dass es auch anders geht, zeigen die im Verlauf der Forschung freischaltbaren Gefahrenmissionen, die nach jedem Gefecht auf der Karte auftauchen und euch gegen ein oder zwei besonders mächtige Monster in den Ring schicken. Diese werden stets in einer eigenen Kategorie ganz oben gelistet. Dafür stören diese wiederum dadurch, dass sie zuverlässig nach jedem verfluchten Kampf auftauchen und nach vier weiteren Schlachten wieder verschwinden, was jedes Mal mit einer entsprechenden Kartenfahrt gezeigt wird.
Der Schwierigkeitsgrad der neuen Missionen schwankt leider ebenfalls stark. Generell geht das Spiel davon aus, dass ihr im schlimmsten Fall das letzte Drittel der Hauptgeschichte erreicht habt. Idealerweise solltet ihr jedoch bereits einige Zeit in die Vervollständigung der Karte und das gleichmäßige Aufleveln eurer Truppe gesteckt haben, denn die Stärkeanforderungen sind absolut nicht ohne. Damit schneidet ihr euch auf der anderen Seite jedoch wieder ins eigene Fleisch, denn um das Sammeln bestimmter Objekte – teils komplett neu im DLC eingeführte – sowie das Erfüllen bestimmter Aufgaben der Marke „erledige 100 Feinde mit dem Feuerstab“ sorgt ebenfalls für viel Wiederholprogramm. Die zwei großen Störfaktoren, also die unübersichtliche Implementation der EX-Missionen sowie die stattliche Menge an Fleißaufgaben, nahmen mir praktisch direkt zu Beginn die Motivation. Dass später auch noch massig Zertifikate für das Erledigen der Gefahrenmissionen benötigt werden, die bestenfalls im Zweierpack ausgeschüttet werden, gab mir später den Rest.
Und das ist schade, denn auf der anderen Seite lockt ein ziemlich stattlicher Lohn. So gibt es endlich eine Möglichkeit, die gesundheitswiederherstellenden Äpfel zunächst teuer, später preiswerter vor Schlachtbeginn zu erwerben. Ferner lässt sich das Waffenlager erweitern und die Stärke der Shiekahmodule erhöhen. Viel wichtiger sind jedoch die neuen Werkzeuge: Links Doppelklauen verleihen dem hylianischen Gardisten ein vielfältiges, schnelles Manöverset, welches dank der Spezialaktion sogar ein wenig Abwechslung reinbringt. So kann er nämlich auf Knopfdruck bestimmte Bewaffnungsarten kopieren und so vorübergehend Großschwerter, Lanzen oder Keulen herumschwingen, bis sie zerbrechen – ganz wie man es von Breath of the Wild kennt. Zelda darf sich ebenfalls über ein neues Spielzeug freuen, welches passenderweise auch schon schon im Breath of the Wild DLC war: Das Motorrad Eponator. Tierisch schnell, extrem knifflig unter Kontrolle zu behalten und trotzdem wahnwitzig cool. Es war mir eine absolute Freude, mit Zelda irrsinnige Stunts aufs Parkett zu legen und dabei die Bokoblinscharen umzuhauen, auch wenn ich angesichts des hohen Tempos – das sich per Spezialaktion noch einmal erhöhen lässt – nicht immer ganz auf dem Schirm hatte, was eigentlich abläuft.
Abseits davon gibt es auch noch einen neuen spielbaren Charakter als Abschlussbelohnung, den ich aber für spoileraverse Naturen nicht vorwegnehmen möchte. Und nein, das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich ihn aus Entnervtheit wegen der mühseligen Aufgaben gar nicht erst freigeschaltet habe. Schauen wir doch lieber mal rüber ins zweite Paket, das hoffentlich besseren Stoff bietet.
Runde 2: Memoiren eines mechanischen Eis
Zunächst einmal: Achtung, Spoiler! Der Wächter der Erinnerung besteht nämlich aus einer Reihe von Sequenzen, die über den Verlauf der Hauptgeschichte verteilt sind, und greift daher unweigerlich Elemente ebendieser auf. Da gleich zu Beginn der so ziemlich letzte freischaltbare Charakter vorausgesetzt wird, gehe ich jedoch stark davon aus, dass ihr vor Abschluss der Haupthandlung sowieso nicht in den Zusatzinhalt eintauchen könnt. Eigenhändig ausprobiert habe ich dies jedoch zugegebenermaßen nicht. Jedenfalls dreht sich die Geschichte um den kleinen eiförmigen Wächterroboter, der Zelda, Link und die Recken auf ihrer Reise zur Rettung Hyrules begleitet. In acht Episoden erlebt ihr Erinnerungen des Rackers, die aus mehr oder minder zusammenhanglosen Einzelgeschichten bestehen. Immerhin werden hierbei einige verpasste Chancen aufgegriffen. So interagieren beispielsweise die Recken mit vier Figuren, mit denen sie im Hauptspiel trotz dieser einmaligen Steilvorlage praktisch nichts zu tun hatten. Ja, ich formuliere dies bewusst vage, denn aufgrund der involvierten Handlungsspoiler möchte ich ungern ins Detail gehen.
Da es sich hierbei maßgeblich um Story-DLC handelt, werden die neuen Hauptgefechte dankenswerterweise in einer eigenen Menükategorie zusammengefasst. Auch folgen die Missionen dem durchgescripteten Schema, das man von der bisherigen Handlung her kennt. Soll heißen: Statt einigermaßen freier Gefechte oder kompakter Aufgabenstrukturen stehen größere Schlachten auf dem Programm, die immer mal wieder mit kleinen Überraschungen aufgelockert werden. So will an einer Stelle etwa ein verlorener Zivilist zunächst ausfindig gemacht und anschließend in eine sichere Gegend eskortiert werden, während ihr anderorts eine feindliche Belagerung durchzustehen habt. Im Prinzip wird hier gewohnt gutes Programm gegeben, das jedoch abseits der letzten zwei Gefechte ohne spürbare Highlights daherkommt. Damit ihr in den gut 15-minütigen Schlachten auch reichlich zu tun habt, gibt es in jeder der neuen Missionen darüber hinaus eine drei Punkte umfassende Liste von Sonderzielen, die ihr erfüllen könnt. Das lohnt sich auch, denn auf diese Weise erhaltet ihr eine stattliche Anzahl an Ressourcen – die in meinem Fall das letzte bisschen Fleißarbeit für den geheimen Charakter des ersten DLC-Pakets abarbeiteten. Vermutlich hätte mich die oben erwähnte Sammelei bedeutend weniger frustriert, wenn ich einfach auf den Rest der Erweiterungspass-Inhalte gewartet hätte.
Mit gerade einmal rund zwei bis drei Stunden Spielzeit trägt natürlich auch die neue Geschichte nicht lang. Glücklicherweise warten darüber hinaus aber auch einige neue, extrem hochstufige Gefechte auf euch, bei denen ihr euer Glück versuchen dürft. Außerdem lassen sich stärkere Waffen und zusätzliche Moves für eure Helden freischalten und mit dem Duo Robelo und Purah sowie einer weiteren geheimen Figur ist auch für Kämpfernachschub gesorgt. Das Forscherpärchen im Speziellen spielt sich an und für sich sehr interessant: Der krakenarmig Schwerter schwingende Robelo drangsaliert seine Gegner mit weitreichenden Angriffen, während Purah immer dann zum Einsatz kommt, wenn die Sonderanzeige des Duos gefüllt ist. Dann beschwört ihr auf Knopfdruck eine Gerätschaft, mit der ihr die Kraft eines Titanen zum Einsatz bringt – beispielsweise indem Vah Ruta einen Streifen Landschaft unter Dauerbeschuss nimmt. Aber Obacht: Robelo selbst kann dabei auch erwischt werden! Ein perfekt passender und spaßiger Kampfstil, wobei euer Spaß stark davon abhängt, wie sehr ihr Purahs Kennphrase aushaltet. Für mich persönlich war nach fünf Minuten „KA-TSCHIKKA!“ im Dauertakt der Bedarf gestillt.
Fazit: Den DLC für das originale Hyrule Warriors habe ich sowohl auf Wii U als auch auf dem 3DS abgefeiert, der Erweiterungspass für Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung will jedoch einfach nicht mit mir zünden. Das beginnt allein damit, dass ein Großteil der Missionen nicht einmal in eine eigene Kategorie gestopft, sondern stattdessen wild unter die bisherigen Aufträge gemischt wird. Diese dann gezielt herauszupicken frustrierte mich so sehr, dass ich lieber die Karte auf- und abgefahren bin – was ich ebenfalls unangenehm finde. Dass ich speziell für die Forschungsaufgaben auch noch zu ständigen Wiederholungen verdammt bin, nur um bestimmte Materialien erbeuten oder Bedingungen erfüllen zu können, sorgte bei mir ebenfalls für wenig Freude. Runde 2 machte da schon allein mit der eigenen Kategorisierung für die Story-Missionen direkt einen besseren Eindruck, verlor sich dann jedoch schnell in einer lieblosen Verkettung bunt zusammengewürfelter Kurzgeschichten, deren Abschluss einfach nicht rund wirkte. Schlussendlich rissen es eigentlich nur die neuen Waffen des ersten Pakets sowie die spielbaren Charaktere des zweiten ein wenig für mich heraus, den Vollpreis hätte ich dafür jedoch keinesfalls berappt. Falls ihr fleißiger beim Levelgrinden wart als ich und es euch nach neuen Herausforderungen dürstet, ist der Erweiterungspass womöglich noch einen Blick wert. Ich für meinen Teil wurde jedoch im Großen und Ganzen von den neuen Inhalten enttäuscht.
Hängt seinen Forscherkittel an den Nagel: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Lieblos zusammengeschustert wirkendes Missionspaket, das zwar solide Schlachten sowie spaßige Charaktere und Waffen mitbringt, jedoch keinen wirklichen Mehrwert bietet. |
Wertung
Teils nette Nebengeschichten
Unterhaltsame neue Kampfstile
|
Neue Missionen mangels eigener Kategorie schwer gezielt heraussuchbar
Zusammenhanglose Extra-Story
Nervtötende Fleißarbeit im Forschungsinstitut
|
|

Spielname:
Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
|
Publisher:
Nintendo
Developer:
Omega-Force
Genre:
Action
Release:
20.11.2020 (erschienen)
Multiplayer:
1-2 Spieler
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
eShop Preis:
59,99 €
|
Screenshots:
ANZEIGE:
|
Gibt wenig Grund dafür.
Das Basegame reicht völlig.