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Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition

Review: Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition

Tjark Michael Wewetzer, 18.11.2021

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Wenn es um die Aufbereitung liebgewonnener Spieleklassiker geht, steht diese Herbstsaison unter absolut keinem guten Stern. Nicht nur versemmelte Nintendo jüngst mit emulationsbedingten Unzulänglichkeiten die Switch-Premiere diverser Nintendo-64-Titel, auch Rockstar Games hat sich diese Tage einiges an Kritik anhören müssen. Und da kann ich wirklich nicht um den heißen Brei herumreden: Der aktuelle Zustand von Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition ist natürlich unter aller Kanone. Gerade im Angesicht des videospielhistorischen Werts der GTA3logy aus PS2-Tagen kann und sollte man mehr von dieser Neuauflage erwarten. Und doch habt ihr vielleicht bereits die Wertung gesehen und fragt euch, warum ich denn jetzt nicht die Mutter aller vernichtenden Kritiken zusammengezimmert habe, die man aufgrund des Rufes der Sammlung vermuten würde. Zur Klärung ebendessen drösele ich für euch – und alle, die trotzdem noch ernsthaft an der Sammlung interessiert sind, aber keine Erfahrung mit den Titeln haben – alle drei Spiele einzeln auf. Ganz wie es die Meilensteine auch verdienen.

Ungeahnte Freiheiten … für das Jahr 2001: Grand Theft Auto III
Auch wenn die III im Titel darauf verweist, dass dieses Spiel nicht der tatsächliche Anfang von allem ist, war es das doch im größeren Sinne. Vor Grand Theft Auto III gab es schlichtweg kein Spiel, das derartige Freiheiten in einem dreidimensionalen Raum erlaubte. Klar konnte man schnurgerade den Missionen folgen und die Geschichte um den verratenen Gangster Claude erleben, doch bedeutend mehr begeisterte, was man außerhalb dieses Missionsrahmen tun konnte: Durch die Straßen von Liberty City schlendern, versteckte Päckchen aufstöbern, sich ein Taxi schnappen und Passagiere unter Zeitdruck von A nach B bringen, definitiv echte Eiscreme ohne irgendwelche halluzinogenen Substanzen verhökern … Oder eben auch einfach mit gesammelten (bzw. ercheateten) Waffen richtig die Sau rauslassen. Es war die perfekte 3D-Umsetzung des in den Vorgängern aus der Vogelperspektive präsentierten Spielgeschehens.

Heute jedoch wirkt Grand Theft Auto III natürlich wie ein Relikt längst vergangener Tage. Da Protagonist Claude kein Wort spricht, verkommt er in vielen Zwischensequenzen zum stillen Statisten, auf den die mal mehr, mal weniger freundlichen Gangsterbosse und Gehilfen einreden. Die Aufträge selbst fallen zudem in der Regel arg kompakt und zusammenhangslos aus. Trotzdem wird hierbei immerhin einiges an Abwechslung geboten: Bereits in den ersten Spielstunden hangelt ihr euch durch klassischen Gangsterfilm-Klischees wie dem Ausschalten bestimmter Bandenmitglieder, dem Stehlen eines Geldtransporters oder das Platzieren eines mit Bombe ausgestatteten Wagens. Und gerade weil diese Missionen in der Regel nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, eignen sie sich ideal für kurze Partien unterwegs.

All dies macht die Faszination von GTAIII aus. So altbacken es auch sein mag und so klein die Spielwelt nach heutigen Maßstäben auch ist, ist es gerade dieser Fokus aufs Wesentliche, der mir immer noch Freude bereitete. Dass die Story mich dabei nicht mitriss, war vergleichsweise Nebensache. Trotz allem würde ich jedoch dieses Spiel als einziges sehen, das man als bereits modernere Open-World-Spiele gewohnter Neuling getrost überspringen kann.

Verfeinerungen mit Flair der 80er Jahre: Grand Theft Auto – Vice City
Und das liegt zum Teil daran, dass Nachfolger Vice City im Prinzip eine ähnliche Gameplay-Erfahrung bringt, diese jedoch an diversen Stellen verfeinert. So ist etwa die Story hier bedeutend persönlicher: Hauptfigur Tommy Vercetti ist nicht auf den Mund gefallen und sucht sich seine Auftraggeber mit danach aus, ob sie ihm bei seinem größeren Ziel – der Wiederbeschaffung verlorener Drogengelder, idealerweise inklusive dazugehöriger Ware – auch wirklich weiterhelfen. Dabei schmiedet der harte Kerl auch diverse Bündnisse und mausert sich über Zeit vom frisch aus dem Knast entlassenen Kleinkriminellen zu einem großen Gangster. Die locker-flockigen Unterhaltungen während der Zwischensequenzen und auch im Verlauf einiger Missionen bringen zudem eine deutlich bemerkbarere Prise Humor ins Spiel, wohingegen GTAIII noch vergleichsweise ernst und bodenständig blieb.

Durch diese kleine Änderung wirken die an sich immer noch weitestgehend kompakten Missionen zudem direkt gehaltvoller. Es macht schon einen Unterschied, ob Tommy wortlos jeden Auftrag hinnimmt oder sich darüber beschwert, dass sein blaues Hawaii-Hemd auf einer noblen Party unter den größten Kriminellen Vice Citys nicht gut ankäme und sich daher neue Klamotten besorgen muss. Auch größere Feuergefechte, wie beispielsweise der Sturm auf die Villa eines Gangsterbosses via Helikopter, gewinnen durch die Wortwechsel zwischen Tommy und seinem Begleiter noch einmal einiges an Stimmung. Davon ab erwartet euch in Vice City jedoch im Prinzip die selbe Gameplay-Schleife wie im Vorgänger, nur eben in einem neuen, dezent größeren Gebiet. Ob ihr Mission für Mission abarbeitet, im Rahmen von Randale-Minigames die Straßen aufmischt, Pizzen ausliefert oder am Strand der Stadt die Seele baumeln lasst, ist euch überlassen. Für mich war Vice City allein der Stimmung halber schon der liebste Serienteil und daran hat sich mit der Neuauflage auch nichts geändert – auch wenn dabei zugegebenermaßen ein gewisses Maß an Nostalgie mitspielt und die veraltete Grundstruktur nach wie vor durchschimmert.

Der einstige Goldstandard aus der Grove Street: Grand Theft Auto – San Andreas
Genau hier kommt Grand Theft Auto: San Andreas ins Spiel. Im Prinzip fühlt sich der Teil wie das Ergebnis der in den Vorgängern begonnenen Experimente an – und ist zugleich auch ein Prototyp für die bedeutend größeren und noch detaillierter ausstaffierten Nachfolger GTAIV und V. Protagonist Carl Johnson – kurz: CJ – wird nicht einfach eine ihm fremde Gegend geworfen, sondern kehrt nach langer Zeit in seine alte Heimat zurück, in welcher seine Mutter jüngst verstarb. Schnell trifft er diverse alte Bekannte, mit denen er damals als Grove-Street-Gang Unruhe stiftete – und nun tritt die frisch vereinte Truppe wieder gemeinsam auf den Plan. Ich fühlte mich direkt mit den Figuren verbundener und lernte ihre exzentrischen Eigenheiten zu lieben. Sie liefern auf diese Weise aber natürlich auch reichlich Stoff für größere Dramen. In Gangster-Geschichten geht schließlich selten alles stets glücklich vonstatten.

San Andreas ist aber auch in so ziemlich allen anderen Bereichen größer und besser. Der Bundesstaat bietet bedeutend mehr Spielfläche mit abwechslungsreichen Arealen, einer stattlichen Anzahl an Sammelobjekten und Zusatzaufgaben. Selbst an den Hauptmissionen wurde eifrig gefeilt, um sie noch vielfältiger und umfassender zu machen. So mischt ihr zwar noch ganz simpel feindliche Banden vom Auto aus auf oder verfolgt Zielpersonen zu Fuß oder per Fahrzeug, ihr dürft euch allerdings auch beispielsweise an Diebestouren in Eigenheimen versuchen, mit der Hydraulikanlage eines Lowriders imponieren oder im Tanzminigame gaaaanz grob zum Beat der Musik Tasten drücken. Dass da nicht immer alles auf Anhieb klappt, auch weil manch Auftrag womöglich etwas unkonventionell ausfällt, ist selbstverständlich. Immerhin mindert die Definitive Edition hier den Frust: Bieten III und Vice City höchstens zu Auftragsstart einen Checkpoint, sind hier ein oder mehrere mitten im Spielabschnitt keine Seltenheit. Dank der teils absurden Wegstrecken, die im Original zum Missionsneustart getätigt werden mussten, sind diese neuen Kontrollpunkte mehr als willkommen.

Als wäre das noch nicht genug, brachte Rockstar Games damals leichte Rollenspiel- bzw. Lebenssimulationselemente mit ins Spiel. So könnt ihr CJ etwa in der Muckibude trainieren lassen, um seine Ausdauer und Muskelkraft zu erhöhen, oder ihn mit Fastfood und Ähnlichem vollstopfen, bis der Grove-Street-Veteran rundlichere Züge annimmt. In Klamottenläden dürft ihr euch wiederum mit zusammenstellbaren Outfits einkleiden, auch wenn die Menüführung dafür definitiv noch steinzeitlich wirkt. Tattoos und Frisuren bieten weitere Anpassungsmöglichkeiten für euren Vorzeige-Gangsta. Klar, manche Elemente mögen sich nicht wirklich einfügen oder wertig anfühlen – etwa das Tuning von Autos, die ich vermutlich eh ein paar Missionen später aus den Augen verlieren würde. Doch sie machen San Andreas zu einem für damalige Verhältnisse ambitionierten Erlebnis, das mich als jemand, der mit dem PS2-Original oder den bisherigen Neuveröffentlichungen nie in Kontakt kam, immer noch zu begeistern wusste.

Definitive Problem-Editionen
So weit, so großartig. Wären die drei Spiele nun schnörkellos portiert oder ansehnlich aufbereitet worden, wäre dies nun das Ende vom Lied und der Gesamteindruck – ob mit oder ohne verpasste Chancen – durchweg positiv. Da ihr allerdings vermutlich schon die zahlreichen Bilder und Videoclips aus diversen Version von GTA: The Trilogy kennt, wisst ihr bereits: So lief das leider nicht. So ist der leicht angepasste Look mit comichafter designten und teils unnatürlich rundgeschliffenen Charakteren Geschmackssache und die neue Beleuchtungstechnik lässt sie zudem in vielen Szenen wie Plastikfiguren wirken. Diverse bearbeitete Texturen wollen sich nicht zu einem stimmigen Bild zusammenfügen und speziell in GTAIII sind mir dermaßen viele Löcher in der Landschaft aufgefallen, dass es nicht mehr lustig war. Berichten zufolge kann man auch in diversen Ecken von San Andreas durch den Boden schauen, doch entweder kaschierte die bedeutend detailliertere Umgebung diese Unzulänglichkeiten gut genug, um mich zu täuschen, oder ich bin schlichtweg zu unaufmerksam dafür gewesen. Die Performance lässt leider ebenfalls zu wünschen übrig. Zwar liefen alle drei Titel für meine Gewohnheiten im maßgeblich von mir gespielten Handheld-Modus noch gut genug, wer jedoch auf ein flüssige(re)s Spielerlebnis Wert legt, braucht sich die Switch-Umsetzung gar nicht erst anschauen. Aber hey, dafür ist während des normalen Gameplays der Regeneffekt auf der Switch nicht so absurd überzeichnet, dass man am Ende nicht einmal mehr die Straße sieht! Oder ich hatte selbst in diesem Fall schlichtweg Glück und keine heftigen Regenschauer in Liberty City, Vice City und San Andreas erleben dürfen.

Tja, und sonst? III und Vice City sind – anders als die PS2-Originale damals – dieses Mal auch ungeschnitten in Deutschland erhältlich. Soll heißen: Randale-Missionen, bei denen ihr mit gegebenen Waffen eine Vielzahl bestimmter Figuren umlegt, sind vorhanden, gefallene Gegner und Passanten können Geld hinterlassen und es fließt eine zum Teil fast schon vernachlässigbare Menge an Blut. Im San Andreas-Teil erwähnte ich darüber hinaus bereits die Checkpoints, dank derer man sich nach Scheitern einer Mission den Marsch zurück zum Auftraggeber sparen darf – ein lobenswertes Feature, das jedoch auch mit kleinen Mängeln behaftet ist. So werden die damit verbundenen Autosaves in III und Vice City komischerweise immer vor den jeweiligen (überspringbaren) Zwischensequenzen gesetzt und wenn ihr etwa einen Nebenjob durch Sprung ins Wasser versemmelt, wird der Spielstand während des Absaufens gesichert. Unrettbar verliert ihr dadurch zwar nichts, da es effektiv kein wirkliches Game Over gibt, dezent nervig ist dies dennoch. Oh, und beinahe hätte ich das Achievement-System vergessen! Dies aber auch mitunter deswegen, weil die Spiele zwar freigeschaltete Trophäen vermerken, ihr diese jedoch nur dann einsehen könnt, wenn ihr die Switch-Version mit Rockstars Social Club verknüpft.

Bleibt nur noch die musikalische Ebene. Wie für GTA-Neuveröffentlichungen mittlerweile leider wohl üblich, fehlen diverse Tracks in allen drei Spielen aus lizenzrechtlichen Gründen. Neue Songs wurden hingegen nicht eingefügt. Auch sonst fällt die Audio-Komponente altersbedingt etwas ernüchternd aus. So ist GTAIII etwa vergleichsweise leise und bei San Andreas macht sich bei der englischen Sprachausgabe die enorme Kompression der Audiodateien bemerkbar. Ohne anständige Master-Versionen der Tonspuren ist da natürlich wenig rettbar, schade und auffällig ist der Umstand natürlich trotzdem.

Fazit:
Mit Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition wird zumindest eine Sache deutlich: GTAIII, Vice City und San Andreas genießen nicht umsonst absoluten Klassikerstatus und werden zu Recht als wegweisende Größen ihres Genres gefeiert. Sie bereiten mir auch heute noch unheimlich viel Freude – aber das eben nicht wegen, sondern trotz ihrer jeweiligen Umsetzungsqualität für moderne Konsolen. Es sind manchmal die kleinen Dinge wie beispielsweise der plastikhafte Lichtschimmer auf den Figuren, die diese Genregrundsteine wie amateurhafte Fanprojekte wirken lassen. Aber auch andere Schwächen trüben den Gesamteindruck enorm. Auf der Switch weisen Teile der Areale von GTAIII sichtbare Löcher auf, die neuen HD-Texturen sind nicht immer sauber an den jeweiligen Objekten angebracht und diverse Charaktermodelle sehen trotz teils gewolltem Comic-Look einfach nur seltsam aus – wenn sie nicht gleich über waschechte Fehler verfügen, wie es bei Langfinger-Cesar aus San Andreas der Fall ist. Zudem läuft die Switch-Version für eine Sammlung ehemaliger PS2-Titel ziemlich dürftig, auch wenn natürlich alles in einer neuen Engine neu aufgebaut wurde. Für meinen Teil bezeichne ich das Ergebnis zwar noch als spielbar, ich bin aber auch bedeutend toleranter, wenn es um niedrigere Framerate geht. Und all dies ist eben umso enttäuschender, da die drei PS2-Klassiker ohne jeden Zweifel immer noch begeistern. Klar ist GTAIII gnadenlos veraltet, eignet sich dank der kurzen Missionen jedoch ideal für zwischendurch. Vice City verfeinert die Formel und verleiht dem Spiel dank 80er-Jahre-Setting einen einzigartigen Look. Und San Andreas übertrumpft alles Vorherige durch die schiere Menge an abwechslungsreichen Inhalten. Nur leider nützt dies alles nichts, wenn die Umsetzung so dürftig ausfällt. Falls ihr mit den technischen Zugeständnissen und allgemeinen Unzulänglichkeiten leben könnt, ist GTA: The Trilogy für den schmalen Euro noch einen Blick wert. Zum Vollpreis jedoch? Nein, danke. Dazu müssten die enthaltenen Titel erst einmal auf ein angenehmeres Niveau gepatcht werden.

Trotz allem wieder daheim in Vice City: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Vielen Dank an Rockstar Games für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Leserwertung:

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Deine Wertung:

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Macht nur trotz ihrer Aufbereitung immer noch Spaß, nicht wegen: Ein Genreschöpfer und zwei unbestrittene Klassiker in einem Paket, das ihnen leider absolut nicht gerecht wird.

Wertung

UMFANG:

9.0

ABWECHSLUNG:

8.0

TECHNIK:

3.0
45
von 100

Drei Meilensteine der Videospielgeschichte in einem Paket

Vielfältige Missionen in einer massiven Gegend (San Andreas)

Einzigartiger Stil (Vice City)

Gut für zwischendurch (GTAIII)

Weniger Frust dank Checkpoints

Ungeschnittene Versionen

Technisch lachhafte Aufbereitung

Anfällig für Ruckler

Löcher in der Landschaft

Bemerkbare Audio-Kompression (San Andreas)

Vergleichsweise simpel und leer (GTAIII)

Wie werten wir?

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Spielname:
Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition

Typ:
Switch-Spiel

Jetzt Bestellen:
Zum Shop
Publisher:
Rockstar Games

Developer:
Rockstar Games

Genre:
Action Adventure

Release:
11.11.2021 (erschienen)

Multiplayer:
nicht vorhanden

Altersfreigabe:
Frei ab 18 Jahre

eShop Preis:
59,99 €

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