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Pokémon Legenden: Arceus

Review: Pokémon Legenden: Arceus

Tjark Michael Wewetzer, 08.02.2022

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Letzten Pokénovember durften wir in Erinnerungen schwelgen und die moderne Sinnoh-Region erneut besuchen (zum Test), nun geht es zurück in die noch fernere Vergangenheit – die Hisui-Region, das Sinnoh vor der Namensänderung. Pokémon Legenden: Arceus will gehörig am alteingesessenen Gerüst der Pokémon-Reihe rütteln. Es gibt keine Arenakämpfe. Keine Liga zu erobern. Keine Touristenausflüge oder Meisterschaftstourneen. Keine fiesen Schurkengruppierungen, die es auf die Macht eines legendären Pokémons abgesehen hätten. Stattdessen unberührte Natur und reichlich Taschenmonster in freier Wildbahn, die es zu schnappen gilt. Die Naturzone und die DLC-Ergänzungen des vielgescholtenen (aber trotz aller Schwächen von mir geliebten) Pokémon Schwert und Schild (zum Test) waren tatsächlich nur ein Testlauf für dieses Projekt. Und es hat mich für die Pokémonsammelei dermaßen begeistern können, wie es seit der ersten Generation auf dem guten alten Game Boy nicht mehr der Fall war.

Jugend forscht
In Pokémon Legenden verschlägt es euch ins beschauliche Jubeldorf, eine kleine, im Aufbau befindliche Ortschaft im Westen der Hisui-Region. Mehr oder minder gestrandet und daher ohne eigene Bleibe werdet ihr vom örtlichen Professor Laven aufgelesen, der sich zusammen mit einer als Galaktik-Expedition bekannten Gesellschaft der Pokémon-Forschung verschrieben hat. Ein gefährliches Feld, gelten die vielfältigen Taschenmonster hier doch tatsächlich noch als ebendies: Monster. Trotz einer gewissen Faszination für die Lebewesen herrscht im Jubeldorf noch maßgeblich Angst und Argwohn – Angst vor den wilden Kreaturen, die durch Hisui stromern, Argwohn vor euch, die ihr unvermittelt hier aufgeschlagen seid. Da Laven jedoch schnell bemerkt, dass ihr nicht nur erstaunlich wenig Furcht vor den Pokémon zeigt, sondern auch über das Talent verfügt, sie zu fangen, werdet ihr flugs in die Expedition mit eingespannt. Das Ziel ist nichts Geringeres als die Komplettierung des Pokédex – eine schriftliche Enzyklopädie über all die Wesen, welche die Region bevölkern. Mit dem dicken Notizbuch voller leerer Seiten sowie einem Satz jüngst entwickelter, primitiver Pokébälle in der Tasche zieht ihr also los, sie alle zu schnappen. Schließlich hallt in eurem Kopf auch ein bestimmter Satz immer und immer wider: „Begegne allen Pokémon.“

Zu diesem Zweck begebt ihr euch in eines der fünf im Handlungsverlauf freigelegten Gebiete und geht mal ganz anders für ein Pokémon-Spiel auf die Pirsch. Nicht unähnlich der Naturzone von Schwert und Schild tummeln sich die kleinen und großen Kreaturen grob in gewissen Habitaten, die ihrer jeweiligen Lebensweise entsprechen. So findet ihr die erstaunlich aggressiven Paras oder ruhig umherschwirrenden Sichlor etwa in Waldgegenden, während das Meer des Kobalt-Küstenlands von Tentacha und Mantax bevölkert wird. Die ein oder anderen eher ungewöhnlichen Aufenthaltsorte – etwa ein in den Lüften Kreise ziehendes Garados oder eine Insel voller Panflam – finden sich natürlich auch, machen das Entdecken der vielen Winkel der Welt jedoch umso spannender. Schließlich wusste ich dadurch nie, ob ich jetzt in dem neuen Fleckchen Hisuis beruhigt Ressourcen sammeln kann oder mir ein Knakrack auflauert, um mich mit einem Hieb zu vertreiben. Schade ist dabei nur, dass die Pokémon im Prinzip grob drei Verhaltensweisen zugeteilt sind: Entweder sie sind ruhig oder gar neugierig und dulden euren Aufenthalt, sie sind schreckhaft und suchen bei Blickkontakt das Weite oder sie sind auf Krawall gebürstet und nehmen euch aufs Korn, sobald sie euch erspähen. Abwandlung wie Damhirplex, welches erst angreift und dann Reißaus nimmt, finden sich selten. Dadurch fühlt sich die Begegnung mit den vielen Pokémonarten schlussendlich recht ähnlich an.

Freiwillige Hilfen für den Pokémonfang
Dieses Gefühl wurde bei mir dadurch gestärkt, dass ich mich stark auf den Fang konzentrierte. In der Theorie sollt ihr möglichst vorsichtig vorgehen und idealerweise euch an eure Beute heranschleichen, ohne dass sie etwas bemerkt. Dadurch könnt ihr sie nämlich direkt in einen Pokéball verfrachten, ohne überhaupt erst einen Kampf beginnen oder ihnen auf der Flucht hinterherjagen zu müssen. Zu diesem Zweck drückt euch Pokémon Legenden diverse herstellbare und auflesbare Werkzeuge in die Hand. Futtermittel dienen etwa dazu, Pokémon abzulenken und an eine bestimmte Stelle zu locken, mit Rauchbällen könnt ihr wiederum eure Präsenz verschleiern. Als wirklich verpflichtend hielt ich diese Optionen jedoch praktisch nie. Vielmehr erwischte ich mich im fortgeschrittenen Spielverlauf dabei, mit Vollgas in nahe gelegenes hohes Gras zu sprinten und von dort aus auf gut Glück meine Pokébälle zu werfen. Das funktionierte bedeutend häufiger, als es mir lieb war.

Dennoch hatte ich durchgehend meine helle Freude an der Hatz. Dass man mal eben so ein interessantes Pokémon erspäht und dies direkt ohne irgendwelche ausufernden Kampfanimationen schnappen kann, motivierte mich enorm. Zudem sorgt die fehlende Pflicht zur Nutzung fortgeschrittener Werkzeuge auch zu weniger Frust, was mitunter auch den bedeutend besseren Fangraten als in den bisherigen Pokémon-Rollenspielen zu verdanken ist. Selbst wenn es mal zum Kampf kommen sollte, hatte ich stets das Gefühl, selbst bei voller gegnerischer Lebensenergie ausreichend gute Schnappchancen zu haben, um das Pokémon direkt mit dem ersten Ballwurf zu fangen. Die Taktik funktioniert natürlich maßgeblich bei den „normalen“ Pokémon und denen, die sich weniger aggressiv verhalten. Jeder Landstrich verfügt aber auch über eine Hand voll Elite-Pokémon – größere Exemplare ihrer Gattung, deren Augen bedrohlich rot leuchten. Auch diese lassen sich kampflos fangen, in der Regel kam ich jedoch selten um ein Gefecht mit ihnen herum. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass rauflustige Taschenmonster jegliche Freifangversuche abblocken, wenn sie euch entdeckt haben. Wollt ihr sie also trotzdem schnappen, müsst ihr es im Zweikampf versuchen.

Kämpfen mit Stil
Das Kampfsystem wurde in Pokémon Legenden ebenfalls umgekrempelt, hier jedoch mehr im Detail. Fest eingeteilte Runden, in denen beide Parteien zum Zug kommen, gibt es nicht mehr. Stattdessen wird grob nach Initiativwert agiert, Aktionen müssen akut bestimmt werden. Dadurch kann es beispielsweise auch dazu kommen, dass eine Partei mehrmals hintereinander an der Reihe ist. Die jederzeit einblendbare Zugreihenfolge gibt dankenswerterweise über sowas Auskunft, zumal ihr mit bestimmten Moves auch in die Aktionsfolge eingreifen könnt. Interessanter wird es, wenn ein Pokémon eine Attacke gemeistert hat. Dann nämlich dürft ihr sie als Tempo- oder Krafttechnik verwenden. Soll heißen: Ihr schwächt euren Angriff ab, um schneller wieder zum Zug zu kommen, oder haut mit größerer Wucht auf den Putz, müsst im Zweifelsfall jedoch länger auf eure nächste Chance warten. Ein spannendes Kampfkonzept, das vor allem die Duelle bedeutend interessanter macht. Kein Wunder, fechtet ihr doch hauptsächlich eben solche aus.

Hin und wieder kommt es jedoch zu Situationen mit mehreren Gegnern und da zeigt Pokémon Legenden seine Ärgernisse. So können je nach Lage mehrere wilde Pokémon in einen Kampf eingespannt werden – bis zu vier Gegenspieler hatte ich teilweise. In so einem Fall habt ihr schlichtweg das Nachsehen, denn weder dürft ihr mehrere Pokémon in den Ring schicken, noch gibt es Angriffe, die mehr als ein Ziel treffen können. Es frustrierte mich ungemein, eines meiner Pokémon auf die Bretter geschickt zu sehen, weil ich schlichtweg drei, vier gegnerische Aktionen abwarten musste, bis ich wieder an der Reihe war. Selbst in den seltenen Kämpfen mit anderen Pokémonnutzern – der Beruf des Trainers hat sich in Hisui noch nicht so recht etabliert – geben einige wenig auf gute Duelletikette und schicken gleich zwei oder drei Pokémon zugleich los. Die „Nebenpokémon“ sind dabei zwar in der Regel einige Level schwächer als das Ass-Monster, doch dank der Eingriffe in die Spielbalance können selbst diese noch mächtig reinhauen, wenn man sie denn lässt. Kurzum: Auch wenn die Änderungen im Gefecht durchaus die alteingesessene Formel auflockern und interessante Neuerungen mitbringen, wirken sie auf mich noch etwas ungeschliffen und in manchen Situationen sogar dezent unfair. Kein Wunder also, dass Game Freak in Pokémon Legenden keine Multiplayerkämpfe bietet.

Eher als harmloses Gimmick anstelle einer tiefgründigen Spielmechanik verstehen sich auch die Bosskämpfe des Spiels. In jedem Areal gibt es nämlich ein besonderes Pokémon, das als Wächter fungiert. Diese sogenannten Königinnen und Könige sind leider aufgrund der in Hisui auftretenden Verzerrungen ziemlich mies gelaunt und greifen selbst die ihnen zugewiesenen Vertrauenspersonen an, die unter dem Kommando der rivalisierenden Diamant- und Perl-Clans der Region stehen. Ehrensache, dass ihr bei eurer Pokémonjagd auch die großen Bestien beruhigt. Dies geschieht jedoch nicht (nur) im klassischen Kampf, sondern durch eine kleine Action-Einlage. In einem abgegrenzten Areal müsst ihr das Ziel dabei so lange mit euch zur Verfügung gestellten Ruhegaben bewerfen, bis es besänftigt ist. Währenddessen müsst ihr wiederum den auf euch gerichteten Attacken ausweichen, um die ganze Sache möglichst schadlos zu überstehen. Solltet ihr doch mal versagen, ist das aber auch kein Beinbruch: Jeder Herrscherkampf verfügt über drei Checkpoints, von denen aus ihr wieder einsteigen könnt. Zudem geben sich die Obermotze nach gewissen Angriffen stets eine Blöße, während der ihr eines eurer Team-Pokémon in den Ring schicken könnt, um für eine längere Benommenheitsperiode für euren Ruhegabenregen zu sorgen. Die Tänze mit den Königinnen und Königen werden im Spielverlauf schon anspruchsvoller, rissen mich insgesamt aber dank ihrer recht eintönigen Struktur nicht ganz so sehr mit.

Das angenehme Leben in Hisui
Multiplayer mag zwar – wie oben angemerkt – fehlen, doch ganz ohne Netzwerkfunktionen kommt auch das Abenteuer in Hisui nicht aus. So dürft ihr natürlich auch hier wieder Pokémon mit anderen Leuten tauschen. Dies geschieht über passwortgestützte Sitzungen und erfordert entsprechend Absprache über externe Kommunikationsmittel. Wirklich Pflicht ist der Tausch jedoch dankenswerterweise nicht. So könnt ihr beinahe alle im Pokédex gelisteten Pokémon auch tatsächlich fangen, selbst höchste Entwicklungsstufen diverser Taschenmonster sind in freier Wildbahn antreffbar. Und selbst wenn ihr eure Zöglinge selbst auf die höchste Stufe bringen möchtet, seid ihr bei Pokémon, die sich sonst nur durch Tausch entwickeln, nicht aufgeschmissen. Ehemals ausrüstbare Items wie der Metallmantel oder der Magmaisierer provizieren die Weiterentwicklung direkt, während es für reine Tauschentwickler wie Kadabra oder Georok ein komplett neues Evolutionsitem gibt. Die notwendigen Objekte lassen sich dabei auf zweierlei Art bergen: Entweder sammelt ihr auch über das Internet gehandhabte Fundsachen von anderen Spielern ein und erbeutet so genügend Dankbarkeitspunkte, um sie gegen Entwicklungsitems einzutauschen, oder ihr sucht die gelegentlich in den Gebieten auftretenden Raum-Zeit-Verzerrungen auf. Letztere beherbergen nämlich nicht nur eine Hand voll exklusiver Pokémon, sondern auch massig zufällige Wertgegenstände. Frustrierend wird es jedoch, wenn man so eine Verzerrung provozieren möchte, weil man etwa ein bestimmtes Pokémon aus dem Bereich noch benötigt. Nach jetzigem Stand ist sich die Community jedenfalls noch nicht einig, welche Faktoren in die Spawnrate einfließen.

Überhaupt hat sich Game Freak aber einige Überlegungen darüber gemacht, wie man das Spiel bedeutend angenehmer gestalten kann. Dazu zählt zum Beispiel auch, dass eure Pokémon sich allgemein nur auf euer explizites Kommando weiterentwickeln. Sind die Bedingungen erfüllt, werdet ihr darüber informiert und könnt den Prozess über das Menü einleiten. Ideal für beispielsweise Evoli, das sich je nach genauen Umständen anders entwickelt. Auch gefällt mir sehr, dass sich die Pokémon nun technisch gesehen alle gelernten Attacken merken, allerdings nur vier davon zugleich „ausrüsten“ können. Soll heißen: Gefällt euch eure aktuelle Konfiguration nicht, lässt sich diese unkompliziert anpassen. Leider bekam ich umgekehrt das Gefühl, dass die Auswahl Moves bedeutend reduziert wurde. Klar funktionieren dafür jetzt bestimmte Manöver anders – Tarnsteine fügt dem aktiven gegnerischen Pokémon nun nach jedem Zug Schaden zu anstatt nur beim erstmaligen Auftreten – doch insgesamt fühlten sich die Attackenauswahlen über weite Strecken ziemlich ähnlich an. Daran ändern auch die gelegentlich eingestreuten Markenzeichen-Manöver nicht viel.

Die Galaktik-Alles-Agentur
Wir haben Pokémon gesammelt, bekämpft, angepasst und sogar die Obermacker der Hisui-Region ruhig gestellt. Was lässt sich noch anstellen? Mehr als genug, denn beinahe 100 nummerierte Sidequests sind ebenfalls in dem Spiel untergebracht. So möchte maßgeblich der Bevölkerung von Jubeldorf ausgeholfen werden, doch auch einige Wanderer oder Abgesandte der Diamant- und Perl-Clans brauchen euch als Problemlöser. Hier spielt Pokémon Legenden erneut in den Gedanken, dass die Pokémon in dieser Zeit noch recht unerforscht sind. Da möchte ein kleines Kind schon mal gern wissen, was Karpador, das coolste aller Pokémon, so auf dem Kasten hat, oder drei Streithähne diskutieren darüber, welches der von ihnen gesichteten Burmy denn nun tatsächlich eines ist. Die Aufgaben sind zu großen Teilen beileibe nicht tiefgründig und lassen sich je nach Fangfleiß manchmal sogar direkt nach Erhalt abschließen, lockern die Expeditionen im Freien jedoch gekonnt auf und geben euch abseits der Vervollständigung des Pokédex reichlich zu tun. Zudem belohnen sie natürlich gern mal mit nützlichen Gebrauchsgütern.

Dieser eine große Makel …
So weit, so gut. Leider kommt auch Pokémon Legenden nicht um ein heftig diskutiertes Element herum und dabei handelt es sich – ähnlich wie bei Strahlender Diamant und Leuchtende Perle – um die Optik. Und ja, die ist ohne Frage ausbaufähig. Wenn etwa gleich bei einem Spaziergang während der ersten Spielminuten Umgebungsdetails wie Steinformationen unschön ins Bild ploppen oder der Schatten eines Baumes sichtbar zu früh ausgeblendet wird, wirkt das mies. Und spätestens wenn man im fortgeschrittenen Spielverlauf die Umgebungen aus der Luft erkundet, sind solche Phänomene leider an der Tagesordnung. Tatsächlich fielen mir diese Probleme bei normalen Fußmärschen oder auch dem beschleunigten Ritt mit Damythir nicht mehr so deutlich auf. Die dichteren Waldgebiete, weitläufigen Sümpfe und bergigen Landschaften kaschierten die Nachladerei für mich erstaunlich gut. Das mag womöglich auch daran liegen, dass meine Augen vielmehr auf den herumstreunenden Pokémon ruhten, die – anders als bei Schwert und Schild damals – nun auch auf weite Strecken sichtbar sind. Was die vergleichsweise simplen Umgebungstexturen und gröber modellierten Umgebungen anbelangt, habe ich vielmehr das Gefühl, dass sich Game Freak an einem Grafikstil versucht haben, der leider nicht so ganz aufgeht. Wenn ich beispielsweise vom Kliff der Kobalt-Küste in Richtung Festland schaue, wirkt die Landschaft fast schon wie ein altjapanisches Gemälde. Die unten sichtbaren Sandbanken mit drüberliegendem Flachwasser hingegen erinnern wiederum mehr an eine Textur, die nicht richtig geladen wurde.

Was die Umgebung nicht bietet, holen jedoch zumindest die Animationen und Charaktermodelle wieder heraus. Die Pokémon sehen durch die Bank weg gut aus und bieten diverse kleine Animationen, die sie etwa im Kampf, beim Sammeln von Ressourcen oder auch beim einfachen Herumstreunen in der Umgebung zum Besten geben. Wenn man jetzt nur seine Meute auch knuddeln könnte … Die menschlichen Charaktere wirken ebenfalls ein gutes Stück lebhafter und verfügen über teils amüsante Gesichtsausdrücke, nur sollte man bei den Texturen mancher Details wie dem Galaktik-Logo auf Lavens Kittel nicht zu genau hinschauen. Nicht zuletzt erfreute mich, dass Pokémon Legenden im von mir ausschließlich gespielten Handheld-Modus beinahe durchgehend stabil lief und lediglich in kurzen Phasen beim Flug mal dezente Ruckler durchschimmern ließ. Die Ladezeiten hielten sich zudem sowohl bei Schnellreisen als auch bei Gebietserstladevorgang angenehm in Grenzen – was den Schmerz dadurch, dass man für einen Habitatswechsel erst den Umweg über Jubeldorf nehmen muss, bevor man von einem Areal ins nächste gelangen kann, zumindest dezent lindert.

Fazit:
Tjark Michael Wewetzer [Alanar]: Ich gestehe, ich gehörte auch zu den Zweiflern bei Pokémon Legenden: Arceus. Im Vorfeld dachte ich, dass ein derartiges Konzept viel zu aufwändig in der Umsetzung sei und als dann verraten wurde, dass der Release nur ein gutes Jahr nach Ankündigung erfolgen sollte, hielt ich dies für ein schlechtes Zeichen. Doch auch wenn es sicherlich noch so einige Baustellen gibt, hat mich die rundumerneuerte Pokémonjagd erstaunlicherweise so sehr in den Bann gezogen, dass ich zum ersten Mal seit der Roten Edition für den Game Boy damals auch meinen Pokédex vervollständigte. Allein die Tatsache, dass ich nicht erst diverse Animationsphasen abwarten muss, bevor ihr zum Schnappversuch übergehen kann, nur um mich dann noch einmal durch diverse Menüs zu klicken, motivierte mich ungemein zur verstärkten Pokémonsuche. Ich werfe einfach einen Pokéball, warte einen Wackler ab und habe dann mein Ergebnis. Und sollte es doch einmal zum Kampf kommen, laufen diese ebenfalls bedeutend schneller als in vorherigen Editionen ab. Es sind aber auch die Gefechte, die im Austausch dafür spürbar zurückstecken mussten. Die neuen Mechaniken sind ohne jeden Zweifel spannend und perfekt für Duelle ausgelegt, wirken aber noch dezent unausgegoren – gerade bei Kämpfen gegen andere Leute mit mehreren Pokémonbegleitern. Und dass man optisch mehr hätte rausholen können bzw. der gewählte Grafikstil nicht ganz funktionieren möchte, versteht sich auch von selbst. Doch wenn ich im Umkehrschluss daran denke, wieviel Freude ich beim Ausfüllen des Pokédex hatte, wie sehr mich die unterschiedlichen Forschungsaufgaben für die Dex-Einträge motivierten, wie erfrischend es ist, im Handlungsverlauf mal einen komplett anderen Umgang mit den Pokémon zu erleben … Dann wiegt dies die Kritikpunkte zumindest meiner Ansicht nach recht gut auf. Nicht zuletzt würde ich liebend gern diverse Komfortfunktionen wie die Pokémonentwicklung auf Kommando oder das ausrüstbare Attackenarsenal auch in zukünftigen Titeln wiedersehen. Insgesamt sehe ich Pokémon Legenden: Arceus einerseits als Grundstein für ein noch besseres Spiel, das die Schwachpunkte ausbügelt und etwa an der Vielfalt an Pokémon-Verhaltensmustern etwas dreht. Doch auf der anderen Seite macht der Titel auch so schon dermaßen Laune, dass man als Pokémon-Fan und Freund von sammellastigen Rollenspielen einfach nicht drumrum kommt.

Sebastian Mauch [Paneka]: Im Gegensatz zu Tjark habe ich mir das Spiel privat gekauft, was bei der Pokémon-Reihe dank jüngster Ableger eher mit gemischten Gefühlen einhergeht. Die kürzlichen Remakes, das Sonne/Mond-Konglomerat und Schwert/Schild waren mal so gar nicht meins - wobei Ersteres immerhin von der Nostalgie leben konnte und somit ein Stückchen Kindheit zurückbrachte. Ein Titel, der mal etwas anders machte, etwa das Fangen, war Let's Go Pikachu/Evoli. Dort vervollständigte ich seit den Anfängen der Reihe endlich mal wieder den Pokédex, einfach weil es MÖGLICH war. Vollkommen uninformiert und unvoreingenommen gab ich Legenden: Arceus mal eine Chance, und es sollte sich lohnen! Binnen nicht mal einer Woche häufte ich über 50 Spielstunden an, erkundete jeden Winkel der (gar nicht mal so leeren) Spielwelt, löste Rätsel um Icognitos und legendäre Viecher, und entflammte die alte Leidenschaft für die Jagd nach Shinies, auch wenn die mir mangels Endgame so quasi nichts bringen. Vor allem aber: Der Pokédex ist nun ein weiteres Mal komplett, und das so ganz ohne auf andere Spieler angewiesen zu sein, oder auf rare Code-Aktionen in irgendwelchen Gamestop-Filialen, oder über Bezahlabos Pokémon zwischen Generationen zu übertragen … Besonders beeindruckte mich der Mut von Game Freak, so viel über den Haufen zu werfen, dass es schon wieder gut ist. Auch was man in Hinsicht auf die großen Areale in Sachen Ladezeiten bewerkstelligt hat, gibt mir Hoffnung, dass dort doch noch Leute arbeiten die ihr Fach verstehen. Für mich persönlich wäre die Wertung geraaaade so unter der 90er-Marke gelandet, aber ich muss ja hier heute auch nicht objektiv sein. Nach allem was die Pokémon Company über die Jahre so fabriziert hat, ist Pokémon Legenden: Arceus ohne lange zu überlegen meine neuer Nummer Eins und ich bin gespannt auf das, was aus der neuen Subreihe „Legenden“ noch so rauszuholen ist.

Eingespieltes Jägerteam: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] und Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Leserwertung:

Noch keine
Deine Wertung:

-
Mitreißende Abenteuer in der Wildnis von Hisui: Ein fesselndes Rollenspiel, das trotz einiger Schwächen die alte Begeisterung für die Pokémonjagd wieder aufleben lässt und mit reichlich Aufgaben aufwartet.

Wertung

STORY:

7.0

SPIELWELT:

9.0

UMFANG:

8.0
82
von 100

Mitreißende Pokémonsammelei

Weitläufige, abwechslungsreiche Umgebungen

Verspielte Pokémonanimationen

Reichlich lobenswerte Komfortfunktionen

Kurzweilige Nebenquests, die das Szenario ausbauen

Teils unschön ins Bild ladende Umgebungsobjekte

Nur drei grobe Pokémon-Verhaltensmuster

Unausgegorene Teamkämpfe

Driftlon. Überall Driftlon.

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Spielname:
Pokémon Legenden: Arceus

Typ:
Switch-Spiel

Jetzt Bestellen:
Zum Shop
Publisher:
Nintendo

Developer:
Game Freak

Genre:
Rollenspiel

Release:
28.01.2022 (erschienen)

Multiplayer:
1-2 Spieler

Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre

eShop Preis:
59,99 €

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