Review:
Triangle Strategy
So kann's gehen: Da machte Octopath Traveler (zum Test) vor nunmehr vier Jahren mitunter durch seinen Grafikstil von sich reden und nun bringt Square Enix gleich eine ganze Staffel neuer Spiele im sogenannten HD-2D-Look raus. Den Anfang dieser Kette bildet etwas, das Octopath Traveler zumindest stilistisch recht nahe kommt: Triangle Strategy. Seltsamer Name? Check. Rückbesinnung auf klassische Genre-Tugenden mit modernen Twists? Check. Einmaliger Soundtrack, der mich direkt wieder ins Schwärmen bringt? Doppel-Check. Was der geistige Erbe von Tactics Ogre und Final Fantasy Tactics auf dem Kasten hat und ob er den genreprägenden Spielen aus Squares eigener Vergangenheit überhaupt das Wasser reichen kann, das verrate ich euch in diesem Test.
Das Salz in der Suppe des Friedens
Schauplatz des Taktik-RPGs ist der Kontinent von Norzelia, auf dem sich ein Konflikt um wertvolle Ressourcen zugetragen hat – und nun wieder zu entflammen droht. So bizarr es auch klingen mag, ist ausgerechnet Salz eines der wertvollsten Güter dieses Gebiets, und dafür wurde reichlich Blut vergossen. Protagonist Serenoa Wolffort, Erbe einer der drei großen Fraktionen des Spiels, darf sich in der kurzen Zeit des Friedens jedoch auf etwas anderes freuen: Die Vermählung mit seiner Verlobten Frederica aus dem hohen Hause des nördlichen Reiches Aesfrost. Entsprechend gemächlich entfaltet sich der Einstieg von Triangle Strategy: In den ersten Stunden wird euch die allgemeine Lage nähergebracht, ihr lernt die nennenswerten Ecken von Norzelia kennen und nehmt sogar an einem freundschaftlichen Kampfturnier zwischen den führenden Häusern Teil. Dass dieser Frieden nicht lange wahrt, versteht sich von selbst. Im Hintergrund werden Intrigen geschmiedet und ein scheinbarer Zufall führt über kurz oder lang zu einem neuen Konflikt, in den auch Serenoa und seine Begleiter mit hineingezogen werden. Als Vertreter des Hauses Wolffort kann er schließlich nicht tatenlos zusehen.
Wie genau die Geschichte verläuft, könnt ihr innerhalb gewisser Grenzen mitbestimmen. An vorgegebenen Punkten berät sich Serenoa mit seinen Gefährten über die weitere Vorgehensweise und lässt darüber abstimmen. Demonstriert wird dies zu Beginn durch die Auswahl zwischen zwei Reisezielen, die ihr aus diplomatischen Gründen aufsuchen könnt. Je nachdem, wo ihr landet, verlaufen auch die Kämpfe teils deutlich anders. Schlussendlich läuft die Geschichte bis zum großen Scheidepunkt gegen Ende jedoch grob auf ähnlichen Bahnen, deren Abzweigungen immer wieder zusammengeführt werden. Was nicht bedeuten soll, dass eure Auswahlmöglichkeiten im Gespräch mit anderen Figuren keinerlei Bedeutung haben. Mit diesen Plaudereien und anderen Aktionen sammelt ihr nämlich Gesinnungspunkte, die zum Erhalt neuer Einheiten benötigt werden und zumindest gefühlt auch eure Chancen erhöhen, bei den Abstimmungen die Meinungen eurer Kameraden zu kippen. Für Letzteres dürften jedoch maßgeblich eher die in kleineren Erkundungsrunden aufgeschnappten Informationen ausschlaggebend sein. Clevererweise verheimlicht euch Triangle Strategy beim ersten Spieldurchlauf, wie genau sich eure Aktionen auf Serenoas Gesinnung auswirken. Durch die häufige Einblendung der Meldung, dass sich seine Gesinnung gefestigt habe, entwickelte sich bei mir recht schnell ein unwohles Gefühl, als ob meine unscheinbaren Aktionen in das große Ganze mit hineinspielten – etwas seltsam, wenn die Nachricht beim Aufsammeln eines Beutestückes auf dem Schlachtfeld erscheint, aber dennoch nachdrucksvoll.
Freie Karrierewahl? Nicht in Norzelia
Von der Spielstruktur her borgt sich Triangle Strategy mehr von Fire Emblem als von Tactics Ogre. Soll heißen: Ihr verfolgt die Rahmenhandlung nicht von einer frei erkundbaren Weltkarte aus, über die ihr alle Ziele ansteuert, sondern werdet von Handlungspunkt zu Handlungspunkt geschleift. Gelegentlich gibt es eine Hand voll Nebenereignisse zu Betrachten, die euch Einblicke in die Denkweise anderer Adelshäuser oder des einfachen Volkes geben, diese können bei Bedarf jedoch auch komplett ignoriert werden. Trotzdem bietet das Spiel natürlich ein kleines Nebenprogramm in Form von freien Gefechten, die ihr über euer Lager aus aufrufen könnt. Ideal, um beispielsweise Geldmittel und Materialien für Upgrades zu sammeln. Auch hier unterscheidet sich Triangle Strategy vom vermeintlichen Vorbild Tactics Ogre bzw. Final Fantasy Tactics: Die Klassen eurer Charaktere sind fest vorgegeben, alle rekrutierbaren Figuren erfüllen eine bestimmte Rolle. Assassine Anna kann etwa pro Zug zwei Aktionen statt lediglich einer durchführen und sich mit einer Spezialfähigkeit aus dem Blickfeld der Gegner halten, während Eismagier Corentin mit seinen Kältekräften die Mobilität der Feinde (und auch Verbündeten) einschränkt. Neue Fähigkeiten werden fest auf vorgegebenen Charakterleveln ausgehändigt, einige von ihnen erfordern jedoch zuvor die Beförderung in eine höherstufige Klasse – die Karrierepfade sind dabei ebenfalls fest vorgeschrieben. Sogar das Ausrüstungssystem ist stark vereinfacht und erlaubt euch lediglich den Austausch von Accessoires. Lediglich bei der Aufwertung einer Hand voll passiver Boni habt ihr etwas mehr Einfluss auf die Entwicklung eurer Truppe, generell funktionieren sie aber so, wie die Entwickler es auch vorgesehen haben. Solltet ihr also die enorme Anpassbarkeit der Einheiten aus Tactics Ogre und Final Fantasy Tactics geschätzt haben, ist Triangle Strategy nicht wirklich für euch geeignet. Auf der anderen Seite sorgt die Vielzahl an Spezialisten jedoch für abwechslungsreiche Truppenkonfigurationen und Anfänger fühlen sich zudem nicht gleich von der Vielzahl an Variablen erschlagen.
Alles, was die Trickkiste zu bieten hat
All das Wissen und die Vorbereitungen werden schlussendlich in den Schlachten notwendig. Die Gefechte laufen dabei in einheitenspezifischen Zügen statt – soll heißen, die schnellste Figur bewegt sich zuerst, dann die zweitschnellste und so weiter. Ihr könnt dabei stets sowohl eine Bewegung als auch eine anderweitige Aktion durchführen. Ob ihr dieses Manöver für einen Angriff nutzt oder etwas aus eurem Inventar kramt, ist euch überlassen. Die wertvollen Spezialfähigkeiten, die mit unter euren Charakteraktionen gelistet sind, lassen sich jedoch nicht ohne weiteres aus dem Ärmel schütteln, sondern erfordern stetig regenerierende FP. Allein damit ließe sich bereits eine solide Grundlage für taktische Schlachten schaffen, doch Triangle Strategy geht ein paar Schritte weiter. Diverse kartenspezifische Faktoren können ebenfalls den Schlachtverlauf beeinflussen. So lassen sich Feinde beispielsweise mit Elementmagie und Fallen in bestimmte Richtungen navigieren oder mit Fredericas Feuermagie bei strahlendem Sonnenschein effektiver rösten. Wer vorausschauend spielt, kann zudem zusätzliche Angriffe inaktiver Kameraden auslösen, sofern sie euch gegenüber direkt auf der anderen Seite des Gegners stehen. Für viele dieser taktisch vorteilhaften Aktionen spendiert euch das Spiel Ruhmpunkte, die ihr wiederum gegen diverse Hilfsmittel eintauschen könnt. Dazu zählen mitunter die zahlreichen Trümpfe: Mit stark begrenzten Trumpfpunkten gespeiste Aktionen, die euch zusätzlich zu eurem Standardkommando vorteilhafte Effekte verschaffen. Kombiniert mit der Vielzahl an möglichen Truppenaufstellungen könnt ihr euch auf dem Schlachtfeld also strategisch mehr als genug austoben. Eine mehr als löbliche Sache, zumal auf diese Weise selbst bei wiederholten Spielanläufen für die anderen Enden einiges an Abwechslung geschaffen wird.
Die Schlachten laufen ebenfalls nicht alle schlichtweg nach Schema F. Klar gibt es diverse Karten, auf denen „nur“ alle Gegner besiegt werden müssen, doch selbst diese können Tücken aufweisen – wenn man etwa mit einem schier unantastbar wirkenden Gegner zu streiten hat und sich dann an speziellen Fallen auf dem Gebiet bedient. An wieder anderer Stelle gilt es, eine Front zu durchbrechen und den dahinterliegenden Fluchtpunkt zu erreichen. Auch hier hält euch Triangle Strategy stets auf Trab und stellt euer Geschick mit diversen bösen Überraschungen auf die Probe. Wirklich unfair werden die Gefechte dabei glücklicherweise nie und selbst wenn ihr euch mal überfordert fühlen solltet, lässt sich der Schwierigkeitsgrad im Bedarfsfall ein wenig herunterdrehen. Alternativ lohnt sich manchmal auch schlicht ein anderer Ansatzpunkt für eure Vorgehensweise, sei es durch den Einsatz anderer Figuren oder einen Abstecher zum Schmied.
HD-PS1
War der HD-2D-Stil bei Octoptah Traveler noch ein richtiger Hingucker, wirkt er bei Triangle Strategy auf mich erstaunlicherweise bedeutend weniger beeindruckend. Das mag mitunter daran liegen, dass das Spiel beinahe ausschließlich aus einer isometrischen Ansicht gespielt wird und sich somit nicht groß von der Optik von Final Fantasy Tactics unterscheidet. Nicht falsch verstehen: Die pixeligen Charaktere haben definitiv ihren Charme und die Umgebungen sind immer noch wunderschön gestaltet sowie mit zahlreichen netten Details ausstaffiert. Dass die Fläche außerhalb des abgesteckten Spielbereiches etwa an eine Landkarte erinnert, gefällt mir sehr. Ein wirklicher Wow-Effekt blieb bei mir jedoch aus. Anders verhält es sich da bei der Audiokomponente. Der Soundtrack ist einmalig geworden und unterstreicht die Stimmung des ereignisreichen Konflikts auf dem Kontinent Norzelia perfekt. Auch die Sprachausgabe sorgt für die richtige Atmosphäre, werden die englischen Dialogzeilen doch erstklassig vorgetragen. Und keine Bange: Deutsche Texte gibt es dazu natürlich auch, nur eben nicht die passende Tonspur.
Fazit: Triangle Strategy reiht sich für mich in die lange Liste der Erben von Final Fantasy Tactics ein, die ich mir herbeigewünscht habe, schlussendlich aber irgendwie nicht bekam. Das muss jedoch nicht unbedingt etwas schlechtes sein, denn das neue Strategierollenspiel von Square Enix macht stattdessen sein eigenes Ding. Von Vorbild Tactics Ogre übernommen ist die spannende Geschichte um politische Intrigen und ein von Krieg zerrüttetes Reich, vermengt mit diversen Abzweigungen, über die ihr den Verlauf und schlussendlich den Ausgang der Geschichte prägt. Bei den strategischen Gefechten müsst ihr hingegen auf vorgegebene Einheiten mit überschaubarer Anpassbarkeit vorlieb nehmen, diese bestechen dafür jedoch durch ihre schiere Vielfalt. Jeder Spezialist trägt auf seine Art zum Team bei und eröffnet unterschiedliche Möglichkeiten. Erhöht ihr mit dem Schmied Jens eure Mobilität, indem ihr Leitern platziert? Oder nehmt ihr an seiner Stelle vielleicht lieber den Berater Benedict mit, dessen Stärkungsfähigkeiten eure Frontkämpfer auf vielfältige Weise unterstützen? Vielleicht wollt ihr auch einfach mit dem Magierlehrling Narve die volle Macht der Zauberelemente entfesseln und so gleich mehrere Gegner wegpusten? Klar habe ich das ausgiebige Feintuning einzelner Einheiten irgendwie vermisst, doch in Anbetracht der mannigfaltigen Aufstellungsoptionen vergaß ich dieses Manko schnell wieder. Und auch wenn ich beileibe nicht der beste Taktiker unter der Sonne bin, hatte ich enorme Freude mit Triangle Strategy. Ein spannender Strategiespaß, den sich Freunde taktisch orientierter Rollenspiele nicht entgehen lassen sollten!
Verschwendete zwei Monate mit zu viel unnötiger Nachdenkerei: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.
Ein großartiges Taktik-RPGs, das optisch Genreklassikern Tribut zollt und doch definitiv sein eigenes, spannendes Konzept umsetzt. |
Wertung
STORY:
8.0
SPIELTIEFE:
8.0
TECHNIK:
8.0
87 von 100
Spannende, verzweigte Handlung
Vielfältige Charaktere mit spezifischen Rollen
Abwechslungsreiche Taktikschlachten
Einsteigerfreundliches Einheiten-Management
Malerische Umgebungen
Erstklassiger Soundtrack
Löbliche Vertonung
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Wenig Variablen bei der Charakterstärkung
Teils inflationärer Gebrauch der „Gesinnung gefestigt“-Meldung
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Wie werten wir?
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Spielname:
Triangle Strategy
Typ:
Switch-Spiel
Jetzt Bestellen:
Zum Shop
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Publisher:
Square Enix
Developer:
Square Enix
Genre:
Rollenspiel
Release:
04.03.2022 (erschienen)
Multiplayer:
nicht vorhanden
Altersfreigabe:
Frei ab 12 Jahre
eShop Preis:
59,99 €
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Screenshots:
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